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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte Mumm verzweifelt.
    »Oh.« Schnapper dachte darüber nach. »Ja. Genau. Stimmt. Das ist die Wahrheit. Du möchtest also ein Würstchen?«
    »Dort steht ›Firma Schnapper, gegr.‹«, las Mumm. »Sollte das Schild nicht Auskunft darüber geben,
wann
du deine Firma gegründet hast?«
    »Sollte es das?«, fragte Schnapper und sah auf seinen Bauchladen hinab.
    »Wie lange bist du im Geschäft?«, erkundigte sich Mumm und wählte eine Pastete.
    »Mal sehen… In welchem Jahr sind wir?«
    »Äh… im Jahr des Tanzenden Hunds, glaube ich.«
    »Dann seit Dienstag«, sagte Schnapper. Er strahlte. »Aber dies ist nur der Anfang, um das Grundkapital zusammenzubringen. In ein oder zwei Jahren werde ich ein wichtiger Geschäftsmann in dieser Stadt sein.«
    »Ich glaube dir«, sagte Mumm. »Ja, ich glaube dir wirklich.« Schnapper sah erneut auf seinen Bauchladen, als Mumm fortging. »Treibe mich selbst in den Ruin, treibe mich selbst in den Ruin«, murmelte er. Dann sah er genauer hin und erbleichte. »Oberfeldwebel!«, rief er. »Iss die Pastete nicht!«
    Einige Meter entfernt verharrte Mumm mit der Hand auf halbem Wege zum Mund.
    »Was gibt es daran auszusetzen?«, fragte er. »Oh, wie dumm von mir… Ich meine, was gibt es
speziell an dieser Pastete
auszusetzen?«
    »Nichts! Ich meine nur… diese sind besser!«
    Mumm riskierte einen neuerlichen Blick auf den Bauchladen. Für ihn sahen die Pasteten alle gleich aus. Schnappers Pasteten wirkten recht lecker – das war ihr einziger Reiz.
    »Ich sehe keinen Unterschied«, sagte er.
    »Aber es
gibt
einen«, erwiderte Schnapper. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. »Siehst du hier? Bei deiner Pastete hat der Teig oben kleine Schweinemuster, während bei den anderen Würstchen zu sehen sind. Nun, äh, es würde mir gar nicht gefallen, wenn du glaubst, dass ich dich für ein Schwein halte oder so, wenn du sie mir zurückgibst, bekommst du eine, äh, andere, die ist nicht richtig, ich meine, es ist die falsche Pastete, die mit den Schweinen drauf…«
    Mumm sah dem Mann in die Augen. Schnapper musste erst noch die freundliche Ausdruckslosigkeit lernen, die ihn dreißig Jahre des Verkaufs wahrhaft
organischer
Pasteten lehren würden.
    Zum Entsetzen des jungen Mannes biss Mumm in die Pastete.
    Sie war all das, was er erwartet hatte, und enthielt nichts, das sich identifizieren ließ.
    »Lecker«, sagte er und hielt den Blick auf den leidenden Verkäufer gerichtet, als er auch den Rest verspeiste, was eine gewisse Konzentration erforderte.
    »Ich glaube, deine Pasteten sind tatsächlich einzigartig, Herr Schnapper«, sagte Mumm und leckte sich die Finger ab, für den Fall, dass er später jemandem die Hand reichen wollte.
    »Du hast alles gegessen?«, fragte Schnapper.
    »War das falsch?«, erwiderte Mumm.
    Erleichterung stieg von dem Mann auf wie Rauch von einem Feuer, in dem feuchtes Holz brannte. »Was? Nein! Es ist alles in Ordnung! Einfach bestens! Möchtest du noch eine, damit sich die erste nicht so allein fühlt?«
    »Nein, ich schätze, eine ist mehr als genug«, sagte Mumm und wich zurück.
    »Du hast wirklich alles gegessen?«, vergewisserte sich Schnapper.
    »Das war doch richtig, oder?«, fragte Mumm.
    »Oh, ja. Sicher. Natürlich!«
    »Ich muss jetzt weiter«, sagte Mumm und ging über die Straße. »Ich freue mich schon auf unsere nächste Begegnung – hoffentlich habe ich dann weniger Hunger.«
    Er wartete, bis er außer Sicht war, und brachte anschließend einige Ecken in dem Labyrinth aus Gassen hinter sich. Dann blieb er im Schatten einer tiefen Türöffnung stehen und tastete im Mund nach dem Pastetenstück, das sich selbst nach Schnappers Pastetenstandard als unzerkaubar erwiesen hatte.
    Wenn man in einer von Schnappers berühmten Pasteten etwas fand, das noch härter oder knuspriger war als der Rest, so schluckte man es entweder und hoffte das Beste, oder man spuckte es mit geschlossenen Augen aus. Mumm stocherte zwischen Zahnfleisch und Wange und fand einen zusammengefalteten Zettel, auf dem unbekannte Säfte Flecken hinterlassen hatten.
    Er entfaltete ihn. Die schmierige Schrift ließ sich gerade noch entziffern:
Morphische Straße, 9 Uhr heute Abend. Kennwort: Schwertfisch.
    Schwertfisch? Das Kennwort lautete
immer
Schwertfisch! Wenn jemand nach einem Wort suchte, das niemand erraten würde, so wählte er stets »Schwertfisch«. Es war eine der seltsamen Schrullen des menschlichen Geistes.
    Das erklärte die Schuld. Eine Verschwörung. Eine

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