Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Tassen.
»Kannten Sie einander gut?«
Bergers Schultern zuckten. Maria wusste, gleich war es so weit. Zitternd nahm der Mann die Tassen aus dem Schrank. Als er sie auf den Küchentisch stellen wollte, fiel ihm eine aus der Hand. Berger starrte auf die Scherben. Sein rechter Mundwinkel zuckte.
»In acht Jahren lernt man einander zwangsläufig gut kennen. – Sie war unsere Trauzeugin.«
»Wie war Ihr Verhältnis zu Frau Stein?«
Berger sah Maria und Phillip immer noch nicht an. Beherrscht kehrte er die Scherben zusammen.
»Maria und Barbara verbrachten den Großteil ihrer Zeit miteinander. Ich habe sozusagen beide geheiratet, verstehen Sie?«
»Sind Sie auch bei beiden Ihren … ehelichen Pflichten nachgegangen?«
Berger sah Phillip entrüstet an.
»Wo denken Sie hin! Barbara war mehr wie eine … Schwester.«
»He, Sie können mir doch nicht erzählen, dass Sie mit der Stein nie etwas gehabt haben. Mit so einem Happen? So was lässt man doch nicht aus!«
Berger sah Phillip scharf an.
»Ich war immer sehr glücklich mit Maria.«
Maria spürte, wahrscheinlich wie auch Phillip, dass Berger log. Sie war sich ziemlich sicher, dass es da einmal etwas gegeben hatte. Aber natürlich würde Berger ihnen das nicht auf die Nase binden. Zumindest nicht heute. Doch Phillip ließ nicht locker.
»War?«
Berger war sichtlich genervt, konnte nur mühsam seine höfliche Fassade aufrechterhalten.
»Ich bin sehr glücklich mit Maria.«
Die beiden Männer starrten einander feindselig an. Maria war sauer. Phillip hatte grundsätzlich ein gutes Gespür, das hatte sie von Anfang an bemerkt. Nur manchmal schoss er so sinnlos über das Ziel hinaus. Wieso wollte er Berger unbedingt beweisen, dass er fremdgegangen war? Es war ohnehin klar.
»Herr Berger, was hat Ihnen Herr Dornhelm eigentlich alles erzählt?«
Berger goss ihnen ein.
»Er rief, wie gesagt, mittlerweile vor einer dreiviertel Stunde an und sagte, dass Barbara ermordet worden ist. Erwürgt.«
Phillip sah Maria an. Doch sie ließ Berger weiterreden und korrigierte seinen Irrtum nicht.
»Er war sehr verzweifelt, weil er sich nicht vorstellen konnte, wer Barbara so etwas antun könnte. – Das kann ich übrigens auch nicht.«
»Und wie hat Ihre Frau darauf reagiert? Wer war eigentlich am Telefon?«
»Maria. Sie hat abgehoben. Sie hat sich alles ganz ruhig angehört. Dann hat sie es mir mit knappen Worten erzählt.«
»Und dann?«
»Dann hat sie geweint.«
»Wie hat sie geweint?«
Berger sah Maria verständnislos an.
»Was meinen Sie damit?«
»Ich meine, hat sie geschluchzt? Oder hat sie leise geweint? Oder laut und hysterisch?«
»Wieso ist das wichtig?«
»Herr Berger, mich interessiert jedes Detail. Ich versuche mir vorzustellen, welches Verhältnis die beiden Frauen zueinander hatten.«
Berger studierte nun seinerseits Maria. Offensichtlich wusste er noch immer nicht, warum die Frage wichtig war. Maria mutmaßte, dass er sich wohl damit abfand, einer Frau gegenüberzusitzen, und Frauen waren für solche Männer wie Berger immer unverständlich. Er war gewohnt, nicht all ihre Aktionen und Reaktionen zu hinterfragen. Maria war sich sicher, dass er so dachte. Sie kannte diese Vertreter des männlichen Geschlechts. Berger gab W.O.
»Also … zuerst rannen ihr die Tränen nur still die Wangen herunter. Maria schien mich überhaupt nicht zu hören. Wie eine Puppe ließ sie sich von mir in den Arm nehmen. Dabei starrte sie die ganze Zeit ins Leere. Dann brach es plötzlich aus ihr heraus, und ich habe ihr Valium gegeben.«
»Und Sie selbst waren nicht betroffen?«
»Oh doch. Aber ich musste mich um Maria kümmern.«
Maria trank ihren Kaffee aus und erhob sich. Phillip folgte ihrem Beispiel.
»Herr Berger, wären Sie so nett, Ihrer Frau auszurichten, dass sie uns heute, wenn sie sich etwas erholt hat, auf dem Kommissariat besucht?«
»Warum? Sie hat doch nichts damit zu tun.«
»Natürlich nicht. Aber Ihre Frau kannte die Freunde von Frau Stein. Vielleicht hat ihre Partnerin ihr irgendetwas erzählt. Von einem enttäuschten Liebhaber. Oder von einem verrückten Verehrer.«
»Nein, das wüsste ich. Aber natürlich, ich werde es ihr sagen.«
Sie schlichen wieder zur Eingangstür, wobei Maria sich fragte, warum sie so leise sein mussten, wenn die Guthaus sowieso Valium geschluckt hatte. Stumm verabschiedete sich Berger von Maria und Phillip. Leise fiel die Tür hinter den beiden ins Schloss. Phillip sah Maria in die Augen.
»Natürlich hat er
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