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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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doch gelingen, den Feind zu schlagen«, wandte Amon ein.
    »Selbst dann wären wir nicht sicher. Die Menschen sind so zahlreich wie im Sommer das Laub auf den Bäumen. Sie würden mit neuen Truppen zurückkommen. Wir könnten vielleicht noch einmal zum Kampf antreten, aber wir würden ausbluten. Es wäre ein Kampf ohne die Aussicht auf einen wahren Sieg. Nein, wir müssen diese Berge verlassen. Unser Volk ist schon weit gewandert und jetzt muss es erneut auf Wanderschaft gehen.«
    »Aber wohin?«, fragte Amura.
    Albin gab Arne einen Wink und der Nordmann erhob :ich. »Meine Leute befahren die Meere bis hin zu weit entfernten Küsten. Erst kürzlich haben einige unserer Schiffe ein fernes, fruchtbares Land entdeckt, das unbesiedelt ist. Ich werde dafür sorgen, dass ihr auf Schiffen der Nordmänner eine neue Heimat findet. Ihr müsst es schaffen, euch bis zur Küste im Nordwesten durchzuschlagen.«
    Amon zog die Stirn in Falten. »Warum willst du uns helfen?«
    »Albin hat mich und meine Herrin Gerswind vor dem Tod errettet, und er hat früher das Gleiche für meinen Bruder zu tun versucht. Ich stehe tief in seiner Schuld und bin froh, wenn ich die Schuld auf diese Weise begleichen kann.«
    »Bis zur nordwestlichen Küste ist es ein langer, beschwerlicher Weg«, meinte Amura sorgenvoll. »Wir müssen nicht nur den Großwüchsigen ausweichen, auch der bald mit aller Macht hereinbrechende Winter wird uns zu schaffen machen. Die Luft riecht schon nach klirrender Kälte.«
    Albin nickte. »Ich sage nicht, dass alle von uns es überleben werden. Aber es ist der einzige Weg, ein freies Volk der Nebelkinder zu erhalten.«
    Ein Hauptmann, der zu Amons Ratgebern zählte, meinte: »Wenn die Großwüchsigen unsere Jagdtrupps überfallen, müssen sie schon sehr nahe sein. Sie werden uns nicht kampflos ziehen lassen.«
    »Das sollen sie auch nicht.« Albin klang grimmig, fast so, als freue er sich auf den Kampf. »Während sich der Großteil unseres Volkes nach Nordwesten durchschlägt, werde ich mit den besten Kriegern eine falsche Fährte legen. Wir locken Wenrichs Heer nach Süden und werden es so lange hinhalten, bis die übrigen Nebelkinder außer Gefahr sind.«
    »Ein Kampf, das gefällt mir!«, sagte der Hauptmann der Schwarzelben.
    »Mir auch!«, rief Amon. »Ich werde mit dir fechten, Albin.«
    Amura sprach: »Den Lichtelben ist der Frieden lieber. Aber ich sehe ein, dass uns kein anderer Ausweg bleibt. Auch meine hervorragendsten Krieger werden dich begleiten, Albin. Wo willst du Wenrich zur Schlacht stellen?«
    »Ich habe mir über diese Berge so viel wie nur möglich berichten lassen«, erwiderte Albin. »Nach meiner Ansicht gibt es im Süden einen Ort, der wie kein anderer geeignet ist, Wenrich aufzuhalten: das Steinerne Meer.«
    Das Steinerne Meer war eine weit ausgedehnte, verkarstete Hochebene mit unzähligen Karrenfeldern und Höhlen - der ideale Ort für einen Hinterhalt. Das ging Albin durch den Kopf, als er auf einer Anhöhe stand und im blassroten Licht der Morgendämmerung auf die Walstatt niedersah. Die Höhlen und die vielen schroffen Kalksteinfelsen, die sich in allen nur vorstellbaren Ausformungen zeigten, boten ausreichend Raum, um seine kleine Streitmacht von fünfhundert Kriegern zu verstecken. Viel weniger Männer, als die zahlreichen Zelte vermuten ließen, die sie auf der Hochebene aufgeschlagen hatten. Feuer brannten zwischen den Zelten und angebundene Ziegen ließen ihr abgehacktes Gemecker hören. Alles erweckte den Eindruck eines großen Lagers.
    Doch das Volk der Nebelkinder, das sich angeblich hierher geflüchtet hatte, war längst unterwegs zur Küste im Nordwesten. Albin hoffte, dass es allen gut ging. Vor zehn Tagen hatte er sich von ihnen verabschiedet, auch von Gerswind.
    Sie hatten sich unter vier Augen getroffen, nachdem der Große Rat getagt hatte. Albin hatte ihr Geleitschutz bis in die Nähe von Regensburg angeboten. Dort würden die Freunde ihres Vaters und König Arnulf sie vor Wenrichs Hass schützen.
    Empört hatte sie ihn angestarrt und laut geschimpft: »Werde jetzt nur nicht hochnäsig, Albin, nur weil du schneller König geworden bist, als ein Bauer sein Feld bestellt. Ich habe dich noch gekannt, als du anderen das Essen aufgetragen hast. Also sag mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe. Meine Entscheidung habe ich längst selbst getroffen!«
    »Und wie lautet die?«, hatte Albin zaghaft gefragt.
    »Ich bleibe bei euch. Meine Heimat ist dort, wo das
    Volk meines Gemahls

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