Die Nanokriege - Die Sturmflut
hatten ein paar der Mädchen, während sie die Schwangeren abgeholt hatten, gesehen, was ihm widerfahren war. Aber darüber hinaus umgab sie jetzt die mystische Aura eines Ratsmitglieds.
Die Crew behandelte sie, als könnte sie sie einfach verschwinden lassen, wenn sie ihr auch nur im Geringsten zu nahe traten, oder sie vielleicht in eine Kröte wandeln. Und die Mädchen fingen an, sie genauso zu behandeln, sei es nun aus denselben Gründen oder weil sie es der Crew abschauten. Als ob sie sie in eine Kröte verwandeln oder sie mit Säure überschütten würde.
Es gab nur einige wenige Leute, die sich in ihrer Anwesenheit nicht unbehaglich zu fühlen schienen: Bast, Amber, Shanea und Major Herrick. Bast turnte im Allgemeinen in der Takelage herum, Shanea und Amber pflegten sie in ihrer Kabine zu besuchen und Major Herrick … also, über Major Herrick wollte sie eigentlich lieber nicht nachdenken. Und ihm schien es genauso zu gehen. Zumindest machte er den Eindruck, als würde er ihr gezielt aus dem Wege gehen. Jedes Mal wenn sie die Offiziere zum Dinner in ihre Kabine einlud, hatte er »andere Pflichten«.
Und dann war da natürlich Baradur. Er saß wie immer an ihrer Kabinentür. Als ob der Marineinfanterist auf der anderen Seite als Wache nicht ausgereicht hätte.
»Du solltest dich wenigstens mit Major Herrick unterhalten«, sagte Shanea. »Ich weiß, dass du ihn magst.«
»Shanea …«, sagte Megan und seufzte dann. »Ja, ich mag ihn. Aber ich glaube, in letzter Zeit habe ich genug Männer gehabt.«
»Nur Paul«, erwiderte Shanea ehrlich verblüfft. »Ich glaube nicht, dass Herzer so ist wie er. Nach allem, was ich gehört habe, ist er im Bett sogar ziemlich gut.«
»Shanea!«, erregte sich Megan, hielt dann aber inne. »Ich will wirklich nicht darüber reden, ja?«
»Also, ich gehe jetzt ein wenig spazieren«, erklärte Shanea. »Falls es dir nichts ausmacht.«
»Nein, es macht mir nichts aus«, erwiderte Megan und grinste. »Bloß weil ich den Einsiedler spiele, brauchst du das ja nicht auch zu tun.«
Herzer war gerade vom Drachendeck heraufgekommen, als Shanea das Hauptdeck betrat. Er nickte ihr zu.
»Wie geht’s dir denn heute, Miss Shanea?«, fragte er förmlich.
»Oh, lass bitte das Miss weg«, grinste die kleine Blondine. »Und es geht mir gut. Was machen die Drachen?«
»Denen geht’s gut«, erklärte Herzer. »Und die Ratsfrau?«
»Die Ratsfrau hat beschlossen, sich den Rest der Reise in ihrer Kabine zu verstecken«, erklärte Shanea, als Bast aus der Takelage sprang. »Hi, Bast!«
»Heya, Shanea«, rief Bast zurück. »Wie läuft’s denn so? Irgendeine neue Eroberung gemacht?«
»In letzter Zeit nicht«, meinte Shanea und runzelte die Stirn. »Sollte ich das deiner Ansicht nach?«
»Vielleicht, nachdem wir gelandet sind«, mischte Herzer sich ein. »Geht es Mistress Travante gut ?«
»Sie will bloß nicht an Deck kommen«, meinte Shanea mit einem Achselzucken. »Sie vertreibt sich den ganzen Tag die Zeit mit Lichtskulpturen.«
»Mit Licht und anderem«, stellte Bast fest. »Ich spüre den
Energiefluss. Ich denke, sie will lernen, wozu sie imstande ist.«
»Also, das ist sicherlich gut«, nickte Herzer.
»Weshalb besuchst du sie nicht?«, fragte Shanea. »Ich denke, sie würde sich freuen.«
»Das … denke ich nicht«, erwiderte Herzer. »Ich … muss etwas mit dem Kapitän besprechen. Wir sehen uns dann später.«
»Wann denn?«, fragte Shanea. »Und solltest du da nicht Bast fragen?«
»Das war nicht … ich muss jetzt zum Skipper«, sagte Herzer, winkte ihr kurz zu und zog sich aufs Achterdeck zurück.
»Was sage ich denn?«, sagte Shanea, an Bast gewandt.
»Wenn ich mich nicht so gut darauf verstehen würde, Menschen zu beurteilen«, antwortete Bast, »würde ich sagen, du spielst mit dem armen Jungen. Aber so … könnte ich es wahrscheinlich nicht erklären. Bekommst du leicht Höhenangst?«
»Nein.«
»Gut«, sagte Bast und packte sie am Arm, »ich muss dir in der Takelage etwas zeigen.«
»Da muss ich dir etwas sagen«, meinte Shanea, während sie in den Wandten hoch kletterten.
»Ja?«
»Ich ziehe Männer vor.«
»Also, wahrscheinlich würde mir das niemand glauben, aber das war es nicht, was ich dir zeigen wollte.«
»Kapitän«, sagte Herzer und deutete eine Ehrenbezeigung an. »Erlaubnis, auf die Brücke zu kommen?«
»Gewährt«, grinste der Skipper.
»Ich höre, dass ein Rudel Orcas gemeldet worden ist«, fuhr Herzer fort und sah auf die
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