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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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daß ich Uther noch viel weniger trauen kann… Ich hätte von Anfang an der Stimme meines Gewissens folgen sollen, dann hätte ich mich nie darauf eingelassen, ihn zu unterstützen. Packt meine Sachen in die andere Satteltasche. Ich habe nach den Pferden und meinen Soldaten geschickt.«
    Igraine sah den unversöhnlichen Haß in seinem Gesicht und wußte, wenn sie widersprach, würde er sie wieder schlagen. Kochend vor Wut, gehorchte sie schweigend. Jetzt saß sie in der Falle. Sie konnte nicht mehr fliehen, noch nicht einmal auf die Heilige Insel in den Schutz ihrer Schwester – nicht, solange Gorlois ihre Tochter in seiner Gewalt hatte.
    Noch während sie Hemden und Gewänder zusammenfaltete und in die Tasche packte, hörte sie die Glocken Sturm läuten. Gorlois erklärte knapp: »Bleibt hier!«, und eilte aus dem Haus. Wütend rannte Igraine hinter ihm her. Doch da versperrte ihr ein kräftiger Soldat den Weg, einer von Gorlois' Männern, den sie noch nie gesehen hatte. Er hielt den Spieß quer vor die Tür, und sie konnte nicht einmal über die Schwelle treten. Sie verstand seinen fremdartigen Dialekt kaum, begriff aber, daß der Herzog ihm befohlen hatte, seine Gemahlin zu bewachen und dafür zu sorgen, daß sie das Haus nicht verließ.
    Es war unter ihrer Würde, sich mit dem Mann zu streiten, und sie hatte die dunkle Ahnung, er würde sie sich wie einen Sack über die Schulter werfen und ins Haus zurücktragen, wenn sie versuchen sollte, den Durchgang zu erzwingen. Ergeben seufzend ging sie in die Kammer zurück und packte weiter. Von der Straße drangen Schreie, Waffenlärm und das Geräusch vorbeihastender Menschen.
    Die Glocken der nahe gelegenen Kirche läuteten, obwohl es nicht die Zeit für den Gottesdienst war. Einmal hörte Igraine Schwertergeklirr und überlegte, ob die Sachsen in die Stadt eingedrungen waren… eine gute Gelegenheit für einen Angriff, da Uthers Gefolgsleute sich zerstritten hatten; immerhin würde das eines ihrer Probleme lösen. Aber was sollte aus Morgaine werden?
    Der Tag verging, und als der Abend nahte, begann Igraine sich zu fürchten. Standen die Sachsen vor den Toren der Stadt? Hatten Uther und Gorlois sich wieder gestritten? War einer von beiden tot? Als Gorlois schließlich die Tür aufstieß, war sie beinahe froh, ihn zu sehen. Er wirkte müde und abwesend; er preßte die Lippen bitter zusammen; seine Worte waren kurz und bestimmt. »Wir reiten bei Anbruch der Dunkelheit. Könnt Ihr Euch im Sattel halten, oder soll einer meiner Männer Euch hinter sich aufs Pferd nehmen? Wir haben keine Zeit, Euretwegen langsam zu reiten.«
    Sie wollte ihn mit tausend Fragen überschütten, aber er sollte nicht die Genugtuung haben, ihre Besorgnis zu spüren. »Solange Ihr reitet, mein Gemahl, kann ich mich ebenfalls im Sattel halten.«
    »Tut das, denn wir werden nicht anhalten können, wenn Ihr Eure Meinung ändert. Zieht Euren wärmsten Mantel an; es wird kalt werden in der Nacht, und vom Meer treibt Nebel heran.«
    Igraine steckte ihr Haar zu einem Knoten auf, zog die Hose an, die sie beim Reiten trug, hüllte sich in den dicken Umhang und verließ das Haus. Gorlois hob sie auf das Pferd. Die Straße wimmelte von den dunklen Gestalten der Soldaten mit langen Speeren. Gorlois sprach leise mit einem der Rottenführer, kam zurück und stieg in den Sattel. Etwa ein Dutzend Reiter folgten Gorlois und Igraine. Er entwand Igraine die Zügel ihres Pferdes und befahl mit einer ärgerlichen Kopfbewegung: »Kommt!«
    Igraine kannte den Weg nicht; schweigend ritt sie in der zunehmenden Dunkelheit neben Gorlois. In der Ferne sah sie Feuerschein, aber sie wußte nicht, ob es Wachfeuer, ein brennendes Haus oder einfach die Feuer der fahrenden Händler waren, die auf dem Marktplatz ihr Abendessen kochten. Sie hatte nicht gelernt, zwischen den dichtgedrängten Häusern und engen Gassen den Weg zum Fluß zu finden.
    Aber als dichte Nebelschwaden über sie hinwegzogen, nahm sie an, daß man sich dem Ufer näherte; und schon bald hörte sie das Ächzen der Seilwinden, die die schweren Holzflöße über den Fluß zogen. Einer der Männer saß ab und führte ihr Pferd auf die Fähre; Gorlois wich nicht von ihrer Seite. Einige Männer schwammen mit ihren Pferden ans andere Ufer.
Es muß sehr spät sein,
dachte Igraine, denn zu dieser Jahreszeit blieb es lange hell, und niemand ritt freiwillig in der Dunkelheit. Dann hörte sie vom Ufer wildes Geschrei. »Sie gehen! Sie gehen! Zuerst Lot und jetzt der

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