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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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werden. Niemand betet mehr dort… selbst die Beltanefeuer brennen auf Avalon nicht mehr. Allerdings habe ich gehört, daß in der Wildnis von Nordwales und in Cornwall die alten Riten immer noch lebendig sind. Das Kleine Volk läßt nicht zu, daß sie in Vergessenheit geraten. Es überrascht mich, daß du hierherkommen konntest, Vetter.«
    Lancelot lächelte. Jetzt sah sie um seine Augen die Spuren von Schmerz und Trauer – ja sogar den Wahnsinn. »Oh, ich wußte kaum, daß ich hierherkam, Base. Meine Erinnerung spielt mir jetzt manchmal
    Streiche. Ich war dem Wahnsinn verfallen, Morgaine. Ich warf mein Schwert weg und lebte wie ein Tier im Wald. Danach lag ich in einem merkwürdigen Gefängnis, und ich weiß nicht, wie lange…«
    »Ich habe es gesehen«, flüsterte sie. »Aber ich verstand nicht, was es bedeutete.«
    »Ich verstehe es bis heute nicht«, erwiderte Lancelot. »Ich erinnere mich nur an sehr weniges aus dieser Zeit… ich glaube, es ist ein Segen Gottes, daß ich nicht mehr viel von dem weiß, was ich getan habe. Ich glaube, es war nicht das erste Mal… in den Jahren mit Elaine gab es Zeiten, in denen ich kaum wußte, was ich tat…«
    »Aber jetzt geht es dir gut«, erwiderte sie schnell. »Wir wollen zusammen speisen, Vetter… für alles andere ist es zu früh… aus welchem Grund du auch gekommen sein magst.« Er folgte ihr in das kleine Haus. Seit Jahren hatte kein Mensch außer den diensttuenden Priesterinnen es betreten. An diesem Morgen gab es Fisch aus dem See, und Morgaine legte ihm selbst vor.
    »Ah, das schmeckt gut«, lobte Lancelot und aß hungrig. Morgaine fragte sich, wann er wohl das letzte Mal daran gedacht hatte, etwas zu essen. Seine lockigen Haare waren wie immer sorgfältig gekämmt. Auch im gestutzten Bart entdeckte sie weiße Strähnen. Sein schäbiger abgetragener Mantel war ordentlich gebürstet und sauber. Er bemerkte ihren Blick und lachte leise.
    »Früher hätte ich diesen Mantel noch nicht einmal als Satteldecke benutzt«, sagte er. »Ich verlor Mantel, Schwert und Rüstung… ich weiß nicht wo. Vielleicht wurden sie mir geraubt, oder ich habe sie im Wahnsinn von mir geworfen. Ich weiß nur, daß ich eines Tages meinen Namen hörte… es war einer der Gefährten… Lamorak vielleicht… aber ich kann mich nur sehr verschwommen daran erinnern. Ich war zu schwach zum Reiten. Er verließ mich am nächsten Tag. Aber allmählich erinnerte ich mich wieder daran, wer ich war. Man gab mir ein Gewand, und ich durfte an der Tafel sitzen und mit meinem Messer essen… vorher hatte man mir Abfälle in einem hölzernen Schweine-trog vorgesetzt…« Er lachte unsicher und fahrig. »Selbst als ich nicht wußte, daß ich Lancelot war, besaß ich noch meine verwünschte Kraft.
    Ich glaube, ich schlug einige von ihnen zusammen… ich denke, ein Jahr meines Lebens ist aus meiner Erinnerung gelöscht… ich weiß nur noch Kleinigkeiten. Mein einziger Gedanke schien zu sein, daß sie nie erfahren durften, daß ich Lancelot war, damit ich über die Gefährten und über Artus keine Schande brachte…« Er schwieg. Aus dem, was er nicht sagte, erriet Morgaine seine Qualen. »Schließlich wurde ich wieder stark genug, um reiten zu können. Lamorak hatte Geld für ein Pferd und Ausrüstung für mich zurückgelassen. Aber der größte Teil des Jahres liegt im dunkeln…« Mit dem restlichen Brot wischte er entschlossen seinen Teller sauber.
    Morgaine fragte: »Was ist aus der Suche nach dem Gral geworden?«
    »Ja, was wohl? Ich habe wenig gehört«, antwortete er. »Hin und wieder etwas, während ich durch das Land zog. Gawain kehrte als erster nach Camelot zurück.«
    Morgaine mußte beinahe gegen ihren Willen lächeln. »Er war immer unbeständig… in allem und jedem gegenüber.« »Mit Ausnahme wenn es um Artus geht«, erwiderte Lancelot. »Er ist dem König so treu ergeben wie ein Hund! Ich traf auch Gareth.« Morgaine sagte: »Der liebe Gareth! Er ist der beste von Morgauses Söhnen. Was hat er dir berichtet?«
    »Er erzählte von einer Vision«, erwiderte Lancelot nachdenklich. »Er wurde aufgefordert, an den Hof zurückzukehren und seine Pflichten gegenüber König und Land zu erfüllen, anstatt auf der Suche nach heiligen Erleuchtungen sinnlos umherzuziehen. Gareth sprach lange mit mir. Er bat mich, die Suche nach dem Gral aufzugeben und mit ihm nach Camelot zurückzukehren.«
    »Wie erstaunlich, daß du es nicht getan hast«, erwiderte Morgaine.
    Er lächelte. »Es erstaunt mich

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