Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
Vom Netzwerk:
Schrecklichste gesehen, obwohl, wie sie inzwischen wusste, nichts Schreckliches zu sehen war. Schon gar nicht bei Fernsehfilmen, weil immer kurz vor dem Anblick der Leiche ein Schnitt kam.
    »Ja, das wäre es. Maria? Maria!«
    Maria schreckte hoch. Josef hatte die ganze Zeit geredet, und sie hatte nicht zugehört. Sie sah Josef entschuldigend an.
    »Du solltest einmal Urlaub machen.«
    »Und mich zwischen Familien mit quengelnden Folterinstrumenten quälen?«
    »Nein. Es gibt auch Bildungsreisen. Die Stätten der Inkas zum Beispiel.«
    »Ja, richtig, da gibt es solche organisierten Jungfrauenreisen, mit einem potenten Reiseführer, damit alle was davon haben.«
    »Maria, so kenne ich dich gar nicht.«
    »Entschuldige. Aber ist doch wahr. Für Interrail bin ich zu alt. Und alles andere … wenn du keine Familie hast, bist du ein Außenseiter.«
    Josef sah sie an, mit einem undefinierbaren Blick. Dann deckte er die Leiche von Barbara Stein wieder auf.
    »Du bist nie ein ›Außenseiter‹. Und du bist nicht zu alt. Jeder Mann wäre froh, deine Bekanntschaft zu machen.«
    Nun sah Maria ihn an. Wenn sie Josef nicht so gut kennen würde, würde sie seine Bemerkung für den Beginn eines Flirts halten. Phillip stürmte herein.
    »Na, wo ist unser massakriertes Prachtstück?«
    Maria wandte sich ihm erleichtert zu – zugleich flashte ihr erotischer Duschtagtraum in ihr Bewusstsein. Die Erleichterung schwand, Spannung kam. Konzentriert holte sie tief Luft. Mindestens ebenso konzentriert, so kam es ihr vor, wandte sich Josef zu Phillip.
    »Wir wollten gerade beginnen.«
    Kein Wort von ihrer Unachtsamkeit. Was war mit Josef los? Er hätte sie in seiner Korrektheit normalerweise bloßgestellt.
    »Barbara Stein starb, wie bereits vermutet, an Erstickung, hervorgerufen durch die Verstopfung der Atemwege, wobei für den Mund ein mechanisches Gerät, ein so genannter Dildo, verwendet wurde.«
    »He, Professor, das haben wir gesehen.«
    »Darf ich weiter ausführen?«
    »Entschuldige, Josef. Phillip … wir sind alle übermüdet.«
    »Die Schnittwunden am Brustkorb, in Definitivum an den Brustwarzen, und an der Klitoris, wurden post mortem zugefügt, daher der geringe Blutaustritt. Die Fesselung hinterließ keine außer den zu erwartenden Spuren … wobei …«
    Phillip schaute reflexartig auf die Leiche, wandte sich aber genauso schnell wieder ab.
    »Wobei? Was wobei? Was heißt ›zu erwartende‹?«
    »Das heißt, dass die Fesselung freiwillig erfolgte. Es gibt keine Kampfspuren der üblichen Art.«
    Maria wurde plötzlich ungeduldig. Die ganze Situation machte sie nervös.
    »Was heißt ›der üblichen Art‹?«
    »Wie gesagt, die Fesselung dürfte freiwillig erfolgt sein, sonst wären Kampfspuren sichtbar. Und doch habe ich unter den Fingernägeln der Ermordeten Hautreste gefunden.«
    »Was heißt das, Professor?«
    »Hautreste, wie man sie nach einem Kampf findet.«
    »Also hat sich unser Schatz doch gewehrt?«
    »Nein, das kann sie nicht, dann wären Ödeme sichtbar, beziehungsweise Ödeme anderer Art. Die Ödeme, die hier sichtbar sind, sind entstanden, als sie schon gefesselt war. Wahrscheinlich der Todeskampf. Die Hautfetzen müssen also von einer Auseinandersetzung stammen, die nichts mit der Fesselung zu tun hatte.«
    Maria und Phillip sahen einander an, dann sie beide Josef. Dieser zuckte nur mit den Achseln.
    »Eure Arbeit.«
    Maria starrte die Leiche an, als würde sich dadurch irgendein Geheimnis von selbst lösen.
    »Hatte sie Geschlechtsverkehr?«
    »Ja, aber sicher Stunden vor ihrem Tod. Der ist übrigens zwischen drei und vier Uhr morgens eingetreten.«
    »Moment, damit ich live dabei bin. Die Stein hat mit jemandem gebumst und dann noch für jemand anderen die Beine breit gemacht? Nur der kam nicht mehr dazu, weil er sie blöderweise vorher umgebracht hat?«
    »So in etwa könnte man es ausdrücken. Die Tatsachen sind: Die Ermordete hat sich bei jemandem eingekrallt. Davon hat sie die Hautfetzen unter den Nägeln. Sie hatte mit jemandem Geschlechtsverkehr. Davon sind die Spermaspuren. Und sie ließ sich von jemandem freiwillig fesseln. Danach dürfte sie ermordet worden sein. Und der Geschlechtsakt und die Fesselung liegen ein paar Stunden auseinander.«
    »Moment mal, Professor, eingetrocknetes Sperma ist eingetrocknetes Sperma. Warum wollen Sie wissen, dass sie nicht bei der Fesselung gebumst wurde?«
    Maria krampfte sich ein. Wie konnte sie von diesem Menschen nur jemals einen erotischen Traum gehabt

Weitere Kostenlose Bücher