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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Nebel auf den Straßen wandern… Ach ja, das auch noch. Sie hat zur Erntezeit einem Sohn das Leben geschenkt. Sie trug mir auf, Euch zu sagen, es gehe ihr wider Erwarten gut. Dem Kind gab sie den Namen Galahad.«
    Igraine seufzte erleichtert. Also hatte Viviane entgegen allen Befürchtungen die Geburt überlebt!
    Die Alte sprach weiter: »Sie sagte außerdem, hi, hi, hi, das Kind sei der Sohn eines Königs, und es sei nur recht, daß ein Königssohn dem anderen diene… Versteht Ihr das, Herrin? Für mich klingt das mehr nach Träumen und Mondschatten, hi, hi, hi…« Sie kicherte hemmungslos, zog die Lumpen enger um sich und wärmte die mageren Hände über den Flammen.
    Aber Igraine verstand die Botschaft.
Ein Königssohn soll dem anderen dienen.
Also hatte Viviane tatsächlich nach dem Ritus der Großen Ehe König Ban von der Bretagne einen Sohn geboren. Und wenn sie, Igraine, dem Großkönig von Britannien, Uther, einen Sohn schenkte, wie Viviane und der Merlin prophezeit hatten, dann sollte einer dem anderen dienen. Einen winzigen Augenblick spürte Igraine in sich das verrückte Kichern der Blödsinnigen aufsteigen.
Die Braut liegt noch nicht im Brautbett, und wir machen bereits Pläne für die Söhne.
    In der Erregung des Augenblicks sah Igraine die Kinder vor sich, das geborene und das ungeborene. Sie drängten sich wie Schatten um sie. Sollte Vivianes Sohn Galahad der dunkle Zwilling sein, der ihrem und Uthers ungeborenem Sohn Verderben brachte? Im flackernden Feuerschein glaubte Igraine beide vor sich zu sehen: ein dunkler schlanker Junge mit Vivianes Augen, ein blonder Knabe mit den glänzenden Haaren der Nordmänner… und dann sah sie in den zuckenden Flammen die Heiligen Insignien der Druiden, die in Avalon gehütet wurden, seit die Römer die Heiligen Haine niedergebrannt hatten – die Schale, den Kelch, das Schwert und den Speer. Sie strahlten und leuchteten als Sinnbilder der vier Elemente: die Schale der Erde, der Kelch des Wassers, das Schwert des Feuers und der Speer oder der Zauber stab der Luft… Benommen richtete Igraine sich auf, während das Feuer knisterte und die Flammen unruhig zuckten. Sie dachte:
Es sind genug Zeichen für beide. Wie gut!
Igraine blinzelte heftig und schüttelte sich. Das Feuer glimmte nur noch. Die alte Frau war eingeschlafen; sie hatte sich mit Tüchern und Lumpen zugedeckt und lag so dicht wie möglich an der Glut. Die Halle war leer. Die Kammerfrau döste auf einer Bank, fest in ihr Tuch und ihren Umhang gewickelt. Die anderen Dienstleute waren bereits schlafen gegangen.
    Hatte sie die halbe Nacht hier am Feuer geschlafen und alles nur geträumt? Sie weckte die schlafende Gwen, die sich mürrisch in ihr Bett schleppte. Igraine ließ die Alte am Feuer zurück und ging vor Kälte zitternd in ihre eigene Kammer. Dort kroch sie neben Morgaine ins Bett und drückte das Kind fest an sich, als wolle sie Träume und Ängste vertreiben.
    Der Winter kam mit aller Macht. Viel Holz gab es nicht in Tintagel; man hatte nur die harten dunklen Steine, die man verbrennen konnte. Aber sie rauchten schrecklich, und der Ruß färbte Türen und Decken schwarz. Manchmal mußte man trockenen Seetang verbrennen, und dann stank es in der ganzen Burg wie bei Ebbe nach totem Fisch.
    Schließlich verbreitete sich das Gerücht, Uthers Heer nähere sich Tintagel und bereite sich auf den Marsch über das Heideland vor. Unter üblichen Umständen hätte Uthers Heer Gorlois und seine Männer schlagen können.
Aber wenn sie in einen Hinterhalt geraten? Uther kennt das Land nicht!
Das felsige, unbekannte Gelände würde ihm genug zu schaffen machen, da er glaubte, Gorlois würde ihn mit seinem Heer in der Nähe von Tintagel erwarten. Vorher würde Uther gewiß nicht auf einen Hinterhalt gefaßt sein!
    Igraine konnte nur abwarten. Es war das Schicksal einer Frau, daheim zu sitzen – in einer Burg oder in einer Hütte. So war es seit den Römern. Früher waren die keltischen Stämme dem Rat ihrer Frauen gefolgt; weit im Norden hatte es eine Insel der Kriegerinnen gegeben. Sie fertigten Waffen und unterwiesen die Häuptlinge in ihrem Gebrauch…
    Nacht für Nacht lag Igraine wach und dachte an ihren Gemahl und an ihren Geliebten.
Wenn man einen Mann als Geliebten bezeichnen kann, den man noch nicht ein einziges Mal geküßt hat,
dachte sie.
    Uther hatte geschworen, zur Wintersonnenwende zu kommen. Aber wie sollte er über die Heide ziehen und der Falle entgehen, die Gorlois ihm stellte…? Wenn sie

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