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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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sprachlos. Genauso wie alle anderen. Sogar der Übersetzer brauchte einen Augenblick, bis er sich gefangen hatte.
    Das war der Moment, in dem die beiden grün Uniformierten vortraten. Auch jener Leutnant verstand Französisch und war mit seiner leisen privaten Übersetzung schneller fertig gewesen.
    Während die beiden Captains sich auf Englisch in die Haare gerieten, rief Adrian Gervais aus: „Da braucht jemand eine geistige Korrektur!“
    „Du hast echt Mut“, sagte Belians älterer Nachbar stattdessen. „Dafür wird er dich umbringen lassen oder sonst was mit dir machen.“
    „Soll er.“ Es war dem Enterbten wirklich egal. Er wusste nur, dass er niemals seine Heimat und sich selbst verraten würde. Oder Louise, die er gerade schon einmal um der besseren Wirkung willen verleugnet hatte.
    Der äußerst erregte Torres raufte sich beinahe die Haare, aber sein ausländischer Kollege schien auf etwas zu beharren und hob schließlich eine Hand. Fast sofort wurde es still.
    „Bitte, Leutnant“, kam die englische Aufforderung an den Begleiter.
    „Monsieur Belian…“ Seltsamerweise verschluckte der Kerl aus Sirius beim Sprechen die halben Vokale. „… uns liegt eine einzelne und noch nicht verifizierte Aussage vor, dass Alpha Centauri Sie womöglich gar nicht vereidigen darf, weil Sie es bereits sind. Stimmt das?“
    Irgendwie nahmen die Überraschungen kein Ende.
    „Ich würde zunächst gern erfahren, wie und wo diese Aussage zustande kam und wer der Urheber ist, Monsieur. Vorher werde ich mich nicht dazu äußern.“ Wer einen pompösen feindlichen Captain verhöhnte, der konnte auch gegenüber einem selbstgefälligen Leutnant Forderungen stellen.
    Nach der Rückübersetzung gebot der Captain aus Sirius dem schnaubenden Kollegen aus Alpha Centauri Einhalt und nickte.
    „Ein terranischer Leutnant mit Namen Jasko hat angegeben, dass er Ihnen den Eid abgenommen und Ihnen so schon vor Monaten in einer langen Nacht den Status eines Offiziersanwärters verliehen hat. Ist das korrekt? Bedenken Sie, wenn Sie jetzt mit Ja antworten, haben Sie automatisch den Status eines Kriegsgefangenen. Mit allen Konsequenzen.“
    Die wahrscheinlichen Konsequenzen ergaben sich schon automatisch aus dem Angebot. Mit Sicherheit hatte die Navy von Sirius einen Kristian Jasko nicht zum höflichen Plausch bei Kaffee und Kuchen eingeladen. Trotzdem existierte die Aussage als beabsichtigter Freundschaftsdienst. Das war die Anspielung auf die ‚lange Nacht’, als der Terraner so dringend Hilfe benötigt hatte.
    Jasko glaubte zu erahnen, dass Belian nicht in die Navy von Alpha Centauri eintreten wollte. Das traf natürlich auch zu. Interessant war nur, wie ein in Gefangenschaft befindlicher Terraner denn überhaupt von der Geiselnahme durch den Feind erfahren hatte. Oder wieso zwei Offiziere aus Sirius davon wussten und rein zufällig als Einzige hier anwesend waren. Louises Medaillon brannte sich durch Belians kratzige Uniform. Kristian Jasko mochte sich diesen Versuch ausgedacht haben, um ihm zu helfen, aber war es gar ein Ginnes Rosil, der auch hier seine Finger im Spiel hatte? Konnte ein Leutnant so mächtig sein? Ein Interesse daran haben? Und wenn ja, warum verriet der Mann aus Sirius dafür quasi den eigenen Verbündeten Alpha Centauri?
    „Sie sollten mir jetzt antworten, Monsieur. Ein simples Ja oder Nein genügt“, ermahnte der rundliche französischkundige Offizier ihn.
    Nun, zumindest die letzte Frage war andeutungsweise zu beantworten. Zwischen den beiden Partnern der Allianz herrschte keine Liebe. Oder genauer gesagt nicht zwischen den Offizieren, die sie umsetzen mussten. Womöglich überwogen hauptsächlich deshalb die violetten Uniformen auf der Raumstation, falls das nicht an etwaigen zahlenmäßigen Unterschieden lag.
    „Monsieur?“
    Auf diesen dritten Frageversuch antwortete er schließlich mit einem simplen „Ja“, und betete dabei, dass sie nicht von ihm verlangen würden, einen Eid zu rezitieren, den er nie abgeleistet hatte.
    Captain Torres wollte im Nachfolgenden wohl genau das, aber der kleinere ranggleiche Kollege zuckte nur die Achseln und kümmerte sich nicht darum.
    Der Leutnant war so frei, die Antwort seines Chefs zu dolmetschen. „Captain Frede sagte soeben, dass es zweifelsohne sehr sinnlos wäre, von Ihnen zu verlangen, einen Eid zu wiederholen, dessen Wortlaut Sie in Ermangelung entsprechender Sprachkenntnisse nicht einmal gekannt haben. Papageien haben kein monatelang währendes Gedächtnis.“

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