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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dieses Angebot bereits bei seiner Geburt gemacht. Aber Elaine entgegnete damals, selbst wenn er eines Tages König sein sollte, müsse er einfach und bescheiden aufwachsen. Auch du wurdest als Sohn eines einfachen Mannes erzogen, und es hat dir nicht geschadet.«
    »Vielleicht hat sie recht.« Artus nickte. »Ich möchte wenigstens einmal Morgaines Sohn sehen. Er muß inzwischen erwachsen sein… es sind siebzehn Jahre vergangen. Ich weiß, er kann mir nicht auf den Thron folgen. Die Priester würden es nicht zulassen. Trotzdem ist er mein einziger Sohn, und ich würde ihn gerne einmal sehen und ihm sagen… Ich weiß nicht, was ich ihm sagen würde. Trotzdem würde ich ihn gerne einmal sehen.«
    Gwenhwyfar unterdrückte mit größter Mühe eine heftige Antwort. Aber ein Streit würde zu nichts führen. Deshalb sagte sie nur: »Dort, wo er ist, geht es ihm gut.« Sie sprach die Wahrheit, und nachdem sie es ausgesprochen hatte, wußte sie es. Wie glücklich war sie darüber, daß Morgaines Sohn auf der Zauberinsel aufwuchs, auf die kein christlicher König auch nur einen Fuß setzen konnte.
Dort
erzogen, war es höchst unwahrscheinlich, daß das launische Schicksal ihn auf den Thron bringen würde. Priester und Menschen in diesem Land mißtrauten der Magie von Avalon immer mehr. Lebte er auf Camelot, könnte es durchaus sein, daß ein gewissenloser Mensch auf den Gedanken kam, der rechtmäßige Erbe sei Morgaines Sohn und nicht Lancelots Erstgeborener.
    Artus seufzte. »Es ist hart für einen Mann zu wissen, daß er einen Sohn hat, den er nie sehen kann«, sagte er nachdenklich. »Aber vielleicht eines Tages…« Er zuckte ergeben mit den Schultern. »Zweifellos hast du recht, meine Liebe. Was ist also mit Pfingsten? Ich weiß, du wirst dafür sorgen, daß es wie immer ein denkwürdiger Tag wird.«
    Dafür habe ich gesorgt,
dachte Gwenhwyfar, als sie am Pfingstmorgen ihren Blick über die Zelte und Pavillons streifen ließ, die sich weit unter ihr ausbreiteten. Man hatte den großen Turnierplatz gesäubert und mit Seilen und Wimpeln abgesteckt. Auf dem Hügel flatterten die Fahnen und Banner von einem halben Hundert Königen und mehr als hundert Rittern im Sommerwind. Camelot wirkte wie ein fröhliches Heerlager.
    Gwenhwyfar suchte das Banner von Pellinore. Nachdem er das Untier erlegt hatte, nahm er den weißen Drachen in sein Banner auf.
Ja, auch Lancelot ist gekommen
… Sie hatte ihn länger als ein Jahr nicht gesehen, und damals nur vor dem versammelten Hof. Es lag schon viele Jahre zurück, daß sie auch nur einen Augenblick lang mit ihm allein gewesen war. Am Tag vor seiner Hochzeit hatte er sie aufgesucht, um sich zu verabschieden.
    Auch Lancelot war ein Opfer Morgaines. Er hatte sie nicht verraten. Artus' Schwester hatte ihnen beiden einen bösen Streich gespielt. Der Ritter weinte, als er ihr die Geschichte mit Morgaine erzählte; in ihrer Erinnerung bewahrte sie diese Tränen als das größte Geschenk, das er ihr je geboten hatte… Wer hatte Lancelot schon weinen sehen?
    »Ich schwöre dir, Gwenhwyfar. Sie hat mich in die Falle gelockt… Morgaine überbrachte mir eine falsche Botschaft zusammen mit einem Taschentuch, das nach dir duftete. Ich glaube, sie hat mich mit einem Trank berauscht oder verzaubert.« Er blickte ihr tief in die Augen und weinte… auch ihr kamen die Tränen. »Morgaine hatte auch Elaine eine Lüge erzählt und behauptet, ich verzehre mich vor Liebe nach ihr… und wir lagen zusammen. Zuerst glaubte ich, du seist es. Ich schien unter einem Zauber zu stehen. Selbst als ich wußte, daß ich Elaine in den Armen hielt, konnte ich mich nicht von ihr losreißen. Plötzlich standen alle mit Fackeln im Pavillon… Was konnte ich anderes tun, Gwen? Ich lag bei der bis dahin unberührten Tochter meines Gastgebers. Pellinore hätte das Recht gehabt, mich auf der Stelle zu töten«, rief Lancelot verzweifelt und fügte mit brechender Stimme hinzu: »O Gott, hätte ich mich doch in Pellinores Schwert gestürzt…«
    Gwenhwyfar fragte ihn: »Dir liegt also nichts an Elaine?« Sie wußte, die Frage war unverzeihlich, aber ohne seine Versicherung konnte sie nicht weiterleben… Und Lancelot offenbarte ihr sein ganzes Unglück; aber über Elaine verlor er kein Wort, erklärte nur förmlich, Elaine treffe an alldem keine Schuld.
Mir gebietet meine Ehre, sie so glücklich wie möglich zu machen.
    Es war geschehen, und Morgaine hatte ihren Willen bekommen. Heute würde sie Lancelot wiedersehen und als

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