Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
meinst du nicht auch? Wir wollen… dasGesetz doch nicht zum Gespött machen. Bring die Leute fort, bring sie fort.«
    »Ja, Herr.«
    »Aber einen Moment noch. Wenn dugestattest… es ist ein kleines Hobby von mir…«
    »Herr?«
    Schwung griff in eine Tasche seines langen Mantels und holte einen großen Greifzirkel hervor. Mumm zuckte zusammen, als Schwung das Ding öffnete und damit die Breite seines Kopfes, die Breite der Nase und die Länge der Augenbrauen maß. Anschließend hielt er ihm ein metallenes Lineal ans Ohr.
    Schwung murmelte dabei leise vor sich hin, ließ den Greifzirkel dann zuschnappen und wieder in der Manteltasche verschwinden. »Ich muss dirgratulieren, Feldwebel«, sagte er.
    »Oberfeldwebel, Herr.«
    »Oberfeldwebel, meinetwegen. Ja, ich muss dir dazu gratulieren, dass es dir gelungen ist, deine beträchtliche natürliche Benachteiligung zu überwinden. Wusstest du, dass du die Augen eines Massenmörders hast? Was dieseDinge… betrifft, irre ich mich nie.«
    »Nein, Herr. Das wusste ich nicht, Herr. Werde versuchen, sie geschlossen zu halten, Herr«, sagte Mumm. Schwung lächelte nicht.
    »Nun, wenn du dich eingewöhnt hast, kommst du mit Korporal, aha, Hamster hier bestimmt… bestenszurecht.«
    »Bestens zurecht. Ja, Herr.«
    »Ichmöchte… dich nicht länger aufhalten, Oberfeldwebel Keel.«
    Mumm salutierte. Schwung nickte, drehte sich gleichzeitig um – es sah aus, als wäre er an einem Drehgelenk befestigt – und schritt zum Wachhaus zurück. Besser gesagt: Er ruckelte dorthin. Der Mann bewegte sich ebenso wie er sprach, mit einer sonderbaren Mischung unterschiedlicher Geschwindigkeiten, als würde er von Federn angetrieben. Wenn er die Hand hob, waren die ersten Zentimeter der Bewegung nur ein Schemen, und dann näherte sie sich langsam ihrem Ziel. Sätze kamen in Form von Wortschwallen und Pausen über seine Lippen. Der Mann hatte überhaupt keinen
Rhythmus.
    Mumm schenkte dem zornigen Korporal keine Beachtung und stieg wieder auf den Wagen. »Wir kehren zurück, Gefreiter«, sagte er. »Gute Nacht, Heini.«
    Sam drehte den Wagen und wartete, bis die Räder wieder über das Kopfsteinpflaster rollten, bevor er sich an Mumm wandte und ihn aus großen Augen ansah.
    »Du wolltest das Schwert ziehen, Oberfeldwebel?«, fragte er. »Das stimmt doch, oder?«
    »Du solltest besser die Straße im Auge behalten, Gefreiter.«
    »Aber das war Hauptmann Schwung! Und als du von dem Mann einen Beweis dafür verlangt hast, dass er Heini der Hamster ist… Ich hätte mir fast in die Hose gepi… Ich wäre fast von der Sitzbank gefallen! Du hast gewusst, dass sie nicht unterschreiben würden, stimmt’s, Oberfeldwebel? Denn wenn es ein Stück Papier gibt, auf dem geschrieben steht, dass sie jemanden haben, und wenn dann jemand Nachforschungen anstellt…«
    »Lenk den Wagen, Gefreiter!« Aber der Junge hatte Recht. Aus irgendeinem Grund liebten und fürchteten die Unaussprechlichen den Papierkram. Zweifellos schufen sie eine Menge davon. Sie schrieben alles auf. Aber es gefiel ihnen nicht, in den Papieren anderer Leute aufzutauchen. So etwas beunruhigte sie.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass wir damit durchgekommen sind, Oberfeldwebel!«
    Wahrscheinlich sind wir das auch nicht, dachte Mumm. Aber derzeit hat Schwung sicher andere Sorgen. Ein großer dummer Oberfeldwebel interessiert ihn kaum.
    Er drehte sich um und klopfte ans Gitter.
    »Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, meine Damen und Herren, aber offenbar sind die Unaussprechlichen heute Abend nicht im Dienst. Mir scheint, wir müssen uns selbst um die Vernehmungen kümmern. Darin haben wir kaum Erfahrung, deshalb hoffe ich, dass wir nichts falsch machen. Hört mir aufmerksam zu: Ist jemand von euch ein gefährlicher Verschwörer, der die Regierung stürzen will?«
    Im Innern des Wagens herrschte verblüffte Stille.
    »Na kommt schon, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit«, sagte Mumm. »Möchte jemand von euch Lord Winder mit Gewalt stürzen?«
    »Äh… nein«, erklang die Stimme von Fräulein Palm.
    »Oder mit Häkelarbeiten?«
    »Das habe ich
gehört
!«, ertönte die scharfe Stimme einer anderen Frau.
    »Niemand? Schade.« Mumm seufzte. »Nun, für mich genügt das. Genügt es auch für dich, Gefreiter?«
    »Äh, ja, Oberfeldwebel.«
    »Nun, in dem Fall setzen wir euch auf dem Heimweg ab, und mein reizender Assistent Gefreiter Mumm wird von jedem von euch, sagen wir, einen halben Dollar für Reisespesen in Empfang nehmen,

Weitere Kostenlose Bücher