Die Nachtwanderin
müssen. So verlangt es die Regel", offenbarte er ihr. Angespannt wartete Ardric darauf, dass ein Donnerwetter über ihn hereinbrach, doch Mimma blieb reglos und stumm stehen.
"Mimma? Hast du gehört, was ich dir gerade gesagt habe?", hakte er vorsichtig nach. Sie nickte langsam. Mimma überlegte, wie sie sich verhalten sollte. Sie erinnerte sich daran, wie schlimm sie es als Mensch empfunden hatte, sich vorstellen zu müssen, sich als Vampir von einem Menschen nähren zu müssen. Doch jetzt, in Anbetracht der Tatsache, dass ihr Hunger immer schlimmer wurde und sie kein Mensch mehr war, empfand sie es als richtig. Fressen und gefressen werden, hallte es in ihrem Kopf.
"Mimma? Kannst du bitte wieder mit mir reden", forderte Ardric sie auf. Mimma sah ihn an und kam seiner Aufforderung nach.
"Fressen und gefressen werden!", antwortete sie ihm mit einem teuflischen Lächeln im Gesicht. Ardric sah sie verdutzt an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Mimma diese Information so leicht verarbeiten würde, doch er war froh, dass sie kein Theater machte.
"Können wir los?", fragte sie.
"Gleich. Wir werden abgeholt, wenn alles so weit ist", erwiderte Ardric, als es an der Tür klopfte. Der stumme Vampir trat ein und forderte sie auf, ihm zu folgen.
"Das ging aber schnell", stammelte Mimma.
"Komm, lass uns gehen, es ist soweit", sagte Ardric. Mimma und Ardric liefen schweigend hinter dem stummen Vampir her und folgten ihm den langen Gang entlang, bis sie zu einer Treppe kamen, die zu den Katakomben führte. Mimma nahm den nassen und modrigen Geruch des alten Klostergemäuers wahr. Die Treppe führte sie tief unter die Erdoberfläche und schien kein Ende zu nehmen. Mimma befiel ein ungutes Gefühl. Sie griff nach Ardrics Arm und schmiegte sich an ihn.
"Keine Sorge. Ich bin bei dir und passe auf dich auf", beruhigte er sie, als er ihre Unsicherheit spürte.
"Erzähl mir etwas über die Ältesten", bat Mimma.
"Sato ist sozusagen der Anführer. Er ist der älteste Vampir unter ihnen. Mit einer Handbewegung kann er Vampire dazu bringen in Flammen aufzugehen.
Zu seiner Rechten, mit etwas Abstand hinter ihm und leicht versetzt, sitzt Molachai. Er ist extrem stark. Niemand traut es sich mit ihm aufzunehmen, denn man würde es mit Sicherheit nicht überleben. Früher war er weit und breit der schlimmste Schlächter unter den Menschen und auch unter den Vampiren. Sato erkannte sein Potenzial und nahm ihn bei sich auf, um seine Blutrünstigkeit gezielt einzusetzen.
Als nächstes kommt Tillin. Äußerlich wirkt er freundlich und besonnen, doch das täuscht nur. Man darf ihn auf gar keinen Fall unterschätzen. Tillin trägt immer zwei Schwerter bei sich, die er unter seiner Mönchskutte verbirgt. Er ist der schnellste Vampir, den ich kenne. Er ist so schnell, dass man nicht einmal seinen Angriff kommen sieht. Man merkt erst dann etwas, wenn es bereits zu spät ist und man plötzlich einzelne Gliedmasen verliert, die er mit seinen scharfen Schwertern, abgetrennt hat. Mit einem Lächeln steht er dann vor seinem Opfer und sieht zu, wie es in Einzelteile, vor seinen Augen zerfällt.
Dann kommt Xyros. Soviel ich weiß, hat er keine besonderen Kräfte. Doch auch ihn darf man keineswegs unterschätzen, denn durch sein hohes Alter ist auch er stärker und schneller als die meisten anderen Vampire.
Auf Satos linker Seite befinden sich Avja, Bacar und zum Schluss Keo.
Avja ist die einzige Frau unter den Ältesten. Man sagt, dass ihre Schönheit jedes Lebewesen auf Erden in den Wahnsinn treibt. Ich selbst habe ihr Gesicht noch nie gesehen. Mit einem einzigen und gezielten Blick, kann sie bei ihrem Gegenüber einen Todeswunsch auslösen. Hat man erst einmal Augenkontakt mit ihr aufgenommen, bohrt sich ihr totbringender Blick tief ins Gehirn und bringt einen dazu sich selbst auf bestialische Art und Weise zu richten. Dagegen kommt man nicht an. Nur wenn Avja selbst den Todeswunsch aufhebt, kann man weiter leben.
Wir haben einmal eine Testreihe durchgeführt, um zu sehen, ob der Todeswunsch nach einer Weile von selbst wieder verschwindet. Dazu wurden mehreren Vampiren, Avjas Todeswunsch eingepflanzt. Wir fesselten sie und ließen sie erst nach Monaten wieder frei. Doch bei jedem kamen wir zum selben Ergebnis. Selbst bei dem letzten, den wir erst nach über einem Jahr wieder frei gelassen hatten, war der Todeswunsch nach wie vor vorhanden. Kaum waren sie frei, brachten sie sich alle nacheinander um.
Hinter Avja sitzt Bacar. Sie sind ein Liebespaar und wie
Weitere Kostenlose Bücher