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Die narzisstische Gesellschaft

Die narzisstische Gesellschaft

Titel: Die narzisstische Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Maaz
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Kriminalität.
    Wenn wir narzisstische Störungen als eine verhinderte und mithin eingeschränkte Selbstliebe begreifen, die durch besondere Leistungen aufgebessert oder sogar aufgehoben werden soll, können wir die Gefahr des Handelns aus narzisstischer Verletztheit erfassen. Die vorhandenen seelischen Kränkungen und Verletzungen werden durch Erfolge nur verschleiert und bemäntelt, sie wirken aber in der Tiefe weiter, um sich schließlich in unerwarteten Konsequenzen doch zu zeigen und sich nun destruktiv-energetisch abzureagieren. So hat jeder Erfolg seinen unheilvollen Preis, der oft erst viel später zu erkennen ist. Die destruktive Kraft des «Schattens» korreliert dem Grad nach in etwa mit dem Ehrgeiz des Engagements für die «gute Sache». Der heftige und oft auch verzweifelte Kampf um eine Sache verrät die narzisstische Quelle. Ohne ein narzisstisches Defizit könnten die Lebensfreude, die Lust und der Genuss aus der Erfüllung natürlicher Bedürfnisse für sich befriedigend wirken. Sie brauchen keine besondere kämpferische Anstrengung, keine ständige Steigerung, kein unbegrenztes Wachstum, keine Werbung, keine Programme, keine Trophäen und verweigerten sich einer Vermarktung. Auch die Grenzen der Befriedigungschancen würden bei gesundem Narzissmus akzeptiert und vielleicht bedauert, niemals aber verleugnet und als prinzipiell überwindbar eingeschätzt werden – wenn man sich nur richtig anstrengt.

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    3 Die Symptome der narzisstischen Störung
    Der narzisstisch gestörte Mensch leidet an einem grundsätzlichen Minderwertigkeitsgefühl, das im Selbsterleben jede erdenkliche Form annehmen kann:
    Ich bin nicht liebenswert.
Ich bin nicht gut genug.
Ich bin nicht berechtigt, ich bin es nicht wert.
Ich kann das nicht, ich schaffe das nicht.
Das ist zu viel für mich.
Ich bin ein Versager, ein Verlierer.
Ich bin nicht schön genug.
Mich will sowieso keiner.
Ich genüge nicht.
Ich habe eh keine Chance.
Ich bleibe draußen, ich gehöre nicht dazu.
    Das Verhängnisvolle am basalen Minderwertigkeitsgefühl ist, dass es sich auch durch Erfolge, durch großartige Ich-Leistungen nicht wirklich beruhigen lässt. So wird der durch Fleiß zustande gekommene Erfolg durch den Vergleich mit dem Ideal abgewertet. Perfektionismus verhindert jeden natürlichen Stolz und erlaubt keine wirkliche Entspannung und Erholung. Das Körperselbstbild ist durch keine Diät, keine Kosmetik und vor allem durch keine «Schönheits»-Operation wirklich zu befriedigen. Jeder Sieg provoziert die Angst der potentiellen Niederlage. Jeder Preis, jede Trophäe, jede Medaille verlieren ihre Wirkung mit dem Erlöschen der Scheinwerfer. Lob, Anerkennung und Dank gleiten letztendlich ab wie der Regen an einer wetterfesten Jacke. Das Minderwertigkeitsgefühl ist wie eine Festung der Schmach, die jeden echten Glanz abweist.
    Die Selbstunsicherheit ist die Schwester der Minderwertigkeit. Alles Handeln, vor allem das neue, noch nicht erprobte Tun, bleibt angstbesetzt, jede ungewohnte Situation wird möglichst gemieden. Rückzug, Passivität oder Vermeidung werden hingegen bevorzugt und in Wechselwirkung damit Phobien, vor allem soziale Phobien gezüchtet. Die Selbstunsicherheit lässt zögern, verhindert das Zugreifen und erschwert die Selbstbehauptung. Die eigenen Wünsche bleiben versteckt, die individuelle Position wird verschwiegen, Durchsetzung und Führung sind so gut wie ausgeschlossen. Selbstunsicherheit und Minderwertigkeit sind die Quellen des Mitläufertums und der Mittäterschaft – der delegierten Verantwortung; sie bilden das zerbrechliche Rückgrat des Untertanen und ermöglichen der Werbung unbegrenzten Profit. Die suggestiven Verheißungen von Schlankheit, Schönheit und Gesundheit, von Erleichterungen, Fortschritt und Verbesserungen sind das Futter, mit dem die Minderwertigkeit und die Selbstunsicherheit unendlich, weil zwangsläufig erfolglos, genährt werden. Die Hoffnung, die aus Selbstwertstörungen gespeist wird, ist stärker als alle Vernunft.
    Minderwertigkeit und Selbstunsicherheit sind die Folgen früh erlebter Abwertung, Ablehnung oder mangelnder Bestätigung. Eltern, die sich keine Zeit lassen, ihre Kinder zu erkennen, zu verstehen und sie in ihrer spezifischen Art zu bestätigen, erschweren, verzerren oder verhindern die Ausbildung eines gesunden Selbst. Die mangelnde Liebe ist die Hauptquelle narzisstischer Störungen. Wer nicht ausreichend gespiegelt und bestätigt wurde, der bleibt ein Leben lang abhängig

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