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Die Naschmarkt-Morde

Titel: Die Naschmarkt-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Weibern lassen. Und das wird ihn jetzt den Kopf kosten … An dem Abend, als die Gräfin ermordet wurde, hat er mit unserer Hausmeisterin, der Oprschalek, eine … na, wie soll man sagen … intime Begegnung gehabt. Die Oprschalek erwischte ihn nämlich in unserem Hof, als er dort in ein Eck gespieben hat. Da sie schon die ganze Zeit hinter dem Gotthelf her war und ihr Mann – ein fleißiger Sozialdemokrat – gerade wieder in einer Parteiversammlung gesessen ist, hat sie sich … na ja … hat sie sich den Gotthelf zur Brust genommen. Ich hab eine Zeugin, die das alles beobachtet hat. Als der Gotthelf schließlich den Fängen der Oprschalek entkommen und hier im Sperl aufgekreuzt ist, war die Hainisch-Hinterberg schon längst tot. Daraus folgt: Der Gotthelf war’s nicht.«
    »Und was ist das für eine Zeugin, die den Gotthelf und Ihre Hausmeisterin so genau beobachtet hat?«
»Das geht Sie nichts an, Nechyba.«
    »Also ich muss schon bitten! Was sind Sie denn gleich so angerührt, Goldblatt? Haben Sie zu der Frau vielleicht irgendein Naheverhältnis, dass Sie sie decken wollen?«
    Goldblatt bekam rote Ohren. Er blieb die Antwort schuldig und drückte stattdessen mit Akribie den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus. Nechyba blickte ihn forschend an. Plötzlich kam ihm eine Idee, die ihn erheiterte: »Was denn, was denn, Goldblatt! Sie werden sich doch nicht mit dieser Dame etwas angefangen haben? Goldblatt, Sie sind ja verlegen wie ein Pennäler … Da schau einmal einer an! Leo Goldblatt, der überzeugteste Junggeselle und Frauenvermeider von ganz Wien, ist schwach geworden. Na, wer ist denn die Glückliche?«
    »Schreien Sie nicht so, Nechyba. Es muss ja nicht gleich das ganze Sperl wissen, dass ich eine Affäre hab … Außerdem ist da nix. Das war eine besoffene Geschichte. Ich bin in der Nacht heimgekommen und hab halt Lärm gemacht. Darauf ist meine Nachbarin in der Tür g’standen, wir haben uns gestritten, dann hat sie zum Weinen angefangen, und ich hab sie getröstet … Man ist ja schließlich nicht aus Stein, Nechyba. Und nach dem Trösten, wie wir so nebeneinander gelegen sind, hat sie mir allen möglichen Tratsch aus dem Haus erzählt. Das war mir ja alles wurscht, bis auf die Geschichte mit der Oprschalek und dem Stani … Da hab ich nachgebohrt und bin draufgekommen, dass sich die Marianne, also die Endlweber und die Oprschalek nicht ausstehen können. Deshalb spioniert die eine der anderen nach.«
    »Endlweber? Ist das nicht die, die bei mir in der Polizei-Direction war und einen gewissen Redakteur Goldblatt als möglichen Mörder von der Hainisch-Hinterberg anzeigen wollte?«
    »Genau die ist es. Sie hat das damals auch nur gemacht, weil sie auf mich eine Wut gehabt hat.«
    »Und warum ist sie nicht, wie ich den Gotthelf verhaftet habe, wieder in die Polizei-Direction kommen?«
    »Rache, mein lieber Nechyba. Weil sie der Oprschalek das Gefühl gegönnt hat, das Bett mit einem vermeintlichen Frauenmörder geteilt zu haben.«
»Und die Oprschalek? Warum hat die den Gotthelf nicht entlastet?«
    »Weil die von Natur aus ein bisserl blöde ist. Der ist bis heute nicht klar, dass sie exakt zur Mordzeit den vermeintlichen Mörder in ihren Armen gehalten hat … Außerdem: Soll sie zur Polizei gehen und sagen: Bitt schön, ich hab Ehebruch mit einem vermeintlichen Frauenmörder begangen? Nein, so blöd ist sie auch wieder nicht!«
    Nechyba seufzte: »Ich rekapituliere: Der Gotthelf hat für beide Mordfälle ein Alibi. Er ist genau so unschuldig wie der Schöberl. Das heißt: Ich hab nach zwei Monaten Ermittlung praktisch nix in der Hand. Und der Gotthelf, der arme Teufel, sitzt durch meine Schuld im Landesgericht und wartet voll Angst darauf, die beruflichen Fähigkeiten unseres Freundes – des Herrn Lang – kennenzulernen.«

XI/3.
    Wenn man von der Sonne spricht, dann zeigt sie sich. So oder so ähnlich musste das Auftauchen des Scharfrichters Lang auf Goldblatt und Nechyba gewirkt haben. Wie aus dem Boden gewachsen, stand plötzlich Langs massige Gestalt neben ihnen.
    »Habe die Ehre! Ist es gestattet, sich zu den Herren zu setzen? Ich sehe schon, dass Sie auf das Ernsteste diskutieren. Aber bei dem Sauwetter draußen ist im Café herinnen kein anderer Tisch mehr frei.«
    Nechyba blickte den patschnassen Lang irritiert an. Goldblatt machte aber sofort eine einladende Handbewegung: »Nehmen Sie einen Sessel und setzen Sie sich zu uns. Wir haben eh gerade von Ihnen geredet …«
»Von mir? Da schau

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