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Die Nacht Von Lissabon

Die Nacht Von Lissabon

Titel: Die Nacht Von Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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unterbrechen. Über Kleider, Krieg und Kinder.‹
    ›Wo ist sie jetzt?‹
      ›In der Küche. Ich mußte sie reden lassen. Du ver stehst?‹
      ›Ja. Alles in Ordnung. Ich danke dir, Rudolf Vergiß alles.‹
    ›Wo bist du?‹
    ›Auf der Straße. Ich danke dir, Rudolf Ich brauche
    weiter nichts mehr. Ich habe alles gefunden. Wir sind zusammen.‹
      Ich sah durch die Scheibe auf Helen und wollte den Hörer niederlegen. ›Weißt du, wo du unterkommen wirst?‹ fragte Martens.
      ›Ich glaube ja. Sorge dich nicht. Vergiß den Abend, als hättest du geträumt.‹
      ›Wenn ich noch etwas tun kann‹, sagte er zögernd, ›laß es mich wissen. Ich war zuerst zu überrascht. Du verstehst -‹
      ›Ja, Rudolf, ich verstehe. Und wenn ich etwas brauche, werde ich es dich wissen lassen.‹
      ›Wenn du hier übernachten willst - wir könnten dann noch miteinander reden -‹
      Ich lächelte. ›Wir werden sehen. Ich muß jetzt aufhören ‹
      ›Ja, natürlich.‹ sagte er eilig. ›Verzeih. Alles Glück, Josef Wirklich!‹
    ›Danke, Rudolf.‹
      Ich trat aus der stickigen Kabine. Ein Windstoß faßte mich und riß mir fast den Hut vom Kopf. Helen kam rasch heran. ›Komm nach Hause! Du hast mich mit deiner Vorsicht angesteckt. Es ist plötzlich, als ob hier hundert Augen aus der Dunkelheit starrten.‹
    ›Hast du noch dasselbe Mädchen?‹
      ›Lena? Nein, sie spionierte für meinen Bruder. Er wollte wissen, ob du mir schriebest. Oder ich dir.‹
    ›Und das jetzige?‹
      ›Sie ist dumm und gleichgültig. Ich kann sie wegschicken, sie wird sich freuen und nicht nachdenken.‹
    ›Du hast sie noch nicht weggeschickt?‹
      Sie lächelte und war plötzlich sehr schön. ›Ich mußte doch erst sehen, ob du wirklich hier wärest.‹
      ›Du mußt sie wegschicken, ehe ich komme‹, sagte ich. ›Sie darf uns nicht sehen. Können wir nicht anderswohin gehen?‹
    ›Wohin?‹
      Ja, wohin? - Helen lachte plötzlich. ›Da stehen wir wie Halbwüchsige, die sich heimlich treffen müssen, weil ihre Eltern sie noch für zu jung halten! Wohin können wir gehen? In den Schloßpark? Er wird um acht Uhr geschlossen. Auf eine Bank in den städtischen Anlagen? In eine Konditorei? Schon zu gefährlich!‹
      Sie hatte recht. Es waren die kleinen Tatsachen, die ich nicht vorausgesehen hatte - man sieht sie nie voraus. ›Ja‹, sagte ich. ›Wir stehen da wie Halbwüchsige. Als wären wir in unsere Jugend zurückgeworfen.‹
    Ich blickte sie an. Sie war neunundzwanzig Jahre alt;
    aber sie wirkte so, wie ich sie früher gekannt hatte. Die fünf Jahre dazwischen schienen abgeglitten zu sein wie Wasser von einem jungen Seehund. ›Ich bin auch gekommen wie ein Halbwüchsiger‹, sagte ich. ›Alle Überlegungen waren dagegen, aber wie ein Halbwüchsiger habe ich nicht weitergedacht. Ich wußte nicht einmal, ob du längst mit jemand anderem lebtest.‹
      Sie antwortete nicht. Ihr braunes Haar glänzte im Licht der Laterne. ›Ich werde vorausgehen und das Mädchen wegschicken‹, sagte sie. ›Aber ich hasse es, dich allein auf der Straße zu lassen. Du könntest wieder verschwinden - so wie du aufgetaucht bist. Wo willst du solange bleiben?‹
    ›Da, wo du mich gefunden hast. In einer Kirche. Ich kann zum Dom zurückgehen. Kirchen sind sicher, Helen. Ich bin ein großer Kenner französischer, Schweizer und italienischer Kirchen und Museen geworden.‹
      ›Komm in einer halben Stunde‹, flüsterte sie. ›Erinnerst du dich noch an die Fenster unserer Wohnung?‹
    ›Ja‹, sagte ich.
      ›Wenn das Eckfenster offen ist, ist alles in Ordnung und du kannst heraufkommen. Wenn es geschlossen ist, warte, bis ich es öffne.‹
      Ich mußte an Martens und meine Jugend denken, wenn wir Indianer spielten. Damals war es ein Licht im Fenster gewesen: das Zeichen für Lederstrumpf oder Winnetou, der unten wartete. Wiederholte es sich? Gab es das, daß sich etwas wiederholte?
    ›Gut‹, sagte ich und wollte gehen.
    ›Wohin gehst du?‹
      ›Ich will sehen, ob die Marienkirche noch offen ist. Soweit ich mich erinnere, ist sie ein schönes Beispiel gotischer Baukunst. Ich habe inzwischen gelernt, das zu schätzen.‹
      ›Laß das!‹ sagte sie. ›Es ist schlimm genug, daß ich dich alleinlassen muß.‹
      ›Helen‹, erwiderte ich. ›Ich habe gelernt, auf mich aufzupassen.‹ Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht verlor plötzlich jeden Versuch zur Tapferkeit. ›Nicht genug‹, sagte

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