Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
verständnislos nach.
»Was hat er denn? Egal. Guthaus. Sie heißt Maria Guthaus. Das einzige Haus, das ich finden konnte.«
Nun erinnerte sich Maria. Sie hatte sich beim letzten Fernsehbeitrag gewundert, denn ihrer beider Vorname war in ihrer Generation sonst eigentlich eher selten. Phillip zündete sich verwirrt eine Zigarette an.
»Maria? Aber sie ist doch die ›Magdalena‹, oder? Eigenartig. Wieso haben die das so kompliziert gemacht?«
»Keine Ahnung.«
Gekonnt streifte Maria mit einer runden Bewegung die Asche von der Glut.
»Fragen wir sie. Sie wohnt in der Pfeilgasse. Ein alter Eintrag. Schaut nach mindestens zehn Jahren aus. Wie lange nerven die beiden eigentlich schon die Männerwelt?«
»Wenn Sie meinen, wie lange es schon das Kabarettduo gibt, dann würde ich sagen, etwa sechs Jahre. Erfolg haben sie aber erst seit kurzem, seit einem Jahr ungefähr.«
»Auf jeden Fall ist das ganz in der Nähe.«
Maria dämpfte ihre Zigarette aus.
»Die drei scheinen den ganzen Bezirk in Beschlag genommen zu haben.«
»Eine einzige große Familie.«
Phillip kramte nach seiner Geldbörse. Maria stierte vor sich hin.
»Ich will nicht schon wieder eine Szene erleben. Josef hätte ihr gleich prophylaktisch eine Spritze geben sollen.«
»Uns bleibt ja immer noch die Ohrfeige.«
Kichernd zahlten sie.
Phillip suchte auf der Gegensprechanlage den richtigen Knopf.
»Hier gibt es keine Guthaus.«
Maria schreckte aus ihrem Halbschlaf hoch und sah Phillip verständnislos an.
»Was heißt, hier gibt es keine Guthaus?«
»Dass es hier keine Guthaus gibt.«
Phillip zückte das Adressbuch, während Maria nun ihrerseits die Gegensprechanlage absuchte.
»Es gibt auch keinen neuen Eintrag. Nicht einmal eine neue Telefonnummer. Die alte wurde nur einmal verbessert, als sie digitalisiert worden ist. Sie muss hier wohnen.«
Phillip zückte sein Handy und wählte die Nummer. Es läutete nur kurz. Erstaunt riss er die Augen auf.
»Ja, guten Tag. Phillip Roth, Polizei. Mit wem spreche ich? … Herr Berger … ja, aber wir wollten mit Maria Guthaus … alles klar. Wir wollten mit Ihrer Frau sprechen. Tut mir Leid, dass wir so früh stören, aber es ist dringend.«
Kurz danach wurde offensichtlich aufgelegt. Der Türöffner summte. Phillip trat das Tor auf. Keine schlechte Methode, dachte sich Maria. Besser, als sich jedes Mal bei diesen alten, schweren Türen die Schulter auszurenken.
»Das war der Mann von der Guthaus. Sie wissen schon alles.«
Maria schlug sich vor den Kopf.
»Natürlich. Das habe ich völlig vergessen. Die Guthaus hat ja vor ungefähr fünf Jahren den Manager von den beiden geheiratet. Anscheinend verwendet sie ihren Namen nur noch auf der Bühne. Und wieso wissen sie schon alles?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich schätze, das wird er uns gleich sagen.«
Maria und Phillip hatten den ersten Stock erreicht, wo Berger bereits in der Tür auf die beiden wartete. Er legte den Zeigefinger auf den Mund.
»Bitte kommen Sie herein. Maria schläft. Ich habe ihr Valium gegeben.«
Er dirigierte sie in die Küche und schloss sorgfältig die Tür.
»Hermann hat uns vor einer halben Stunde angerufen. Maria steht unter Schock. Sie verstehen. Kaffee?«
»Ja, bitte.«
Maria zückte ihre Marke.
»Maria Kouba, ich leite die Untersuchung. Mit meinem Kollegen, Herrn Roth, haben Sie ja eben schon am Telefon gesprochen.«
»Ich wünschte, ich könnte sagen, sehr erfreut. Doch unter diesen Umständen …«
Berger nahm die Kaffeedose aus dem Regal. Sie fiel ihm aus der Hand. Maria beobachtete ihn scharf. Dieser Mann war von der Sorte, die in Katastrophensituationen irrsinnig lange funktionierte und dann zusammenbrach. Maria schätzte, dass es bis dahin noch etwa zehn Minuten und ein paar nette Worte dauern würde. Sie wollte ihn zusammenbrechen sehen. Das würde sicher sehr aufschlussreich sein. Also suchte sie nach netten Worten.
»Ich möchte Ihnen mein Mitgefühl aussprechen. Sie haben mit Frau Stein sicher nicht nur eine Ihrer besten Künstlerinnen, sondern auch eine Freundin verloren.«
Berger hielt fast unmerklich inne. Doch noch war es nicht so weit. Phillip sah Maria fragend an. Der schwülstige Ton war sogar für sie ungewöhnlich. Sie nickte ihrem Kollegen verschwörerisch zu. Phillip nahm den Ball auf.
»Wenn man einen Menschen so viele Jahre gekannt hat, hinterlässt das immer eine große Lücke. Auch mein Beileid.«
Berger stellte die Kaffeemaschine an und kramte im Regal nach
Weitere Kostenlose Bücher