Die Nachtwanderin
freigesetzten Kräften ihrer Verwandlung aufzunehmen und sie festzuhalten. Ardric rollte sich auf den Rücken und spitze seine Ohren. Mimmas Herz schlug wieder. Ardric legte eine Hand auf seine Brust und die andere auf Mimmas Brust. Ihr Herz schlug im selben, gleichmäßigen Rhythmus, wie das seine. Nun hatte sie das Herz eines Vampirs. Die letzte Phase ihrer Verwandlung hatte begonnen. Mimmas Körper musste sich nun akklimatisieren und das ging nur schlafend. Bei jedem dauerte die Schlafphase unterschiedlich lange an. Manche brauchten drei Tage, andere nur einen Tag. Doch eines war bei allen Neugeborenen gleich. Sobald sie als Vampir erwachten, bekamen sie einen wahnsinnigen Hunger. Ardric schloss seine Augen und schlief ein.
Nach gefühlten 48 Stunden Schlaf, erwachte Ardric plötzlich aus seinem tiefen und tranceartigen Dämmerzustand. Die Müdigkeit saß ihm noch immer in den Knochen. Er hätte gut und gerne noch länger schlafen können, doch irgendetwas hielt ihn davon ab und zwang ihn regelrecht dazu seine Augen zu öffnen. Er unterdrückte diesen Drang so gut es ging, denn er hegte bereits eine Vermutung. Vorsichtig streckte er seine Hand nach Mimma aus, doch was er zu fassen bekam, war die Bettwäsche. Sonst nichts. Ardric kniff seine Augen fest zusammen und tastete weiter das Bett ab, denn er konnte spüren, dass sich Mimma in unmittelbarer Nähe befand. Als er auf der Höhe des Kopfkissens war, berührte er etwas. Es war einerseits fest und andererseits weich. Unter seinen Fingerspitzen fühlte er Haut und eine Rundung. Nur widerwillig öffnete Ardric seine Augen, um zu sehen, was sich unter seiner Hand befand. Es war Mimmas Knie, denn sie kniete auf ihrem Kopfkissen und durchbohrte Ardric mit einem starren Blick. Ardric richtete sich auf.
"Hallo Mimma.
Hiermit heiße ich dich als erster Willkommen in unserer Vampirfamilie", satge er liebevoll.
"Ist es endlich vorbei? Bin ich jetzt wirklich ein Vampir?", fragte Mimma ungläubig.
"Ja du hast es überstanden und bist mit Haut und Haar ein Geschöpf der Nacht", bestätigte ihr Ardric und nickte heftig mit dem Kopf.
"Dann kann ich jetzt alles, was du auch kannst? Ich kann mich blitzschnell bewegen und bin so stark wie du?", hakte sie flüsternd nach.
"Nicht ganz so stark und schnell wie ich, denn das kommt erst mit dem Alter, aber dennoch bist du mit einem Übermaß an Stärke und Schnelligkeit ausgestattet, wie alle neugeborenen Vampire", erklärte er ihr. Mimma kniete noch immer wie eine Statue auf dem Kopfkissen und sah Ardric emotionslos an. Nur ihre Lippen bewegten sich, wenn sie redete.
"Mimma, ist alles in Ordnung?", fragte Ardric besorgt.
"Ja", hauchte sie. Plötzlich erhellte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie wirkte zufrieden und schien etwas auszuhecken. Dies entging auch Ardric nicht. Aus Erfahrung wusste er, dass Neugeborene meist Unsinn im Kopf hatten und ihre eigenen Kräfte überschätzten.
"Mimma?
Was immer dir gerade durch den Kopf geht, lass es sein.
Neugeborene haben nur Unsinn im Kopf und ich vermute, dass es bei dir nicht anders ist", bat Ardric sie und versuchte an ihre Vernunft zu appellieren. Doch Mimma schien seine Worte überhaupt nicht wahr zu nehmen. Sie stellte sich auf ihre Füße, doch sie blieb weiterhin in einer kauernden Position.
"Mimma was hast du vor?", fragte Ardric, als er ihren entschlossenen Blick sah. Doch Mimma verweigerte ihm eine Antwort und tat so, als ob er nicht da wäre. Sie streckte ihre Arme seitlich von sich und spreizte ihre Finger. Der Schalk blitzte aus ihren Augen.
"Als dein Macher befehle ich dir...!", begann Ardric zu sagen, als Mimma plötzlich mit einem Satz vom Bett sprang und mit einem Rückwärtssalto leichtfüßig, einige Meter vom Bett entfernt, auf dem kalten Steinboden landete. Bei ihrer Landung ruderte sie kurz mit ihren Armen, um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren, doch dann stand sie siegessicher da und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Ardric starrte sie verdutzt an.
"Könntest du das bitte unterlassen!
Du hat doch noch überhaupt keine Ahnung wie stark du bist und wie du deine neugewonnenen Kräfte, dosiert einzusetzen hast. Du hättest dich ebenso gut verletzen können!", pflaumte sie Ardric an. Doch auch seine Besorgnis, die er ihr gegenüber äußerte, schien sie nicht zu interessieren.
"Wow! Das ist ja so cool. Total abgefahren! Ich kann alles viel genauer sehen und nehme alles um mich herum wahr, als ob es ein Bestandteil von mir wäre. Ich kann sogar die Luft auf meiner Zunge
Weitere Kostenlose Bücher