Die Nachtwächter
Ankertaugasse übergibst, so muss
jemand von dort
unterschreiben. Verstanden? Niemand
verschwindet
einfach.«
Klopfs Miene offenbarte einen Mann, der über eine Zukunft nachdachte, die weniger Chancen zur persönlichen Bereicherung bot, aber eine weitaus höhere Wahrscheinlichkeit dafür, angeschrien zu werden.
»Und um sicherzustellen, dass alle verstehen, fahre ich heute Nacht mit dem Wagen«, sagte Mumm. »Aber zuerst mache ich einen kleinen Spaziergang mit dem jungen Mumm und rüttle ihn ein wenig auf.«
»Das kann er vertragen«, erwiderte Klopf. »Hat einfach nicht die richtige Einstellung. Hat geschickte Hände, aber man muss ihm alles zweimal sagen.«
»Dann sollte ich besser laut werden«, sagte Mumm. »Mumm!« Gefreiter Mumm nahm zitternd Haltung an.
»Wir machen einen Spaziergang, Junge«, sagte Mumm. »Wird Zeit, dass du weißt, was los ist.« Er nickte Klopf zu, legte seinem jüngeren Selbst die Hand auf die Schulter und führte es nach draußen.
»Was hältst du von ihm, Feldwebel?«, fragte Coates, als Klopf dem Paar nachsah.
»Er mag
dich
«, sagte Klopf bitter. »Oh,
ja. Du
bist sein Liebling, sein alter Kumpel.
Du
wirst zum Obergefreiten befördert.«
»Glaubst du, er hält durch?«
»Ich gebe ihm zwei Wochen«, sagte Klopf. »Solche Burschen kenne ich. Große Männer in kleinen Städten. Kommen hierher und halten sich für wer weiß was. Wir holen sie schnell vom hohen Ross. Was meinst du?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Coates. »Überlege noch.«
»Mit der Polizeiarbeit kennt er sich aus, das muss man ihm lassen«, sagte Klopf. »Aber er ist zu großspurig. Er wird’s lernen. Ja. Es gibt Mittel und Wege. Wir werden ihm einen Dämpfer aufsetzen und ihm zeigen, wie es bei uns zugeht…«
Mumm ging am liebsten allein, und jetzt gab es gleich zwei von ihm, die allein gingen. Es war ein seltsames Gefühl, er schien durch eine Maske zu blicken.
»Nein, so nicht«, sagte er. »Ich muss den Leuten immer zeigen, wie man geht. Du musst den Fuß auf
diese
Weise schwingen. Wenn du es richtig hinbekommst, kannst du den ganzen Tag gehen. Du hast es nicht eilig. Du willst nichts versäumen.«
»Ja, Oberfeldwebel«, sagte der junge Mumm.
Man nannte es Weitergehen. Mumm ging durch die Sirupminenstraße weiter und fühlte sich… großartig.
Natürlich
gab es viele Dinge, über die er sich Sorgen machen musste, aber hier und heute ging er Streife, und es fühlte sich gut an. In der alten Wache gab es nicht viel Schreibarbeit – mit seinen jüngsten Anordnungen hatte er sie wahrscheinlich verdoppelt. Derzeit kam es einfach nur darauf an, dass er seine Pflicht erfüllte, so wie er es gelernt hatte. Er brauchte nur er selbst zu sein.
Der junge Sam sprach nicht viel, womit er Vernunft bewies. »Wie ich sehe, hast du da eine Glocke, Junge«, sagte Mumm nach einer Weile.
»Ja, Oberfeldwebel.«
»Wie sie den Vorschriften entspricht?«
»Ja, Oberfeldwebel. Feldwebel Klopf hat sie mir gegeben.«
Kann ich mir denken, fuhr es Mumm durch den Sinn. »Wenn wir zurückkehren… tausch sie gegen eine andere aus. Es spielt keine Rolle, wessen Glocke du nimmst. Niemand wird etwas sagen.«
»Ja, Oberfeldwebel.« Mumm wartete. »Warum, Oberfeldwebel? Eine Glocke ist eine Glocke.«
»Diese nicht«, sagte Mumm. »Sie ist dreimal so schwer wie eine normale Glocke. Man gibt sie Neulingen, um zu sehen, wie sie darauf reagieren. Hast du dich beklagt?«
»Nein, Herr.«
»Gut. Halt den Mund und dreh sie jemand anderem an, wenn wir zurück sind. So macht ein Polizist das. Warum hast du dich für die Wache entschieden, Junge?«
»Ein Kumpel von mir, Iffy, ist letztes Jahr Wächter geworden. Er meinte, das Essen kostet nichts, man bekommt eine Uniform und kann hier und dort einen zusätzlichen Dollar verdienen.«
»Ich nehme an, du meinst Iffy Hurtig, stationiert im Wachhaus bei den Tollen Schwestern«, sagte Mumm. »Du
hast
den einen oder anderen Dollar hinzuverdient, oder?«
Einige Sekunden gingen sie schweigend. Dann fragte Sam: »Muss ich den Dollar zurückgeben, Oberfeldwebel?«
»Bist du einen Dollar
wert
?«
»Ich habe ihn meiner Mutter gegeben.«
»Hast du ihr gesagt, woher er stammt?«
»Ich wollte ihn gar nicht!«, entfuhr es Sam. »Aber Korporal Schrulle meinte…«
»War er es wert, auf ihn zu hören?«
»Ich weiß nicht, Oberfeldwebel.«
»Du weißt es nicht? Ich wette, deine Mutter hat dich nicht dazu erzogen, auf diese Weise zu denken«, sagte Mumm. Nein, das hat sie gewiss nicht, dachte er.
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