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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Wäldern gab es eine Stelle, an der ein rauschender Bach über die Felsen stürzte und sich in einen tiefen Teich ergoß. Morgaine setzte sich auf einen flachen Felsen am Wasser und bedeutete Accolon, sich neben sie zu setzen. Hier würde sie niemand sehen – niemand außer dem Alten Volk, und keiner aus ihm würde die Königin jemals verraten.
    »Mein Lieber. Wir haben all diese Jahre zusammengewirkt… Was glaubst du nun, sollten wir tun?«
    »Herrin, ich war zufrieden mit dem Wissen, daß Ihr ein Ziel habt«, erwiderte Accolon. »Ich mußte keine Fragen stellen. Hättet Ihr nur einen Liebhaber gesucht…«, er hob die Augen und griff nach ihrer Hand, »…Ihr hättet andere gefunden, die sich besser zu solchen Lüsten eignen… Ich liebe dich sehr, Morgaine, und ich war glücklich und fühlte mich geehrt, daß du dich mir zugewendet hast, um einen Gefährten und Zärtlichkeit zu finden. Aber nicht das hat mich als Druide zur Priesterin hingezogen.« Er zögerte und scharrte nachdenklich mit dem Stiefel im Sand. Schließlich sagte er: »Auch ich habe schon daran gedacht, daß mehr darunterliegen muß, als der Wunsch einer Priesterin, den Ritualen in diesem Land wieder Geltung zu verschaffen, oder Euer Bedürfnis, die Gezeiten des Mondes auf uns herabzurufen. Ich war froh, Euch darin zur Hand zu gehen, Herrin, und ich teile mit Euch die Verehrung der Göttin. Ihr seid wirklich die Herrin in diesem Land – besonders für das Alte Volk, das in Euch die Große Mutter sieht. Eine Zeitlang glaubte ich, wir seien nur beauftragt, den Alten Glauben wieder zum Leben zu erwecken. Aber jetzt denke ich, und ich weiß nicht warum…«, er berührte die Schlangen auf seinen Handgelenken, »…sie binden mich an dieses Land. Ich muß leiden und, wenn es notwendig sein sollte, auch sterben.«
    Ich habe ihn benutzt,
dachte Morgaine,
ich habe ihn so rücksichtslos benutzt wie einst Viviane mich…
    Accolon fuhr fort: »Ich weiß wohl, nicht einmal in hundert Jahren wird jetzt das Alte Opfer vollzogen. Doch als
sie. ..«,
wieder berührte er mit seinem gebräunten Finger die Schlangen, »… mir gegeben wurden, mußte ich daran denken, daß die Göttin vielleicht mich zu diesem Opfer berufen würde. Im Laufe der Zeit glaubte ich, es sei nicht mehr als das Hirngespinst eines unreifen Knaben gewesen. Aber wenn ich sterben soll…« Seine Stimme verebbte wie die Wellen auf dem friedlichen Teich, und alles lag still. Sie hörten das Zirpen einer Grille im Gras. Morgaine sprach nicht, obwohl sie seine Furcht spürte. Er mußte die Schwelle der Furcht allein überschreiten. Auch sie hatte es tun müssen… Artus auch und der Merlin, jeder, dem die letzte Prüfung bevorstand. Wenn er sich der letzten Prüfung stellen sollte, mußte er es freiwillig tun.
    Schließlich fragte Accolon: »Ist es mir also bestimmt zu sterben, Herrin?… Ich dachte… wenn ein Blutopfer verlangt wird… als Aval-loch in ihre Hände fiel…« Morgaine sah, wie die Muskeln in seinem Gesicht arbeiteten. Sein Kiefer spannte sich, und er schluckte schwer. Sie schwieg immer noch, obwohl ihr Herz vor Mitleid schmerzte, und hörte Vivianes Stimme: Es
wird eine Zeit kommen, in der du mich ebenso sehr haßt, wie du mich jetzt liebst…
Wieder empfand sie Liebe und Schmerz, trotzdem zwang sie sich zur Härte.
Accolon ist älter als Artus damals auf der Dracheninsel.
Avalloch war tatsächlich ein Blutopfer für die Göttin gewesen. Doch das Blut eines anderen konnte niemanden erlösen. Und Avallochs Tod konnte seinen Bruder nicht von der Verpflichtung befreien, sich dem eigenen Schicksal zu ergeben.
    Schließlich sagte er seufzend: »So sei es… In der Schlacht bin ich dem Tod oft genug begegnet. Ich habe
Ihr
Treue bis in den Tod geschworen, und ich werde nicht wortbrüchig werden. Laßt mich
Ihren
Willen hören, Herrin.«
    Jetzt ergriff sie seine Hand. »Ich glaube nicht, daß man dein Leben fordern wird, und bestimmt nicht auf dem Opferaltar. Trotzdem sind Prüfungen notwendig. Und an der Pforte jeder dieser Prüfungen wartet der Tod. Vielleicht hilft es dir zu wissen, daß auch ich auf diese Weise dem Tod begegnet bin. Trotzdem sitze ich heute hier an deiner Seite. Sage mir, hast du Artus von Angesicht zu Angesicht Treue geschworen?«
    »Ich gehöre nicht zu seinen Gefährten«, antwortete Accolon. »Du hast gesehen, wie er Uwain aufgenommen hat. Aber mich nicht, obwohl ich oft genug an seiner Seite gekämpft habe.« Morgaine war erleichtert. Aber sie wußte, auch der

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