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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Entschuldige, Jessie. Bei dir alles in Ordnung? «
    » Ja, alles in Ordnung « , meinte ich genervt. » Aber warum machen sich alle gerade um mich solche Sorgen? Fragt doch mal Alexi, wie’s ihm geht. «
    Alexi zog den Kopf ein und sah weg.
    » Der müsste uns erst mal etwas bedeuten, damit wir nach ihm fragen « , entgegnete Max in seiner einfachen, abschreckenden Logik.
    » Er war jahrelang euer Bruder « , wandte ich ein.
    » Den hat er doch nur gespielt « , schnaubte Catherine. » Er gehört nicht wirklich dazu. Er ist nicht blutsverwandt, keine gemeinsame DNA .
    » Aber eure Familienbande. «
    Ich blickte in drei Augenpaare, die mich schon wieder eher wie Wölfe, wie instinktgetriebene Jäger taxierten.
    » Und das Geheimnis, das ihr teilt. «
    » Und deshalb ist er eher eine Belastung « , erklärte Max.
    » Und ich? « Ich trat einen Schritt vor. » Bin ich etwa auch eine Belastung? «
    Wanda zischte: » Weißt du, dass du mit deinem Leben spielst? «
    » Ich weiß genauso viel wie Alexi. Willst du mich auch umbringen? «
    » Hast du den Verstand verloren? « , fragte Wanda laut. » Konfliktvermeidung! «
    » Was ist, Max? Wann wirst du versuchen, mich zu erwürgen? «
    Max fuhr mit dem Finger an der Teppichkante entlang. » Das werde ich nicht. « Er hob eine Schulter. » Du bist … anders … «
    » Sagt der Werwolf « , murmelte ich.
    Wanda fluchte, und das nicht zum ersten Mal seit unserer Ankunft.
    Max grinste. » Ich vertraue dir, Jessie. Ihm habe ich vertraut. Aber jetzt muss er einfach verschwinden. «
    » Was bedauerlicherweise nicht geht. Nur er als Volljähriger kann für euch den Vormund spielen « , bemerkte Wanda.
    » Nur noch ein paar Monate … « , knurrte Max im Aufstehen und erinnerte uns alle an seinen bevorstehenden achtzehnten Geburtstag. Er stellte sich breitbeinig hin und faltete streitlustig die Arme vor der Brust.
    Mit einem Seufzer fuhr Wanda fort: » Wenn er weg ist, dann werdet ihr alle Staatsmündel. «
    » Dann kommen sie in Pflege « , dachte ich laut.
    » Genau. Und höchstwahrscheinlich getrennt voneinander, weil es nur wenige Gruppenplätze gibt. «
    Die drei Vollblut-Rusakovas murrten.
    Alexi dagegen setzte sich aufrecht hin und rieb sich behutsam den Hals.
    » Wie sollen wir wieder Vertrauen zu ihm fassen? « , wandte Pietr ein.
    » Das braucht ihr vielleicht gar nicht. Ihr wisst doch: ›Halte deine Freunde nahe bei dir und deine Feinde noch näher‹ « , zitierte sie.
    » Ein guter Rat « , meinte Max. » Und genau der Grund, warum wir Sie in der Nähe behalten. «
    » Wir sollten los « , sagte Wanda und packte mich am Arm.
    Ich folgte widerstandlos und spürte auf dem ganzen Weg bis zum Wagen Pietrs Blick auf meinem Rücken.

20
    D ad klappte die Rampe herunter. Ich schob mich an der Aluminiumwand entlang, flüsterte beruhigend auf Rio ein und bugsierte sie rückwärts aus dem Transportanhänger. Ringsumher machten sich Pferde und Reiter für das Golden Jumper bereit. Ich musste mich noch bei Derek für die Einladung bedanken – und auch noch einmal dafür, dass er nicht hergekommen war. Ich hatte ihm gesagt, ich müsse mich konzentrieren. Und das stimmte auch.
    Ich war auf dem Weg zurück in die Normalität.
    Dies war mein erstes Springreiten seit Moms Tod. Aber ich mochte noch so viel trainiert haben und Rio noch so gut sein – auf der Tribüne würde es mit Sicherheit stiller sein ohne Moms Zurufe und Seufzer.
    Ich griff nach meinem Troststein, aber eigentlich brauchte ich den herzförmigen Bernsteinanhänger. Als eine Art Anker. Morgens hatte ich Moms Kette mit dem Kaninchen-Netsuke angelegt. Warm und schwer lag es an meiner Haut. Eine Verbindung zur Vergangenheit. » Gehen wir « , sagte ich zu Rio. » Bringen wir die Beine mal ein bisschen in Schwung. «
    Dad sah in meine Richtung und sein Blick verriet, was meiner verbarg. Bei diesen Gelegenheiten war er immer an Moms Seite gewesen, mit Annabelle Lee im Schlepptau. Nun war dies für uns alle unendlich schwer. Der Truck fuhr weg.
    Ich überblickte den Parcours. Acht Hindernisse; ein sehr nass aussehender Liverpool. Das war machbar. Rio tänzelte in Vorfreude. Dies war mehr als nur ein Wettkampf. Es war der Versuch einer Rückkehr in einen Teil meines Lebens, den ich mit Moms Tod beinahe auch verloren hatte. Und es war eine Belohnung für Rio.
    Wenn Pietr mir die kalte Schulter zeigte, wenn Annabelle Lee sich in ihre Bücher verkroch und nur Dad für mich Augen hatte, die aber seine Enttäuschung nicht

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