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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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hatte, da brachen die Gämsenreiter aus dem Nebeldunst hervor: dreißig, vierzig, fünfzig an der Zahl, angeführt von Gordo. Sie hatten im Verborgenen gewartet, um die Flucht von Albins Trupp abzusichern. Jetzt schirmten sie die Flüchtenden vor Wenrichs Männern ab.
    Gordo schrie einen heiseren Befehl und seine Krieger zogen die Schleudern aus ihren Gürteln. Mit flinken Bewegungen legten sie die scharfkantigen Steine ein, die sie in Lederbeuteln mit sich führten, und schwangen die Schleudern. Ein Hagel von fünfzig Steinen ging auf Wenrichs Soldaten nieder und viele der Männer brachen verwundet zusammen.
    Ein weiterer Befehl Gordos erscholl. Die Hälfte seiner Reiter wendete ihre Tiere, um Albin und seine Begleiter aufzunehmen. Dann sprangen die Gämsen davon, hinein in den Nebel, der sie bald vor den Augen der Feinde verbarg. Den unberittenen Soldaten des Vogts war es unmöglich, die Verfolgung fortzusetzen. Entmutigt, wie sie es nach dem Steinhagel waren, versuchten sie es nicht einmal.
    Nur Wenrich lief einige Schritte in die Nebelsuppe hinein und sein Schrei verfolgte die Elben: »Ich werde euch kriegen, ihr Teufelsgeburten, euch alle!«

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    16.
    Wenrichs Schrei war alles andere als eine leere Drohung, das zeigte sich schon wenige Tage später. Kaum war der neue König der Braunelben mit seinen Begleitern in seinem Reich angelangt, da trafen auch schon einige der von ihm am Mondsee zurückgelassenen Kundschafter ein: schnelle Gämsenreiter, deren Aufgabe es war, ihm über alles zu berichten, was in der Abtei vor sich ging. Und was sie zu berichten hatten, zeigte, dass seine Vorsicht höchst angebracht war.
    Ein gewaltiges Heer von mehreren tausend ostfränkischen Kriegern, Berittene und Fußsoldaten, war in mehreren Marschkolonnen am Mondsee eingetroffen und hatte sein Lager rund um die Abtei aufgeschlagen. Einer der Kundschafter hatte von Barthel erfahren, dass König Arnulf die Truppen auf Wenrichs Anforderung hin gesandt hatte. Mehr noch, sie waren dem Vogt unterstellt, der dem König berichtet hatte, eine Armee von Elben bereite sich darauf vor, das Mondseeland zu verwüsten. Der zweimalige Uberfall auf die Abtei, erst durch Sundras Rotelben, dann durch die Mischler, hatte ihm einen guten Vorwand geliefert. Und jetzt gebot Wenrich über eine ganze Streitmacht, um seine mit der Vernunft nicht fassbaren Rachegelüste an den Nebelkindern auszutoben.
    Kurz darauf trafen weitere Kundschafter ein und hatten Schlimmes zu berichten. Einige umherziehende Elbentrupps, die Handelskontakte untereinander oder mit den Großwüchsigen gesucht hatten, waren von Spähtrupps des Vogts bis auf den letzten Mann, die letzte Frau und das letzte Kind getötet worden. Die Soldaten vom Mondsee hatten auch das Lager der Mischler aufgespürt und dem Erdboden gleichgemacht. Gleichzeitig hielt Wenrich in der Abtei strenges Gericht über alle, die des Umgangs mit den Nebelkindern verdächtigt wurden. Wer einen Elbenfreund verriet, wurde mit einer Prämie belohnt und auf die Verratenen wartete der Richtblock. Barthel verlor unter dem Richtschwert sein Haupt und ebenso der bucklige Hadwig aus dem Fuschldorf.
    »Immer mehr und immer größere Kriegstrupps rücken in die Berge vor. Es ist offensichtlich, dass Wenrich sein Heer zum großen Ansturm auf das Reich der Nebelkinder versammelt. Wir müssen sofort einen gemeinsamen Beschluss fassen, wie wir ihm entgegentreten wollen.«
    Das sagte Albin zum Großen Rat, der auf seinen Ruf hin zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zusammengetreten war. In einem Saal der Braunelbenburg trafen sich die Elbenherrscher mitsamt ihren Ratgebern. An Albins Seite saßen Findig, Egin, Rohon, Arne und Gerswind.
    Amon erhob die Stimme: »Bevor wir uns mit der fernen Gefahr befassen, sollten wir über das Naheliegende reden. Hier tagt der Große Rat der drei Elbenstämme und da haben weder Rotelben noch Menschen etwas zu suchen!«
    »Die Berater der Könige haben hier sehr wohl etwas zu suchen«, wehrte Albin ab. »Und ich dachte bislang, ein König könne sich seine Berater nach freiem Willen wählen. Aber ich will gern erklären, weshalb ich mich für Rohon, Arne und Gerswind entschied. Gerswind kennt sich im Reich der Ostfranken aus wie sonst niemand hier. Sie hat zeitweilig am Hofe König Arnulfs gelebt. Arne hat mir einen Vorschlag unterbreitet, den ich für sehr hilfreich erachte. Rohon schließlich hat sich meinem Befehl unterstellt und ich schätze den Ratschlag eines so erfahrenen

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