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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vernünftig. Sicher war es besser, für das Ritual eine Priesterin zu haben, die wußte, was sie tat, und nicht ein halb ausgebildetes Mädchen, das neu im Tempel war, und deren einzige Auszeichnung darin bestand, zu jung zu sein, um den Ruf der Feldfeuer in sich zu spüren… Gwydion sprach die Wahrheit: Die Mutter erneuerte sich auf ewig, wie der Mond, der sich am dunklen Himmel verbarg. Die Mutter wurde zur Todesbotin und wieder zur Jungfrau.
    Sie senkte den Kopf und sagte: »So soll es sein! Du wirst mit mir in ihrem Namen die Große Ehe mit dem Land schließen.«
    Aber als
sie
allein war, überfiel Niniane von neuem die Furcht. Wie konnte sie dazu ihre Einwilligung geben? Welche Macht besaß Gwydion, daß alle Menschen sich seinem Willen beugten?
Ist das Artus
'
Erbe und das Blut des Pendragon, das in ihm fließt?
Ihr wurde wieder eiskalt.
Was geschieht mit dem Königshirsch…
    Morgaine träumte…
    Beltane. Die Hirsche rennen in den Hügeln . .. Das Leben des Waldes pulsiert in ihrem Körper, als sei jeder Teil des Waldes ein Teil des Lebens in ihr

Er rannte mit den Hirschen, der Gehörnte, der nackte Mann mit dem Geweih auf der Stirn. Die Spitzen stießen nach unten, immer wieder nach unten. Die dunklen Haare sind blutverklebt.
    Aber er steht wieder auf den Füßen, greift an. Im Sonnenlicht, das durch die Bäume fällt, blitzt ein Messer auf. Der Königshirsch bricht zusammen, und sein ersterbendes Röhren erfüllt den Wald. Dann war sie in der dunklen Höhle. Die Zeichen dort waren auf ihren Körper gemalt. Sie war eins mit der Höhle, um sie herum flammten die Feldfeuer auf, Funken stieben empor… Auf ihrem Mund schmeckte sie frisches Blut, und jetzt verdunkelte das Geweih den Eingang der Höhle
… Es
sollte nicht Vollmond sein. Sie sollte nicht so deutlich erkennen, daß der nackte Körper nicht der schlanke Körper einer Jungfrau war. Ihre Brüste waren weich und voll und rosa wie damals, als sie ihr Kind geboren hatte. Milch schien aus ihnen zu fließen. Aber sicher hatte man sie untersucht und festgestellt, daß sie als Jungfrau genommen wurde… Was würde man sagen, wenn sie nicht als unberührte Frühlingskönigin kam? Er kniete an ihrer Seite. Sie streckte die Arme aus, hieß ihn zur Heiligen Vereinigung willkommen und schenkte ihm ihren Körper. Aber seine dunklen Augen glühten gehetzt. Seine Berührungen waren zärtlich, quälend, denn er spielte mit ihrem Verlangen und verweigerte ihr das Ritual der Macht
… Es
war nicht Artus. Nein, es war Lancelot als Königshirsch; er sollte den alten niederwerfen; er, der Gefährte der Frühlingskönigin. Mit dunklen gequälten Augen sah er auf sie herab, und sein Schmerz zerschnitt ihren Körper, als er sagte: »Ich wollte, du würdest nicht so sehr meiner Mutter gleichen…«
    Mit wild klopfendem Herzen erwachte Morgaine voller Entsetzen in ihrem Gemach. Uriens schnarchte an ihrer Seite. Noch im Bann des schrecklichen Gesichts schüttelte sie benommen den Kopf, um den entsetzlichen Traum loszuwerden.
    Nein, Beltane ist vorüber
… Sie hatte das Ritual mit Accolon vollzogen. Sie lag nicht in der Höhle in Erwartung des Königshirschs…
Weshalb habe ich diesen Traum von Lancelot jetzt?
Warum träumte sie nicht von Accolon, den sie zu ihrem Druiden, Geliebten und an Beltane zu ihrem Gott gemacht hatte? Warum sollte nach so vielen Jahren die Erinnerung an Lancelots lästerliche Weigerung sie bis ins Innerste aufwühlen?
    Morgaine versuchte, sich wieder zu beruhigen und wieder einzuschlafen. Aber sie lag aufgewühlt wach, bis die ersten Strahlen der Frühsommersonne durch das Fenster fielen.

11
    Gwenhwyfar haßte inzwischen das Pfingstfest, den Tag, an dem Artus seine alten Gefährten aufforderte, nach Camelot zu kommen und ihre Gefolgschaft zu erneuern. Je länger der Frieden im Land herrschte, desto weiter verstreuten sich seine Ritter, und in jedem Jahr kamen weniger an den Hof. Denn die meisten hatten nun enge Bindungen an eigene Familien, Burgen und Ländereien. Darüber freute sich Gwenhwyfar, denn diese Zusammenkunft an Pfingsten erinnerte sie zu sehr an die Zeit, als Artus noch kein christlicher König gewesen war und das verhaßte Drachenbanner führte. Trotzdem, an Pfingsten gehörte Artus seinen Rittern, und sie hatte keinen Anteil daran.
    Gwenhwyfar stand hinter ihrem Gemahl, als er zwei Dutzend Schriftstücke siegelte, die seine Schreiber ihm vorgelegt hatten. Jeder seiner treuen Könige und viele der alten Gefährten sollten in diesem

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