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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und verschwanden… Accolon saß in Uriens' Gemach und würfelte mit seinem Vater… Uwain warf sich unruhig, von Schmerzen gequält, im Bett hin und her. Aber die Wunde wird sauber verheilen…
Würde doch ein Keiler Avalloch zu Leibe rücken und sein Mann wäre zu langsam, um ihm zu Hilfe zu kommen… Ich habe Niniane gesagt, ich werde nicht töten… Sprich nie von dem Brunnen, aus dem du nicht trinkst…
    Vor ihren Augen stieg das Bild der Heiligen Quelle auf. Das Wasser entströmte der Erde und floß in das Becken. Das Schiffchen schoß hin und her, grün und braun, braun und grün, wie das Sonnenlicht, das durch die grünen Blätter auf die Erde fällt, wenn im Frühling sich im Wald die Lebenskräfte regen und der Saft in den braunen Stämmen aufsteigt… Das Schiffchen schoß immer schneller und schneller dahin. Die Welt verschwand vor ihren Augen…
Göttin! Du streifst mit den rennenden Hirschen durch den Wald. .. Alle Menschen sind in deiner Hand und auch alle Tiere. ..
    Vor Jahren war sie die jungfräuliche Jägerin gewesen, die den Gehörnten segnete und ihn in den Wald schickte, um mit den Hirschen zu laufen, um zu siegen oder zu sterben, wie die Göttin es befahl. Er war zu ihr zurückgekommen… Jetzt war sie nicht mehr die Jungfrau, die alle Macht der Jägerin in Händen hielt. Als Mutter mit der Macht der Fruchtbarkeit hatte sie den Zauber gewoben, der Lancelot in Elaines Bett führte. Aber für sie endete die Mutterschaft im Blut von Gwydions Geburt. Jetzt hielt Morgaine das Schiffchen in der Hand und wob wie der Schatten der Alten Todesbotin den Tod.
Große Mutter! Alle Menschen liegen in deiner Hand. Du entscheidest, ob sie leben oder sterben…
    Das Schiffchen schoß blitzschnell hin und her: grün, braun, grün wie die Blätter und der Wald. Dort rannten sie, die wilden Tiere… der Keiler durchpflügte schnaubend und grunzend mit riesigen Hauern den Boden. Die Bache mit ihren Frischlingen folgte ihm… hinein in ein Dickicht, heraus aus dem Gehölz… das Schiffchen flog zwischen ihren Händen hin und her. Morgaine hörte nichts außer dem schnau benden Grunzen der Schweine im Wald. ›
Ceridwen, Große Göttin, Mutter, Todesbotin, Großer Rabe… Herrin über Leben und Tod… Große Muttersau, die du deine Kinder frißt… Ich rufe dich! Ich beschwöre dich.. . Wenn es wirklich dein Wille ist, so mußt du es vollenden…
    Die Zeit entglitt ihr und verschob sich. Sie lag auf der Lichtung, und die Sonne brannte ihr auf den Rücken, während sie mit dem Königshirsch um die Wette sprang. Sanft grunzend lief sie durch den Wald… Sie spürte das Leben, die rennenden und rufenden Jäger…
    Göttin! Große Muttersau .. .
    In einem entfernten Winkel ihres Bewußtseins wußte Morgaine, daß ihre Hände sich sicher bewegten: grün und braun, braun und grün, aber sie sah durch die gesenkten Augenlider nichts, weder Halle noch Fäden, sondern nur das frische Grün unter den Bäumen, den Schlamm und die abgestorbenen braunen Blätter. Sie schien auf allen vieren durch den würzigen Schlamm zu waten…
das Leben der Mutter unter den Bäumen .. .
hinter ihr grunzten und quiekten die Frischlinge, die Hauer durchpflügten den Boden auf der Suche nach Wurzeln und Eicheln…
braun und grün, grün und braun. ..
Wie ein Beben erfaßte es ihre Nerven, zuckte wie ein Blitz durch ihren Körper, als sie das Geräusch trampelnder Füße und ferner Rufe im Wald vernahm… Ihr Körper saß reglos vor dem Webstuhl, sie webte braune Fäden und wechselte Schiffchen um Schiffchen die Farben. Nur ihre Finger lebten, während plötzlich Entsetzen und Wut von ihr Besitz ergriffen, und sie stürzte mit dem angreifenden Wildschwein vorwärts…
    Göttin! Verschone die Unschuldigen… die Jäger bedeuten dir nichts
… Sie konnte nichts tun. Entsetzt sah sie zu und zitterte, als sie das Blut roch, das Blut ihres Gefährten… das Blut entströmte dem großen Eber. Aber das bedeutete nichts; er mußte wie der Hirschkönig sterben… Wenn seine Zeit gekommen ist, muß sein Blut vergossen werden und die Erde tränken… hinter sich hörte sie das entsetzte Quieken der Frischlinge, und plötzlich durchströmte sie das Leben der Großen Göttin. Sie wußte nicht mehr, ob sie Morgaine oder die große Bache war; sie hörte nur noch ihr schrilles hohes, wildes Grunzen – wie in Avalon, wenn sie die Hände hob und die Nebel beschwor, warf sie den Kopf zurück, hörte schaudernd und schnaubend die Angst ihrer Frischlinge, stürzte

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