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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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sie gebumst.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht leicht ist, offiziell die richtige Dosis von Betroffenheit zu finden.«
    Sie grinsten einander an und schlenderten die Treppe hinunter.

    Maria klammerte sich am Haltegriff fest und landete trotzdem beinahe auf Phillips Schoß. Triumphierend reihte sich Phillip vor dem Fiaker, den er gerade rechts auf den Schienen überholt hatte, wieder in den Fließverkehr ein – nicht für lange. Ruckartig landeten sie nach ein paar Sekunden auf der linken Spur der Ringstraße und benutzten die hier ebenfalls verlaufenden Straßenbahnschienen als Abbiegespur. Doch Maria war zu müde, um zu protestieren. Wollte er sie mit seinen Fahrkünsten beeindrucken? War er ein verhinderter Rallyefahrer? Egal. Es war ihr auch egal, wenn er sie beide umbringen wollte, denn dann könnte sie endlich schlafen. Sie schloss die Augen und gab sich der Schwerkraft hin. Es war beinahe wie in der Achterbahn. Ruckartig stoppte der Wagen vor ihrer Wohnung.
    »Dreizehn Minuten. Und das im Frühverkehr!«
    Maria blinzelte Phillip verständnislos an.
    »Haben Sie irgendeine Wette laufen?«
    »Nein, aber ich hasse Staus. Wenn jeder einfach fahren würde, gäbe es keine Staus.«
    »Es gibt sie, weil solche Leute wie Sie sich manchmal überschätzen und es dann kracht.«
    »Bei mir kracht es nie.«
    »Fein. Beruhigend. Ich gehe jetzt kotzen.«
    »Und was machen Sie bei einem Einsatz?«
    »Da habe ich Blaulicht.«
    »Sie gehen wohl immer auf Nummer sicher?«
    Maria studierte Phillip. Der Ton des Gesprächs war nicht mehr nur aggressiv-scherzhaft, etwas Intimes hatte sich eingeschlichen. Sie konnten nicht so weitermachen, sie mussten sich endlich miteinander auseinander setzen.
    »Sie könnten mich heute Abend auf ein Bier einladen, dann verzeihe ich Ihnen vielleicht.«
    Phillip setzte an zu sprechen, verkniff es sich dann aber seltsamerweise und studierte nun seinerseits Maria.
    »Onki donki. Ich reserviere uns einen Tisch im ›Jahrhundertbeisl‹.«
    Maria verkniff sich nun ihrerseits eine bösartige Bemerkung. Denn sie hasste es, wenn jemand für sie entschied. Doch das konnte sie mit Phillip am Abend besprechen. Sie wollte einfach nicht weiter diskutieren. Und außerdem war sie so müde, dass ihr keine wirklich sarkastische Pointe, geschliffen in der Wortwahl und treffsicher in der Verletzung, einfiel. Sie stieg aus dem Auto. Phillip beobachtete sie.
    »Wie lange werden Sie Ihren Luxuskörper pflegen?«
    »Ich bin in etwa zwei Stunden im Büro.«
    »Was machen Sie so lange? Holen Sie sich dabei einen runter?«
    »Nein, das besorgt mein Liebhaber.«
    »Fein, dann sind Sie nachher wenigstens entspannt.«
    Maria knallte die Tür zu – und wusste im gleichen Augenblick, dass das ein Fehler war. Es war das Eingeständnis ihres Notstandes. Phillip gab Gas. Am Abend würde sie ihn fertig machen. Sie war immerhin seine Chefin.

    Jack lag beleidigt auf dem Telefon, der Hörer daneben. Auch sonst hatte der Kater seinem Missfallen über Marias lange Abwesenheit dadurch Ausdruck verliehen, dass er die Wohnung gründlich und mit einem gewissen System verwüstet hatte. Die Telefonbücher – vielmehr die Reste davon – bedeckten den Vorzimmerboden. Mittendrin kümmerte der Stummel ihrer Lieblingspalme vor sich hin. Katzengrasersatz. Automatisch hob Maria die Tonscherben auf und brachte sie in die Küche. Jack schoss hinter ihr her. Das übliche Gebrüll, als wäre er kurz vor dem Verhungern. Maria ignorierte ihn. Jack hängte sich an ihre Jeans. Schmerz. Maria beutelte ihn ab. Jack änderte seine Taktik. Schnurrend umkreiste er ihre Beine. Maria stieß ihn weg, sie war auf ihren Liebling wirklich wütend. Unschuldig setzte sich ihr der Kater in den Weg und sah sie liebevoll an. Maria konnte förmlich seine Gedanken lesen: Es tut mir Leid, aber zwölf Stunden ohne Futter! Sie kniete sich zu ihm und streichelte ihn, suchte die Wärme seines Fells. Sofort ging das Gemauze wieder los. Nun gut, es war Blödsinn, von einem Tier Verständnis zu erwarten. Sie war eben bloß der Dosenöffner. Und als Sklavin für ihr ungebührliches Verhalten bestraft worden. Da gab es nur eines: Dose öffnen und den Verweis akzeptieren. Mit einem Bartwisch bewaffnet kehrte sie zum Schlachtfeld zurück. Mitten im Zusammenkehren hielt sie inne. Phillip hatte Recht. Sie war ein Sicherheitsmensch. Sie wollte immer alles im Griff haben, und sie funktionierte immer. Maria kauerte sich auf den Boden, umgeben von Papierschnitzeln und

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