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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anderen Männer folgten ihnen.
    Mumm erinnerte sich in Zeitlupe. Einige von Carcers Leuten ergriffen die Flucht, als sie die Angreifer sahen. Andere hoben ihre Waffen, die sie inzwischen aufgesammelt hatten. Carcer stand da und grinste. Mumm hielt direkt auf ihn zu und bahnte sich geduckt einen Weg durch das Getümmel.
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als Mumm näher kam und schneller wurde, mit den Schultern andere Männer einfach beiseite stieß. Carcer hob das Schwert und versuchte, in Verteidigungsposition zu gehen, aber in dem Durcheinander war nicht genug Platz, und Mumm kam wie ein Stier heran, schlug das Schwert nach oben und packte seinen Gegner am Hals.
    »Hab dich, alter Kumpel«, sagte er. Und dann wurde alles schwarz.
     
    Später fand er, dass man eigentlich mehr erwarten konnte, zum Beispiel einen Sturz durch blaue Tunnel oder Blitze oder eine Sonne, die rasend schnell über den Himmel glitt. Selbst schnell hintereinander fallende Kalenderblätter wären wenigstens
etwas
gewesen.
    Doch es gab nur die Schwärze eines besonders tiefen Schlafs, und dann den Schmerz, als Mumm auf den Boden prallte. Hände ergriffen ihn und zogen ihn auf die Beine. Im Dunst der Benommenheit zeichneten sich die Konturen eines vertrauten Gesichts ab – es gehörte Hauptmann Karotte.
    »Freut mich, dich wiederzusehen, Herr. Meine Güte…«
    »Es ist alles in Ordnung mit mir«, krächzte Mumm. Sein Hals fühlte sich wie ausgestopft an. »Wo ist Carcer?«
    »Du hast da eine scheußliche Schnittwunde…«
    »Tatsächlich?«, brummte Mumm. »Na so was. Wo zum
Teufel
ist
Carcer

    »Das wissen wir nicht, Herr. Du bist mitten in der Luft erschienen und auf den Boden gefallen. Umgeben von blauem Licht, Herr!«
    »Ah«, murmelte Mumm. »Auch er ist irgendwo erschienen. Vermutlich in der Nähe.«
    »Gut, Herr, ich weise die Männer an…«
    »Nein«, sagte Mumm. »Er bleibt bestimmt, wo er ist. Wohin sollte er auch gehen?«
    Er wusste nicht recht, ob er seinen Beinen trauen konnte. Sie fühlten sich an, als gehörten sie jemandem mit einem schlechten Gleichgewichtssinn.
    »Wie lange war ich… weg?«, fragte er.
    Ponder Stibbons trat vor.
    »Etwa eine halbe Stunde, Euer Gnaden. Äh, wir haben eine temporale Störung vermutet. Zusammen mit dem Blitz und einer Resonanz in der stationären Welle der Bibliothek gab es dadurch einen Riss in der Raumzeit…«
    »Ja, so fühlte es sich an«, sagte Mumm rasch. »Eine halbe Stunde, meinst du?«
    »Hast du den Eindruck, dass mehr Zeit verstrichen ist?«, fragte Ponder und holte ein Notizbuch hervor.
    »Ja«, erwiderte Mumm schlicht. »Äh, hat jemand eine Unterhose für mich?«
    Von hier aus sehe ich dein Haus…
    Typisch Carcer. Er ließ einen gern schmoren, im Saft der eigenen Phantasie.
    Und Mumm hatte sich gefragt, was er plante.
    »Hauptmann, ich möchte, dass du alle Männer nimmst, die du entbehren kannst, und dich mit ihnen zu meinem Haus begibst«, sagte er. »Jetzt
sofort
.« Er wandte sich an Ridcully. »Kannst du mich schneller dorthin bringen, Erzkanzler?«
    »Die Wache bittet um
magische
Unterstützung?«, fragte Ridcully überrascht.
    »Ja«, sagte Mumm.
    »Möglich ist das schon, aber dir dürfte klar sein, dass du nichts anhast…«
    Mumm gab es auf. Die Leute wollten immer
Erklärungen.
Er schenkte der Schwäche in seinen Beinen einfach keine Beachtung, lief los, verließ den Achteckplatz und rannte über Rasenflächen, bis er die Größenbrücke der Universität erreichte. Dort sprintete er an Nobby und Colon vorbei, die in den Sog von Wächtern gerieten, die mitzuhalten versuchten.
    Auf der anderen Seite der Brücke erstreckte sich der so genannte Lustgarten der Zauberer. Mumm pflügte hindurch. Zweige schlugen nach seinen nackten Beinen, und dann war er auf dem alten Treidelpfad, wo Schlamm auf Blut spritzte. Nach rechts und anschließend nach links, an verblüfften Passanten vorbei, und dann fühlte er die Pflastersteine der Teekuchenstraße unter seinen Füßen, und er hatte genug Atem, um noch ein wenig zu beschleunigen. Er wurde erst langsamer, als er den Kies der Zufahrt erreichte. An der vorderen Tür brach er fast zusammen und hielt sich am Klingelzug fest.
    Eilige Schritte näherten sich, und die Tür wurde geöffnet. »Wenn du nicht Willikins bist, gibt es Ärger«, brachte Mumm hervor und versuchte, sich zu konzentrieren.
    »Euer Gnaden! Was ist mit dir passiert?«, fragte der Butler und zog ihn herein.
    »Nichts!«, erwiderte Mumm. »Hol mir eine

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