Die Nanokriege - Die Sturmflut
fünffachen Übermacht war das Ergebnis geradezu lächerlich.
»Das ist es immer, Sir«, sagte der Gunny, paffte an seiner Zigarre und warf seinen versengten und verbeulten Schild weg, »wenn nur die Mischung stimmt.«
»Die feindliche Flotte flieht nach Süden«, berichtete Shar. »Beide Träger und ihre Anti-Drachen Fregatten sind gesunken. Sie haben jetzt nur noch Ballistafregatten.«
»Lasst sie«, entschied Edmund. »Zwei Dreadnoughts mit Bogenschützen erledigen die im Handumdrehen. Halten die Drachen durch?«
»Wir haben etwa ein Dutzend verloren«, gab Shar zu. »Sieben Verwundete, die in ein paar Tagen wieder fliegen können. Sämtliche Silverdrakes sind durchgekommen. Und, du hattest Recht, die Dreadnoughts sind im Norden in Sicht.«
»Signalisiere ›neun Silverdrakes zu den Dreadnoughts
abkommandiert‹; die haben dort Verschläge für sie vorbereitet. Dann Signal an die Flotte: ›Kurs Nordost‹. Es gibt noch weitere Träger zu jagen.«
Er blickte auf, als es an der Tür klopfte, und brüllte: »Herein!«
»Admiral Talbot«, sagte der Läufer. »Wal-Signal von der Hazhir . Treffen ist erfolgt.«
26
Megan war mit einer Pferdekolonne mit Kleidung und Vorräten zur Burg zurückgekehrt, dazu einer von Malcolm Innes zur Verfügung gestellten verstärkten Eskorte sowie einer auf dieser Reise entstandenen entschiedenen Abneigung für das Reiten und die Gesellschaft der Gael. Sie war entsetzt, wie schnell diese Leute sich zu einer repressiven Gesellschaft zurückentwickelt hatten, in der beispielsweise die Frauen deutlich benachteiligt waren. Megan machte das wütend, Mirta freilich schien das wesentlich weniger zu stören.
Eines Abends, als die Küche fast leer gewesen war, hatten sie und Megan sich Stühle am Feuer genommen und sich unterhalten. Baradur kauerte wie stets als stummer Beobachter in der Ecke. Seit Jock ihn ihr zugewiesen hatte, hatte er sich nie sehr weit von ihr entfernt. Er schlief an der Tür ihres Zimmers, kostete ihr Essen, ehe sie es zu sich nahm, und überprüfte sogar die Latrine, ehe sie sie aufsuchte.
Mirta nähte, wie sie das immer tat. Sie hatte ein paar Stücke groben Wollstoff bekommen und war dabei, sich ein wärmeres Kleid zu nähen, als Megan mit ihren Klagen herausplatzte.
»Ich mag Jock McClure, ich mag sogar Malcolm trotz seiner ›Gael-Verrücktheit‹, aber dieses … dieses … Sklavenlager, das die hier führen, ist doch einfach lächerlich. Leibeigene auf den Feldern, Frauen, die nur dann die Halle
betreten dürfen, wenn sie die Männer bedienen. Richtig widerlich ist das.«
»Na ja, ein wenig vielleicht«, meinte Mirta und blickte einen Augenblick von ihrer Näharbeit auf. »Aber es passt doch ganz gut zu dieser Gesellschaft. Hast du mit Jock oder Flora darüber gesprochen?«
»Nein«, gab Megan zu. »Ehrlich gesagt will ich mich ja nicht mit Jock streiten.«
»Das wäre vielleicht ganz interessant«, sagte Mirta. »Ich bezweifle, dass er sich daran erinnert, aber ich bin ihm schon einmal begegnet. Er war einer der Herzöge in der Wiederaufführergesellschaft. Zum König hat er es nie ganz geschafft, aber er kann recht gut mit dem Schwert und der Streitaxt umgehen. Ein netter Kerl. Flora kenne ich nicht; damals war er noch nicht verheiratet. Aber er war keiner von diesen altmodischen Chauvinisten, auf die man manchmal in der Gesellschaft stieß. Und er hat ernsthafte Geschichtsstudien betrieben. Man muss sich also fragen, warum er sich eigentlich geändert haben sollte?«
»Ich weiß nicht«, gab Megan zu. »Selbst in Ropasien war es nicht so schlimm. Und nach allem, was ich über Norau höre, haben die ihr System dort einigermaßen klar auf Gleichheit aller aufgebaut. Das hier kommt mir so … mittelalterlich vor!«
»Und damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen«, meinte Mirta. »Lass mich folgende Frage stellen: Warum hat man in den vorindustriellen Gesellschaftsformen Frauen als Bürger zweiter Klasse betrachtet?«
»Weil …«, Megan zögerte und überlegte kurz. »Weil die Männer dafür gesorgt haben, dass es so war?«
»In gewissem Maße«, erwiderte Mirta. »Ja, in gewissem Maße mag das wohl stimmen. Aber du musst dich fragen, wie es angefangen hat. Sind denn die Männer und die Frauen eines Morgens aufgewacht und haben gesagt: ›Okay, die
Kerle haben das Sagen?‹ Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei? Besser gesagt, die Menschheit hat über ein paar hunderttausend Jahre einen Entwicklungsprozess durchgemacht, bei dem eine
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