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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Hammer ihre Finger zertrümmern, bis sie ihre Schuld zugaben.
    Wahrscheinlich wäre Schwung mit dem Gesicht nach unten in irgendeiner Gasse geendet, wenn Winder kein nützliches Werkzeug in ihm gesehen hätte. Niemand konnte Verschwörer so gut entlarven wie Schwung. Und so wurde er zum Oberhaupt der Unaussprechlichen – im Vergleich mit den meisten von ihnen war Feldwebel Klopf der beste Polizist des Monats. Mumm hatte sich immer gefragt, wie es Schwung gelungen war, die Kontrolle zu behalten. Vielleicht erkannte der tierische Instinkt jener Mistkerle in Schwung jemanden, der die Gemeinheit auf dem langen Weg erreicht hatte und im Namen der Vernunft Scheußlichkeiten erfand, von denen der Wahnsinn nur träumen konnte.
    Es war nicht leicht, in der Vergangenheit zu leben. Man konnte niemanden für etwas bestrafen, das er später tun würde, oder für das, was die Welt später herausfand. Man konnte die Leute auch nicht warnen. Mumm wusste nicht, was die Zukunft ändern konnte, aber wenn er alles richtig verstanden hatte, neigte die Geschichte dazu, die richtige Form anzunehmen. Man konnte nur die Kanten ändern, gewisse Details. Die wichtigen Dinge ließen sich nicht beeinflussen. Der Flieder würde blühen. Die Revolution
stand
bevor.
    Nun… eine Art von Revolution. Eigentlich war das nicht das richtige Wort. Es würde für einige Stunden eine Volksrepublik der Sirupminenstraße geben (Wahrheit! Gerechtigkeit! Freiheit! Liebe zu vernünftigen Preisen! Und ein hart gekochtes Ei!), eine seltsame Kerze, die zu schnell brannte und wie ein Feuerwerkskörper endete. Es würde eine Säuberung im Haus des Schmerzes geben, und…
    Wie dem auch sei… Man stellte sich der Aufgabe, die man vor sich sah, so wie es fantasielose Polizisten immer getan hatten.
    Gegen ein Uhr am Nachmittag stand Mumm auf. Im Operationssaal war Rasen mit etwas beschäftigt, das jemanden wimmern ließ. Mumm klopfte an die Tür.
    Nach einigen Sekunden wurde sie einen Spalt geöffnet. Doktor Rasen trug eine weiße Maske vor Mund und Nase und hielt eine sehr große Pinzette in der Hand.
    »Ja?«
    »Ich gehe jetzt«, sagte Mumm. »Probleme?«
    »Keine großen. Fingerflink Harris hatte gestern Abend Pech beim Kartenspiel, das ist alles. Hat das Herzas ausgespielt.«
    »Eine Unglückskarte?«
    »Ja, wenn der Große Toni weiß, dass er sie nicht gegeben hat. Aber ich werde sie bald entfernt haben. Wenn du vorhast, heute Abend jemanden zu verletzen… könntest du das erledigen,
bevor
ich zu Bett gehe? Danke.« Rasen schloss die Tür.
    Mumm nickte dem Holz zu und ging los, um sich die Beine zu vertreten und nach dem Mittagessen Ausschau zu halten. Es wartete auf ihn auf dem Bauchladen eines Mannes.
    Es war ein recht junger Mann, aber sein Gesichtsausdruck war vertraut und erinnerte an eine Ratte, die hinter der nächsten Ecke Käse erwartete und die auch hinter der letzten Ecke Käse erwartet hatte und hinter der davor. Zwar war die Welt bisher voller Ecken ohne Käse gewesen, trotzdem hielt diese spezielle Ratte hartnäckig an der Hoffnung fest, dass hinter der nächsten Ecke ganz bestimmt Käse auf sie wartete.
    Mumm starrte. Doch warum sollte er überrascht sein? So weit er sich erinnern konnte, hatte es
immer
jemanden gegeben, der in Ankh-Morpork verdächtige Dinge verkaufte, die angeblich aus Schweinefleisch bestanden. Der Verkäufer war zwar jünger, aber bekannt.
    Die Miene des Mannes erhellte sich, als er das ihm unvertraute Gesicht sah. Er begegnete gern Leuten, die noch nie etwas von ihm gekauft hatten.
    »Ah, Feldwebel… He, was bedeutet die kleine Krone?«
    »Sie weist darauf hin, dass ich Oberfeldwebel bin«, erwiderte Mumm.
    »Nun, Oberfeldwebel, dürfte ich dein Interesse auf ein heißes Würstchen mit Brötchen lenken? Garantiert kein Rattenfleisch. Hundert Prozent organisch. Das ganze Schweinefleisch vor dem Mischen gut rasiert.«
    Warum nicht?, dachte Mumm. Magen, Leber, Nieren und Verdauungssystem nannten eine ganze Anzahl von Gründen, trotzdem griff seine Hand in die Tasche und suchte nach Münzen.
    »Wie viel, Herr… äh.« Mumm erinnerte sich gerade noch rechtzeitig und blickte demonstrativ auf den Namen am Bauchladen. »… Schnapper?«
    »Vier Cent, Oberfeldwebel.«
    »Und damit treibst du dich selbst in den Ruin, wie?«, bemerkte Mumm fröhlich.
    »Verzeihung?«, erwiderte Schnapper verwundert.
    »Ich meine, mit einem solchen Preis treibst du dich selbst in den Ruin, nicht wahr?«
    »Treibe mich selbst in den…«
    »Ruin«,

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