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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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der Bug der »Gentle Jane‹ sanft in den Sand bohrte. Dann ging ich mit der Aktenmappe nach achtern, ließ das Schlauchboot ins Wasser hinab und war nun bereit für den letzten Akt.
    Hinter der ›Firebird‹ glaubte ich im goldschimmernden Wasser einen dunklen Schatten zu entdecken. War das Ciasim? Ich konnte es nur hoffen. Ich stieg ungelenk in das Schlauchboot hinunter und ruderte einhändig zur ›Firebird‹ hinüber.
    Drüben regte sich allerhand. Als ich näherkam, stand Melos wieder an der Reling und hatte die beiden Jungen und Sarah vor sich.
    »Also los, Jack«, rief er. »Ein Fingerdruck, und die drei sind tot. Wo sind die übrigen?«
    »Tot«, antwortete ich.
    Das verschlug ihm für eine Sekunde den Atem. »Alle? Das ist unmöglich!«
    »Sie haben's gewußt, Sie Schweinehund«, sagte ich verbittert. »Kapelari und seine Freunde wollten uns erledigen, nachdem wir die Mappe geholt hatten. Oder wollen Sie mir weißmachen, daß Sie damit nichts zu tun haben?«
    »Was ist passiert?« fragte er.
    »Divaini kam mit dem Messer an Kapelari heran und erwischte seine Maschinenpistole. Dann ging er damit auf die beiden anderen los. Sie haben ihn in Stücke geschossen, aber er hat sie mitgenommen.«
    Abu begann zu weinen. Melos versetzte ihm einen harten Stoß.
    »Sie sehen auch nicht gut aus«, sagte er zu mir.
    »Es war auch eine ganze Menge los. Hat mich verdammte Anstrengung gekostet, mit der Aktenmappe zurückzukommen.«
    »Dann kommen Sie rauf.«
    Ich schob mir den Griff der Tasche über die verletzte Hand und zog mich die Leiter hinauf. Abu schluchzte immer noch, Yassi hatte ihm den Arm um die Schulter gelegt.
    Sarah machte einen unbeteiligten Eindruck. Sie war wachsam und schien zu fühlen, daß nicht alles so war, wie es zu sein schien.
    Sie tat, als wolle sie mir die Hand reichen, aber da drückte ihr Melos die Mündung seiner Waffe an die Schläfe und befahl: »Bleiben Sie, wo Sie sind, Savage.«
    Aleko sagte gar nichts. Er stand nur da wie eine Statue aus Stein. Ich wußte, daß von ihm wenig Hilfe zu erwarten war.
    Melos streckte die linke Hand aus. »Die Mappe«, befahl er.
    »Haben Sie nicht etwas vergessen? Sie sollten dafür Sarah und die beiden Jungen freilassen.«
    Er lachte eiskalt. »Habe ich das gesagt? Savage, Sie sind doch ein armer, einfältiger Narr. Her mit der Tasche.«
    Ich trat näher und hob sie hoch. »Sie wissen doch über diese Sprengsätze Bescheid? Eine fabelhafte Erfindung. Absolut sicher, solange man sich nicht an dem Schloß zu schaffen macht. Ein bißchen fummeln, und man fliegt in die Luft. So zum Beispiel!«
    Ich zog den Schraubenzieher aus dem rechten Ärmel und schob ihn blitzschnell unter das Schnappschloß. Abu hörte plötzlich mit dem Weinen auf. Es herrschte Totenstille.
    Melos flüsterte: »Das wagen Sie nicht. Dann wären wir alle tot. Sie auch.«
    »Sie wollen uns ja ohnehin umbringen, oder?« Ich sah zu Aleko hinüber. »Stimmt das, Aleko?«
    Aber er hörte gar nicht mehr zu.
    »Er hat den Verstand verloren«, sagte Sarah ruhig.
    Mein Gott, wo sollte das noch enden?
    »Sobald die drei sicher an Land sind, können Sie Ihre Mappe haben, Melos«, sagte ich.
    Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg. »Und Sie werden hierbleiben?«
    »Ich habe keine andere Wahl. Sie auch nicht.«
    Er nickte. »Gut, die drei können gehen.«
    Er stieß die beiden Jungens zur Leiter. Sarah zögerte noch. Ich rief ihr brutal zu: »Los, du stehst mir im Weg.«
    Ich durfte auch nicht für eine halbe Sekunde den Blick von ihm wenden, daher hörte ich nur, wie sie in das Boot kletterten.
    »Und nun?« fragte Melos.
    »Sie kriegen die Tasche, sobald die drei das Ufer erreicht haben. Keinen Augenblick früher.«
    Nach einer ganzen Weile teilte er mir mit: »Sie sind in Sicherheit. Los!«
    Ich wartete auf Ciasim. Ich brachte ein schiefes Grinsen zustande.
    »Und was geschieht dann? Eine Kugel in den Kopf? Da mache ich nicht mit, Melos.«
    In diesem Augenblick zerriß eine Detonation den Bug der ›Firebird‹. Planken und alle möglichen anderen Gegenstände wirbelten durch die Luft. Dimitri Aleko verschwand lautlos, als sei er nie dagewesen.
    Das Boot begann auf der Stelle zu sinken. Melos verlor das Gleichgewicht, ließ die Maschinenpistole fallen und rutschte in das quirlende Wasser hinunter. Ich konnte mich mit der gesunden Hand auch nicht festhalten und rutschte hinterher.
    Ein Sparren hielt uns beide auf. Er war in besserer Verfassung als ich. Seine Faust erwischte mich unter dem Auge, dann

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