Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
braucht ihn nicht so dringend wie Avalloch«, erwiderte Morgaine. Ich webe also an seinem Mantel weiter.«
Und wenn ich damit fertig bin,
dachte sie mit bebendem Herzen,
wird er keinen Mantel mehr brauchen…
    »Dann werde ich spinnen«, erklärte Maline. »Ich bin Euch sehr dankbar, Mutter. Ihr webt soviel besser als ich.« Sie trat zu Morgaine und umarmte ihre Schwiegermutter. »Ihr seid immer so freundlich zu mir, Lady Morgaine.«
    Aber du weißt nicht, was ich heute weben werde, mein Kind.
Maline setzte sich und griff nach der Spindel. Aber vorher drückte sie noch einmal die Hände in den Rücken. »Geht es Euch nicht gut, Schwiegertochter?«
    Maline antwortete: »Es ist nichts… meine Blutungen sind schon den vierten Tag ausgeblieben. Ich fürchte, ich bekomme wieder ein Kind. Und ich hatte gehofft, das Kleine noch ein Jahr stillen zu können…«
    Sie seufzte. »Avalloch hat genug Frauen im Dorf. Aber ich glaube, er rechnet immer noch damit, daß ich ihm einen Sohn schenke, der Conn ersetzen kann. Aus den Mädchen macht er sich nichts… als Maeva im letzten Jahr starb, weinte er nicht einmal. Damals legte ich mich gerade ins Kindbett, und als es wieder ein Mädchen war, wurde er sogar zornig. Morgaine, Ihr kennt Euch doch in Zaubersprüchen aus. Könnt Ihr mir nicht einen Zauber geben, damit ich das nächste Mal einen Sohn bekomme?«
    Morgaine schob das Schiffchen durch die Fäden und antwortete lächelnd: »Vater Eian würde nicht gerne sehen, daß Ihr mich um einen Zauber bittet. Er möchte, daß Ihr zur Jungfrau Maria betet, damit sie Euch einen Sohn schenkt.«
    »Ja, ihr Sohn war ein Wunder. Und langsam glaube ich, wenn ich noch einmal einen Sohn bekomme, dann ist das auch ein Wunder«, erklärte Maline. »Aber vielleicht liegt es nur an dem entsetzlich kalten Wetter.«
    »Dagegen kann ich Euch einen Tee machen«, sagte Morgaine. »Wenn Ihr wirklich schwanger seid, wird er Euch bestimmt nicht schaden. Aber wenn Eure Blutungen wegen einer Erkältung ausgeblieben sind, setzen sie nach dem Tee ein.«
    »Ist das eines Eurer magischen Mittel aus Avalon, Mutter?«
    Morgaine schüttelte den Kopf. »Es ist Kräuterkunde, mehr nicht«, sagte sie, ging in die Küche und setzte Wasser für den Tee auf. Dann gab sie Maline den Becher und sagte: »Trinkt ihn so heiß Ihr könnt, und hüllt Euch beim Spinnen in ein Schultertuch, damit Ihr nicht friert.«
    Maline trank den Tee und verzog das Gesicht. »Oh, das schmeckt scheußlich!«
    Morgaine entgegnete lächelnd: »Ich hätte Honig hineintun sollen. Damit versüße ich den Kindern den Tee, wenn sie Fieber haben.«
    Seufzend griff Maline zu Spindel und Spinnrocken. Sie sagte: »Gwyneth ist alt genug, um das Spinnen zu lernen. Ich konnte es schon als fünfjähriges Mädchen.«
    »Ich auch«, antwortete Morgaine. »Aber ich bitte Euch, verschiebt den Unterricht auf einen anderen Tag. Wenn ich hier webe, möchte ich keine Unruhe und keinen Lärm.«
    »Gut, dann werde ich der Amme sagen, sie soll die Kinder alle draußen halten«, erwiderte Maline. Morgaine vergaß die Schwiegertochter, während das Schiffchen langsam durch die Fäden glitt und sie auf das Muster achtete. Es war ein grün und braun kariertes Tuch und stellte keine hohen Ansprüche an eine geschickte Weberin. Man mußte nur die Fäden zählen, und Morgaine mußte sich nicht lange darauf konzentrieren… Spinnen wäre besser gewesen. Aber ihre Abneigung dagegen war so bekannt, daß es aufgefallen wäre, wenn sie sich an diesem Tag freiwillig dazu erboten hätte. Das Schiffchen glitt durch die Fäden: grün, braun, grün, braun. Nach jeder zehnten Reihe griff sie nach dem anderen Schiffchen und wechselte die Farbe.
    Sie hatte Maline gezeigt, wie man diese grüne Farbe herstellte… sie wußte es noch aus Avalon. Das Grün der neuen Blätter im Frühling, das Braun der Erde und der fallenden Blätter, wenn das Wildschwein in den Wäldern nach Eicheln wühlte… Das Schiffchen glitt durch die Fäden, sie schlug mit dem Kamm jede Reihe fest. Ihre Hände bewegten sich wie von selbst – über den Faden, unter den Faden, der Griff nach dem Schiffchen an der anderen Seite…
Würde Avallochs Pferd doch nur stolpern und fallen, damit er sich den Hals bricht. Dann könnte ich mir ersparen, was ich tun muß…
    Ihr war kalt, und sie fröstelte. Sie zwang sich, es nicht zu bemerken und richtete ihre Gedanken auf das Schiffchen, das hin und her durch die Fäden glitt… hin und her. Bilder stiegen unwillkürlich auf

Weitere Kostenlose Bücher