Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Ordnung.« Mumm blätterte. »Kein Problem.« Er streckte dem Wächter das Klemmbrett entgegen. »Unterschreib hier!«
    Der Mann wich zurück, als hätte ihm Mumm eine Schlange angeboten.
    »Was soll das heißen, unterschreiben?«, brummte er. »Übergib die Gefangenen!«
    »Du musst für sie unterschreiben«, sagte Mumm steif. »So verlangen es die Vorschriften. Wenn Gefangene von einem Gewahrsam in den nächsten überführt werden, muss das mit einer Unterschrift bestätigt werden. Es könnte mich den Job kosten, wenn ich keine Unterschrift vorweisen kann.«
    »Dein Job ist nicht mal Spucke wert«, knurrte der Mann und nahm das Klemmbrett entgegen. Er starrte darauf hinab, und Mumm reichte ihm einen Stift.
    »Gib mir Bescheid, wenn du bei den schwierigen Buchstaben Hilfe brauchst«, sagte er.
    Der Wächter brummte, kritzelte etwas aufs Papier und reichte das Klemmbrett zurück. »Und jetzt mach die Klappe auf,
bitte
«, sagte er.
    »Gewiss.« Mumm blickte auf das Papier. »Ich möchte jetzt deinen Ausweis sehen, wenn du gestattest.«
    »Was?«
    »Es ist nichts Persönliches«, sagte Mumm. »Aber wenn ich zurückkehre und dem Hauptmann dieses Papier zeige, und wenn er dann sagt, Mu… Keel, woher
weißt
du, dass er wirklich Heini der Hamster heißt… dann könnte ich in Verlegenheit geraten.«
    »Hör mal, wir unterschreiben nicht für Gefangene!«
    »
Wir
schon, Heini«, sagte Mumm. »Keine Unterschrift, keine Gefangenen.«
    »Und du willst uns daran hindern, sie aus dem Wagen zu holen?«, fragte Heini der Hamster und trat einige Schritte vor.
    »Wenn du die Klappe zu öffnen versuchst…«, begann Mumm.
    »Hackst du mir die Hand ab?«
    »… verhafte ich dich«, sagte Mumm. »›Behinderung‹ wäre ein guter Anfang, und im Wachhaus fallen uns bestimmt noch andere Vergehen ein, die wir dir zur Last legen können.«
    »Du würdest mich verhaften? Aber ich bin genauso ein Polizist wie du.«
    »Da irrst du dich«, entgegnete Mumm.
    »Was ist hier… los?«, ertönte eine Stimme.
    Eine kleine, hagere Gestalt erschien im Fackelschein. Heini der Hamster wich zurück und zeigte ein respektvolleres Gebaren.
    »Man will uns die Gefangenen nicht übergeben, Herr«, sagte er.
    »Und das ist der verantwortliche Offizier?«, fragte die Gestalt und wankte Mumm entgegen. Er ging seltsam unregelmäßig.
    »Ja, Herr.«
    Mumm fühlte sich von einem kühlen, aber nicht offen feindseligen Blick gemustert, von einem blassen Mann mit den Knopfaugen einer Ratte.
    »Ah«, sagte der Mann. Er öffnete eine kleine Büchse und entnahm ihr eine Halstablette. »Bist duzufällig Keel? Ich… habevon dir gehört.« Die Sprechweise des Mannes war ebenso unregelmäßig wie sein Gang; mit Pausen an den falschen Stellen.
    »Du hörst schnell von Neuigkeiten.«
    »Normalerweise wäre es jetzt angebracht, dass du Haltung annimmst.«
    »Ich sehe niemanden, vor dem ich Haltung annehmen sollte.«
    »GuterHinweis. Du bist natürlich neu. Aber weißt du, wir sind dieSondergruppe… Oft halten wir es fürnotwendig… zivile Kleidung zu tragen.«
    Zum Beispiel Gummischürzen, wenn ich mich recht entsinne, dachte Mumm. Laut sagte er: »Ja, Herr.« Es waren gute Worte. Sie konnten alles oder gar nichts bedeuten. Eigentlich waren sie nur Interpunktion, bis der Mann noch etwas sagte.
    »Ich bin Hauptmann Schwung«, sagte der Mann. »Finddich Schwung. Wenn du den Namen komisch findest, so kannst du jetztlächeln. Dann haben… wir es hinter uns. Und du darfst nun Haltung annehmen.«
    Mumm nahm Haltung an. In Schwungs Mundwinkeln zuckte es kurz.
    »Gut. Ist dies dein erster Abend mit dem Gefangenenwagen?«
    »Herr.«
    »Und du bist früh hier. Noch dazu mit einer vollen Ladung, wie ich sehe. Nun, werfenwir einen Blick auf deine… Gefangenen.« Er spähte durchs Gitter. »Ah. Ja. Guten Abend, Fräulein Palm. Und eine Kollegin…«
    »Ich erledige Häkelarbeiten!«
    »… und offenbar einige Partygäste. Na ja.« Schwung trat zurück. »Sind echte Schlingel, deine Streifenpolizisten. Sie
haben
die Straßen gesäubert. Erlauben sich gern… einen kleinen Scherz.« Schwung streckte die Hand nach dem Griff der Klappe aus, und dann erklang ein leises Geräusch, das in der Stille so laut war wie der Donner eines Gewitters. Es war das Geräusch eines Schwerts, das sich in seiner Scheide bewegte.
    Ein oder zwei Sekunden stand Schwung völlig reglos, dann schob er sich langsam die Tablette in den Mund. »Aha. Ich glaube, auf diesen kleinen Fang… können wir verzichten,

Weitere Kostenlose Bücher