Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
groß, auch Carcer. Reg war aufgestanden, winkte mit der Fahne, kletterte auf die Barrikade…
    Er hielt die Fahne wie ein trotziges Banner. »Ihr könnt unser Leben nehmen, aber nicht unsere Freiheit!«, rief er.
    Carcers Männer wechselten Blicke, verwirrt vom unvernünftigsten Kampfschrei in der Geschichte des Universums. Mumm beobachtete, wie sich ihre Lippen bewegten, als sie versuchten, einen Sinn in dem Satz zu erkennen.
    Carcer hob seine Armbrust und gab den Männern ein Zeichen. »Da irrst du dich!«
    Reg wurde von fünf schweren Bolzen getroffen, die ihn tanzen ließen, bevor er auf die Knie sank. Es geschah innerhalb von Sekunden.
    Mumm öffnete den Mund, um den Befehl zum Angriff zu geben – und schloss ihn wieder, als er sah, wie Reg den Kopf hob. Er stützte sich auf die Fahnenstange und kam stumm auf die Beine.
    Drei weitere Bolzen trafen ihn. Er blickte auf seine dünne Brust, aus der die Pfeile wie Stacheln ragten, und trat einen Schritt vor. Und dann noch einen.
    Einer der Armbrustschützen zog sein Schwert und stürmte Reg entgegen, dessen Faust ihn von den Beinen riss – der Hieb musste sich angefühlt haben, als käme er von einem Vorschlaghammer. Und dann brach auch in der Truppe selbst ein Kampf aus. Jemand in der Uniform eines Wächters holte sein Schwert hervor und setzte zwei Armbrustschützen außer Gefecht. Der Mann am Wagen kehrte zu den anderen zurück…
    »Schnappt sie euch!«, rief Mumm und sprang hinter der Barrikade hervor.
    Es gab keinen Plan mehr. Dickins und seine Leute stürmten aus dem Planwagen. Die Gegner hatten noch immer schussbereite Armbrüste, aber eine Armbrust ist nicht die Waffe, die man in der Hand halten möchte, wenn sich von vorn und hinten Schwerter nähern.
    Es kommt, wenn du es rufst…
    Pläne, Zukunft, Politik… das alles existierte woanders. Mumm hob ein herrenloses Schwert auf, hielt eine Klinge in jeder Hand, stieß einen wortlosen Schrei aus und griff den nächsten Feind an. Der Mann ging kopflos zu Boden.
    Er sah, wie Schnauzi in dem Durcheinander fiel, setzte über ihn hinweg und konfrontierte seinen Angreifer mit einer Windmühle aus Schwertern. Dann wandte er sich Klopf zu, der sein Schwert fallen ließ und floh. Und Mumm lief weiter, kämpfte nicht, sondern hackte, wich Hieben aus, ohne sie zu sehen, blockierte heransausende Klingen, ohne den Kopf zu drehen – er verließ sich ganz auf seinen Instinkt. Jemand bahnte sich einen Weg zum jungen Sam. Mumm schlug dem Betreffenden den Arm ab, um sich selbst zu schützen. Immer wieder holte er mit den beiden Schwertern aus und wurde zum Mittelpunkt eines sich ausdehnenden Kreises. Er war kein Gegner, sondern eine Nemesis.
    Und so plötzlich, wie es gekommen war, wich das Tier zurück, und zurück blieb ein zorniger Mann mit zwei Schwertern.
    Carcer hatte sich mit seinen Männern – es waren jetzt viel weniger – zur anderen Straßenseite verzogen.
    Colon kniete auf dem Boden und übergab sich. Dickins lag auf dem Pflaster, und Mumm wusste, dass er tot war. Nobby lag ebenfalls, aber nur deshalb, weil ihn jemand getreten hatte und er es für besser hielt, zunächst auf dem Boden zu bleiben. Carcer hatte mehr als die Hälfte seiner Leute verloren. Einige weitere waren vor dem Irren mit zwei Schwertern geflohen und vor Reg Schuh, der auf der Barrikade saß und die vielen Pfeile betrachtete, die in seinem Körper steckten. Angesichts dieser deutlichen Anzeichen schien sein Gehirn zu dem Schluss zu gelangen, dass er tot war, woraufhin er nach hinten kippte. Aber in einigen Stunden stand dem Gehirn eine Überraschung bevor.
    Niemand wusste, warum manche Leute zu natürlichen Zombies wurden und blinde Lebenskraft durch hartnäckigen Willen ersetzten. Die innere Einstellung spielte eine Rolle dabei. Für Reg Schuh war das Leben nur der Anfang…
    Der junge Sam stand. Er schien sich übergeben zu haben, hatte seinen ersten echten Kampf aber recht gut überstanden. Er lächelte schief, als er Mumms Blick bemerkte.
    »Was passiert jetzt, Oberfeldwebel?«, brachte er hervor, nahm den Helm ab und wischte sich Schweiß von der Stirn.
    Mumm schob ein Schwert in die Scheide und holte heimlich einen von Frau Gutleibs kleinen Freunden hervor.
    »Das hängt davon ab, was da drüben passiert«, sagte er und nickte in Richtung der anderen Straßenseite. Sam drehte sich um, sah zu der stark geschrumpften Streitmacht der Angreifer und schlief ein.
    Mumm ließ den Schlagring wieder in der Tasche verschwinden und stellte fest,

Weitere Kostenlose Bücher