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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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habe mich in meinen Entführer verliebt«, gestand Megan und ließ den Kopf hängen.
    »Du hast dich in deinen Entführer verliebt«, bestätigte Paul. »Das ist nicht nett, und eigentlich ›sollte‹ es auch nicht dazu kommen. Aber es ist die Realität, und es ist sehr menschlich. Und es gehört zu den Dingen, auf die ich gebaut habe, als ich diese … Gruppe ins Leben gerufen habe. Wahrscheinlich reicht das bis zu unseren Vorfahren in der
Tierwelt zurück. Junge, weibliche Schimpansen, die von ihrer Gruppe ausgestoßen werden, werden häufig von Schimpansenmännchen aus anderen Gruppen gefunden. Wenn das geschieht, treibt man sie zuerst in den Bereich zurück, wo die Schimpansenweibchen sich aufhalten, und setzt ihnen brutal zu, bis sie freiwillig wegbleiben. In solchem Maße, dass sie andere Weibchen daran hindern, Fluchtversuche zu unternehmen. Ich habe euch Mädchen nicht misshandelt, aber glaubst du, dass Christel beispielsweise irgendwelche Fluchtpläne unterstützen würde?«
    »Nein«, sagte Megan.
    »Ich könnte eine Rasse postulieren, die anders ist«, meinte er, hielt dann inne und lächelte grimmig. »Tatsächlich brauche ich das gar nicht. Die Elfen sind anders. Um eine Elfe zu vergewaltigen oder gefangen zu setzen, würde man eine Menge Ketten brauchen. Und einen Knebel.«
    »Du hast doch nicht … «, staunte Megan, und ihre Augen weiteten sich.
    »Nein, niemals«, erwiderte Paul entschieden. »Aber es gibt Leute, die das von Zeit zu Zeit versucht haben, besonders in den Jahren, als die Elfen noch unter den Menschen lebten; Elfen waren immer schön. Aber die Elfen sind unfähig, sich zu unterwerfen. Sie verändern ihre … Gefühle auch unter Druck nicht. Wenn man sie gefangen setzt, werden sie immer zu fliehen versuchen. Und sie werden sich große Mühe geben, ihre Wächter zu töten, selbst wenn das ihren eigenen Tod bedeutet. Menschen, andererseits, neigen dazu, aus einer nachteiligen Situation das Beste zu machen, sich zu arrangieren. Selbst in dem Maße, dass sie sich verlieben. « Er sah sie zärtlich an und lächelte. »Ich nehme an, du bist menschlich?«
    »Sehr«, gab sie zu.
    »Amber, andererseits, schien etwas von einer Elfe in sich zu haben«, seufzte Paul. »Sie war nie bereit, sich dieser Notwendigkeit
zu unterwerfen, und als sie anfing, Pläne zu schmieden, um Christel zu töten und zu fliehen, sah ich mich gezwungen, sie … gefügiger zu machen.«
    Megan schauderte und schüttelte den Kopf. »Paul, tu mir einen Gefallen. Wenn ich je den Verstand verliere und etwas tue, das dich zwingt, das zu tun, dann töte mich einfach, ja?«
    »Ich hoffe sehr, dass es nie so weit kommen wird. Du kannst mich nicht töten, weißt du?«, fügte er hinzu und sah sie an. »Und wenn du es auf wunderbare Weise doch könntest, wäre das schlimmer, als es jetzt ist. Das hat auch mit diesem Stockholm-Effekt zu tun; wenn Menschen sich vor eine unerträgliche Wahl gestellt sehen, wählen sie das geringere Übel und leben damit so gut sie können. Aber du willst das ja nicht mehr, oder?«
    Sie dachte an all die Nächte, die sie in Tränen verbracht hatte, dachte an den Schmerz. Und dann dachte sie an die vielen Male, die sie miteinander geredet hatten. Wahrscheinlich wusste sie mehr darüber, wie der Neue Aufbruch wirklich funktionierte, als irgendjemand, der nicht dem Innersten Kreis angehörte. Und sie wusste, dass sie nicht länger den Wunsch verspürte, ihn zu töten. Das hieß nicht, dass sie es nicht tun würde, aber sie wollte es nicht mehr.
    »Nein«, antwortete sie ehrlich, ließ den Kopf sinken und kämpfte mit den Tränen.
    »Falls es dir irgendwie weiterhilft, ich liebe dich auch«, sagte Paul. »Für mich bist du … sehr wertvoll. Manchmal komme ich nur deshalb hierher, um dich zu sehen. Ich kann mit anderen Leuten nicht so reden wie mit dir. Ganz sicherlich nicht mit jemandem außerhalb dieser Gruppe. Und von all den anderen in der Gruppe war Amber die Einzige, die einen so klaren Verstand wie du hatte und auch zuhören und vernünftig antworten konnte. Und am Ende musste ich sie sicher machen.«

    »Ich werde dich nicht zwingen, das mit mir zu tun«, versprach Megan. »Zumindest hoffe ich das.«
    »Weißt du, warum die Nachtigall im Käfig nicht singt?«, fragte Paul.
    »Das hast du schon einmal gesagt.«
    »Sie tut das, weil sie weiß, dass sie in Freiheit fliegen sollte«, sagte Paul. »Wenn du nicht mehr singen kannst, werde ich wissen, dass es Zeit ist, dich freizugeben … oder zu wissen,

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