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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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und um Vorherrschaft treibt uns an. Pietr geht gerade ganz in seinem Drang nach Dominanz auf, und Max ist nicht schlau genug, um nachzugeben. «
    » Sie hat recht « , krächzte Alexi, rollte sich auf die andere Seite und verfolgte das Schauspiel mit mäßigem Interesse. » Mit Ablenkung könnte es klappen. «
    » Ich glaube nicht, dass es Pietr besonders interessiert, wenn ich mir das Hemd aufknöpfe. «
    » Dann wirst du vielleicht eine Überraschung erleben « , brummte Alexi.
    Ich warf Wanda einen fragenden Blick zu.
    » Tu, was du musst, sonst tu ich, was ich tun muss. « Sie tätschelte das Schulterholster unter ihrer Bluse.
    Max schob sich mit schlaff herabhängenden Lidern langsam vorwärts. Ich nestelte am obersten Knopf herum.
    » Pietr « , flüsterte ich und bückte mich wieder hinab, um seinen Blick aufzufangen. Der erste Knopf sprang auf.
    Pietr zog die Augen zusammen.
    Ich öffnete den zweiten Knopf. » Pietr, tu das nicht « , flehte ich und ließ ihn nicht aus den Augen. Er folgte den ungeschickten Bewegungen meiner zitternden Finger. Seine Augen wurden größer, als mehr nackte Haut zum Vorschein kam.
    » Du bist kein Ungeheuer. « Ich atmete durch. So hatte ich mir das mit meinem Werwolf-Ex ganz bestimmt nicht vorgestellt. Dass ich mir das Hemd aufknöpfte. Und das auch noch vor Publikum.
    Ich versuchte, mir eine Schauspielerin vorzustellen, in einer Szene mit einem seltsamen Schauspielkollegen. Geschäftsmäßig. Ohne Bedeutung, ohne persönliche Beziehung. Ich verdrängte die Tatsache, dass ich in Schauspiel nur eine Vier vorzuweisen hatte. Eigentlich sollte ich für mein Leben eine Menge Fleißpunkte bekommen.
    Der dritte Knopf ging auf und die Spannung in Pietrs Fängen ließ nach. Er ließ los. Polternd schlug sein Hinterkopf aufs Parkett. Er rollte sich herum und lag nun auf dem Bauch – aufmerksam wie ein Hund und mit hängender Zunge. Dank seiner tierischen Instinkte blieb sein Blick voller Hoffnung auf das, was wohl Knopf Nummer vier bringen würde.
    Max plumpste mit einem Jaulen zu Boden. Ein Auge behielt er offen, und auch dieses war fest auf den vierten Knopf gerichtet.
    Catherine johlte, ich wurde rot und knöpfte alles in Rekordzeit wieder zu.
    » Habe ich’s nicht gesagt, Jessie? Männer können echt miese Köter sein « , meinte Wanda und zupfte ihre Bluse über dem Holster zurecht.
    Ich behielt sie fest im Blick, um nicht beim Anblick zweier nackter Typen auf komische Gedanken zu kommen, die währenddessen wieder in ihre Kleider schlüpften.
    Max hatte wieder Hosen an, fuhr sich mit der Hand durchs zerzauste Haar und meinte schüchtern: » Danke Jessie. Für alles. « Er grinste und rieb sich den Bluterguss am Hals, der schon wieder verblasste.
    Pietrs Kopf schnappte hoch und er setzte zu einem tiefen Knurren an. Über die Schulter war Blut herabgelaufen, aber der Riss heilte noch während ich hinsah.
    Ich schlug mit der Faust auf den verbliebenen Tisch. » Siehst du das, Pietr Rusakova? «
    Sein Blick wanderte von meinen Füßen zu meinem Gesicht, mit einer kurzen Pause auf halbem Weg bei den Hemdknöpfen. » Da « , sagte er heiser.
    » Du siehst, dass ich mit der Faust auf den Tisch haue. Keine Kämpfe innerhalb der Familie! «
    Er hob die Braue.
    » Und glaub bloß nicht «, ich bekam fast einen Knoten in die Zunge und meine Wangen wurden heiß, » dass ich das noch mal für dich mache. « Ich verschränkte die Arme.
    Seine Lippen zuckten. » Nicht im Traum « , flüsterte er.
    » Das ist alles, wovon du träumen wirst, kleiner Bruder « , ätzte Max.
    Ich trat ihn vors Schienbein. Nicht fest. Das war besser, als seine Aufmerksamkeit dadurch zu erhalten, dass ich mir wieder das Hemd aufknöpfte. Und befriedigender war es außerdem. » Dir hat man gerade fast den Kopf abgebissen. «
    » Weil du Jess bedroht hast « , fügte Pietr gleichmütig an.
    Max rieb sich das Kinn und erinnerte sich wohl an meine Ohrfeige.
    Mir tat die Hand immer noch weh. Max war in mehrfacher Hinsicht dickköpfig. Gut möglich, dass ich noch länger an die Ohrfeige denken musste als er.
    » Jessie würde ich niemals wehtun. «
    » Wer’s glaubt wird selig « , entgegnete Pietr.
    Mir schlug das Herz im Hals und ich musste mich zur Einsicht zwingen, dass es hier gar nicht um mich ging – das hier war pures stupides Alphawolf-Betawolf-Gehabe. Und ich war durch Pinkeln markiertes Revier. Mann, ich war so was von angepisst.
    Max blickte mich an und sah dann zu Boden. Unterwürfig – fürs Erste. »

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