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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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leben.«
    »Mir kommt's nur darauf an, daß ich Sie überlebe.«
    »Höchst unwahrscheinlich, das versichere ich Ihnen«, erwiderte er und lachte noch einmal.
    Aber in diesem Gedanken lag doch ein gewisser Trost für mich.
    Ich klammerte mich daran.
    Ein paar Meilen vor Kyros gab Melos dem Türken am Ruder einen neuen Kurs an, der uns südlich um die Insel herumführte. Wir erreichten eine zerklüftete Steilküste mit sandigen Buchten, die vom Land her kaum zu erreichen waren.
    Eine dieser Buchten hieß Paxos. Ich kannte sie wegen ihrer ungewöhnlichen Lage gut. Die Einfahrt bestand aus einer schmalen Passage zwischen zwei kantigen Felsbrocken, die von den Fischern nur die ›Alten Weiber von Paxos‹ genannt wurden. Dahinter lag eine riesige Lagune, umgeben von weißem Sandstrand und einigen Pinien.
    Dichter Küstennebel erschwerte das Einlaufen. Die ›Firebird‹ ankerte nicht weit vom Strand, und die ›Gentle Jane‹ lag zu meiner Überraschung an ihrer Steuerbordseite vertäut. Ciasim stellte die Maschine seines Schiffes ab, während ich die Fender auslegte. Dann nahm ich die Leine zur Hand.
    Drüben an Deck der ›Firebird‹ war eine Menge los, als wir näherkamen. Kapelari und Christou standen an der Leiter, Kapelari mit einer Maschinenpistole. Dann erschien Aleko.
    »Haben Sie ihn?« rief er. »Alles in Ordnung?«
    Melos grinste zu ihm hinauf. »Was haben Sie denn gedacht?«
    Bevor Aleko antworten konnte, schlug eine Tür, und Kapelari wurde beiseite geschoben. Sarah erschien an der Reling; sie hatte sich einen Mantel über die Schultern geworfen.
    »Savage?«
    Sie lächelte. Dann sah sie plötzlich, was bei uns unten geschah. Yassi und Abu lagen noch flach auf dem Gesicht, Melos hielt die Maschinenpistole in der Hand. Ihr Lächeln verblaßte.
    »Ich weiß, mein Engel«, rief ich hinauf, »uns hat es alle erwischt.«
    Ich verstehe bis heute noch nicht, warum sie keinen Arzt mitgebracht hatten, obwohl Aleko selbst während der Planung immer wieder darauf hingewiesen hatte, daß dies nötig sein würde. Man mußte ja damit rechnen, daß Pavlos Zustand sich durch die Flucht verschlimmern würde.
    Vermutlich waren sie an seinem Überleben gar nicht interessiert und wollten von ihm nichts weiter als eine Information. Ihr Fehler bestand nur darin, daß sie die Auswirkung der Flucht unterschätzt hatten.
    Als Ciasim und ich ihn aus der Kabine hinauftrugen, war er ein sterbender Mann. Christou und einer der Stewards, ein gewisser Lazanis, schafften ihn sofort nach unten.
    Kapelari wedelte drohend mit seiner Maschinenpistole. Ciasim und ich halfen Yanni Kytros hinauf. Yassi und Abu folgten, wachsam wie zwei junge Tiger, die nur auf den nächsten Sprung lauerten. Keiner von ihnen ließ auch nur das geringste Anzeichen von Furcht erkennen.
    Yanni Kytros machte ein leidendes Gesicht. Er konnte offenbar mit dem rechten Bein nicht auftreten. Das trug ihm kaum Sympathie ein. Melos versetzte ihm einen Stoß in den Rücken, der ihn quer übers Deck stolpern ließ. Dann befahl er Kapelari, ihn zusammen mit den beiden Jungen nach unten zu schaffen. Blieben also noch Ciasim und ich mit Sarah und Aleko übrig.
    Sie wandte sich fassungslos an ihren Schwager. »Zum Teufel, Dimitri, was soll das alles?«
    »Später.« Er tätschelte ihre Wange. »Später werde ich dir alles erklären.«
    Jetzt wurde sie erst recht wütend. »Das genügt mir nicht, Dimitri, ich will es jetzt wissen.«
    Melos packte sie grob beim Arm und zeigte zum erstenmal, daß er der Herr war. »Sie haben schon immer eine große Lippe riskiert. Von jetzt an reden Sie nur, wenn Sie gefragt sind, klar?«
    Ich sah ihrem Gesicht an, daß er ihr wehtat. Darum trat ich rasch vor, aber Aleko kam mir zuvor.
    »Nehmen Sie die Hände von ihr«, sagte er scharf. Dann packte er Melos beim Handgelenk und drehte ihm den Arm so hart auf den Rücken, daß dieser einen Schrei ausstieß.
    In seiner Wut bot Aleko einen wirklich furchterregenden Anblick. Wenn er nur seine Neurose loswerden könnte.
    Dieser Gedanke schien auch Melos zu kommen. Er drehte seine Maschinenpistole so, daß er auch Aleko in Schach hielt, und fauchte: »Ich leite diese Operation, Mr. Aleko, das sollten Sie besser nicht vergessen.«
    Es wäre wahrscheinlich allerhand passiert, wenn in diesem Augenblick nicht gerade Lazanis erschienen wäre, um zu melden, daß Kytros und die beiden jungen Divalnis in getrennten Kabinen hinter Schloß und Riegel seien.
    Melos drehte sich zu Aleko um. »Nehmen Sie alle mit

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