Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
die musste erst mal zu Geld gemacht werden. In der Zwischenzeit gab es laufende Kosten für die Lebenshaltung, die Angestellten, das gemietete Haus in Los Angeles. Dazu kam, dass Taylor Smith unauffindbar war. Tiffany hatte genau gespürt, wie verzweifelt ihre Mutter war.
Also konnte sie Hilfe von dieser Seite vergessen. Ihre Mutter brauchte einen Scheidungsanwalt, und wenn Tiffany wieder zu Hause war, würde sie sich darum kümmern. Doch das ging Rafiq nichts an.
„Wie kommt es nur, dass wir schon wieder von mir reden?“, fragte sie. „Ich bin nicht so interessant.“
„Da bin ich anderer Meinung“, bemerkte er, und seine Stimme klang samtweich.
Sie erschauerte und lenkte schnell ab. „Sir Julian ist Neuseeländer. Er besitzt ein historisches Anwesen in Auckland, das man oft in Lifestyle-Magazinen sehen kann.“
Rafiq ging nicht auf ihren Themenwechsel ein. „Sie stammen also aus Neuseeland? Ich konnte Ihren Akzent nicht ganz einordnen.“
„Ich habe ein paar Schuljahre in Amerika verbracht, weil mein Vater dort arbeitete“, erklärte sie. Es war eine schwierige Zeit gewesen, und schließlich war ihre Mutter mit ihr nach Auckland zurückgekehrt. Ab und zu war sie nach Los Angeles geflogen, um Partys für ihren berühmten Mann zu geben – und dabei ein Auge auf ihn zu haben. Mit siebzehn hatte Tiffany zum ersten Mal in einem Boulevardblatt über die Affären ihres Vaters gelesen.
„Ist Ihr Vater beim Militär?“
„Nein, aber er ist viel unterwegs.“
„Ein Geschäftsmann?“
„So etwas Ähnliches.“ Sie trank einen Schluck Wodka Orange. „Und Sie? Woher stammen Sie?“
„Ich komme aus Dhahara. Das ist ein kleines arabisches Königreich an der Grenze zum Oman.“
„Das ist ja faszinierend!“
„Aha, Sie finden mich also faszinierend?“
Tiffany warf ihm einen verblüfften Blick zu und entdeckte das ironische Funkeln in seinen Augen. „Nicht Sie!“ Sie lachte und entspannte sich ein wenig. „Das Land, in dem Sie leben, fasziniert mich.“
„Jetzt haben Sie mir das Herz gebrochen.“
„Flirten Sie etwa mit mir?“
„Scheint, als hätte ich meine Fähigkeiten eingebüßt. Normalerweise muss eine Frau mich das nicht fragen.“ Er streckte seine langen Beine aus und lockerte seine Krawatte.
Unwillkürlich schaute Tiffany auf seine Hände. Rafiq hatte lange, schlanke Finger. Ein Siegelring funkelte im Lampenschein. Wie es sich wohl anfühlen würde, von diesen Händen gestreichelt zu werden? Sofort verdrängte sie den Gedanken.
„Vielleicht finden Sie mich nicht faszinierend“, fuhr er fort. „Aber die meisten Frauen finden mich charmant.“
„Wirklich? Diese Frauen müssen verrückt sein.“
„Sie glauben nicht, dass ich charmant sein kann?“ Er lächelte und gewährte einen Blick auf seine ebenmäßigen weißen Zähne.
„Genau“, entgegnete sie betont gelassen. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals.
„Dann muss ich Sie eben davon überzeugen.“
Er beugte sich zu ihr und senkte langsam, ganz langsam den Kopf. Sie hätte Zeit genug gehabt, um auszuweichen oder ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Doch sie tat es nicht. Stattdessen wartete sie mit angehaltenem Atem und sah, wie er näher und näher kam. Ein letzter Gedanke schoss ihr durch den Kopf – Wie schön sein Mund ist! –, dann küsste er sie auch schon.
Tiffany seufzte leise.
Rafiq küsste meisterlich. Zart und werbend presste er die Lippen auf ihren Mund und forderte nicht mehr, als sie zu geben bereit war. Nach einer Weile öffnete Tiffany sich ihm, doch er ging nicht darauf ein, sondern küsste sie leicht und spielerisch, bis sie verlangend aufstöhnte.
Das war die Einladung, auf die er gewartet zu haben schien. Sein Kuss wurde hart und fordernd. Lust flammte in Tiffany auf, als er sie mit der Zunge küsste. Mit einer Hand umfasste er Tiffanys Nacken, und der Druck seiner warmen Finger sandte heiße Schauer durch ihren Körper. Die Augen geschlossen, gab sie sich ihrer Leidenschaft hin.
Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis er sich schließlich von ihr löste und mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen auf sie niedersah.
„So“, sagte er zufrieden und streichelte ihren Hals. „Jetzt werden Sie mir zustimmen, dass die anderen Frauen nicht gelogen haben. Sie sind meinem Charme erlegen.“
Also hatte er sie nur aus kühler Berechnung geküsst. Tiffany schämte sich, weil sie darauf eingegangen war.
„Sie sind der arroganteste und eingebildetste Playboy, den ich je getroffen habe“, fuhr sie
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