Die Nachtwächter
bleiben.«
»Warum?«
»Weil sie ein Vermögen verdient«, sagte der Doktor. »Hast du jemals daran gedacht, dass Leute manchmal einen Massagesalon besuchen, weil sie sich wirklich
massieren
lassen wollen? Überall in der Stadt haben Frauen diskrete Schilder an der Tür, auf denen geschrieben steht ›
Hosen werden geflickt, während du wartest
‹, und eine kleine, aber bedeutende Anzahl von Männern macht den gleichen Fehler wie Sandra. In Ankh-Morpork wimmelt es von Männern, die ihre Frauen zu Hause gelassen haben und hierher gekommen sind, um zu arbeiten, und weißt du, manchmal verspürt ein Mann gewisse Bedürfnisse. Er wünscht sich Socken ohne Löcher oder ein Hemd mit mehr als nur einem Knopf. Jene Frauen geben die Arbeit weiter. Es scheint in dieser Stadt schwierig zu sein, eine gute Näherin zu finden. Sie möchten nicht mit, äh, Näherinnen verwechselt werden.«
»Ich habe mich nur gefragt, warum sie während der Sperrstunde mit einem großen Nähkorb an der Straßenecke stand…«, sagte Mumm.
Rasen zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich. So, ich bin fertig mit diesem Herrn. Es würde ihm helfen, eine Weile still zu liegen.« Er deutete auf die Regale mit den Flaschen. »Wie lange soll er still liegen?«
»Kannst du das bewerkstelligen?«
»O ja. Es ist keine anerkannte medizinische Praxis in Ankh-Morpork, aber da in Ankh-Morpork die anerkannte medizinische Praxis vermutlich darin besteht, ihm eins über die Rübe zu geben, dürfte er auf diese Weise besser dran sein.«
»Nein, ich meine, euch Ärzten ist es doch nicht gestattet, jemandem zu schaden, oder?«
»Das ist nur bei ganz normaler Inkompetenz zugelassen. Aber es macht mir nichts aus, ihn noch zwanzig Minuten länger schlafen zu lassen. Aber wenn du ihm eins über die Rübe geben willst, so kann ich dich nicht daran hindern. Bei Schwungs letztem Gast, den ich behandelt habe, deuteten mehrere Finger ganz in die falsche Richtung. Wenn du diesem Burschen einige Erinnerungen hinterlassen möchtest, so könnte ich dir empfindliche Stellen zeigen…«
»Nein, danke. Ich trage ihn nur durch die Hintertür und lasse ihn in irgendeiner Gasse liegen.«
»Das ist alles?«
»Nein.
Dann
schreibe ich meinen Namen auf den verdammten Gips. Damit er ihn sieht, wenn er erwacht. In großen Buchstaben, die sich nicht so leicht abreiben lassen.«
»Na, das nenne ich eine empfindliche Stelle«, sagte Rasen. »Du bist ein interessanter Mann, Oberfeldwebel. Machst dir Feinde wie ein echter Könner.«
»Ich bin nie an der Näherei interessiert gewesen«, meinte Mumm und warf sich den Mann über die Schulter. »Was könnte deiner Ansicht nach im Nähkorb einer Näherin enthalten sein?«
»Oh, keine Ahnung. Nadeln, Faden, Scheren, Wolle… etwas in der Art«, sagte Moosig Rasen.
»Keine sehr schweren Dinge, oder?«, fragte Mumm. »Eigentlich nicht. Warum fragst du?«
»Oh, nur so«, sagte Mumm und machte sich eine gedankliche Notiz. »Es war nur ein Gedanke. Ich breche jetzt besser auf und bringe unseren Freund hier fort, solange es noch Dunstschwaden gibt, in denen ich umherschleichen kann.«
»Gut. Wenn du zurückkehrst, ist das Frühstück fertig. Es gibt Leber. Kalbsleber.«
Das Tier erinnerte sich. Diesmal schlief Mumm tief und fest.
Es war ihm immer leichter gefallen, tagsüber zu schlafen. Fünfundzwanzig Jahre Nachtschicht hatten eine tiefe nächtliche Kerbe in seinem Gehirn hinterlassen. Die Dunkelheit bot bestimmte Vorteile. Er verstand es, ganz still zu stehen, eine Fähigkeit, die nur wenige beherrschten, und mit den Schatten zu verschmelzen. Er beherrschte die Kunst zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.
Er erinnerte sich an Finddich Schwung. Viel davon war Geschichte. Zu der Revolte wäre es mit oder ohne Schwung gekommen, aber er war gewissermaßen die Spitze der Eiterbeule.
Er hatte die Assassinenschule besucht, und man hätte ihm nie einen Posten in der Wache geben dürfen. Er war zu intelligent für einen Polizisten. Besser gesagt: Er verfügte über die falsche Art von Intelligenz. Aber Schwung hatte Winder mit seinen Theorien beeindruckt, wurde als Feldwebel in die Wache aufgenommen und sofort zum Hauptmann befördert. Den Grund dafür kannte Mumm nicht. Vielleicht gehörte es sich nicht, dass so ein feiner Herr zusammen mit den Prolos auf Streife ging. Außerdem war er ein wenig schwach auf der Brust.
Mumm hatte nichts gegen Intellekt. Jeder, der genug Grips hatte, um einen Türknauf zu drehen, konnte in der alten
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