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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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als er noch länger mit seinem Zellengenossen hatte reden können.
    Sogar das gehörte zum psychologischen Druck des Feindes. Er brach die Moral seines jüngsten Gefangenen, indem er ihm durch Gesellschaft eindeutig vor Augen führte, wie es auch mit ihm enden würde. Wenigstens war sein Kamerad nicht Kristian Jasko.
    Der 25-jährige Julien Niven, den die Terranische Navy unter Abertausenden Abiturienten ein Jahr vor dessen Schulabschluss per Zufallsgenerator ausgelost hatte, um einen Akademiejahrgang zu füllen, war mittlerweile ein Wrack. Jemand, den sie nicht einmal mehr abholten. Der kriegsversehrte Offizier hatte die dunkle Straße, auf der Etienne Belian wanderte, schon viel weiter beschritten. Er hatte nichts mehr zu geben, sondern er brach schon in Tränen aus und flüchtete schreiend in die hinterste Ecke der kleinen schmutzigen Zelle, sobald auch nur die Tür aufging.
    Das war auch heute so. Erst nachdem die Bewacher den zusammengeschlagenen Belian auf den Boden geworfen und den Zugang wieder verschlossen hatten, wagte der Leutnant sich ängstlich wieder vor.
    Der gebrochene Niven sprach schon lange nicht mehr. Weder das stark bemühte Französisch noch seine Muttersprache. Trotzdem war er da und hatte auch in seinem Zustand noch etwas zu geben: Trost durch Gemeinschaft und die Vermittlung der sicheren Erkenntnis, dass sein Gefährte in der Hölle nicht allein war. Wie schon so oft zuvor legte der echte Offizier sich einfach dazu, schlang den einen Arm um ihn und gab seinem entkräfteten Leidensgenossen dadurch neue Kraft.
    Belian hatte es heute wieder geschafft. Bis zum garantiert kommenden nächsten Mal.
    Er schob die Hand beiseite und setzte sich auf. Natürlich ließ Niven nicht zu, dass sein Freund ihn verließ. Der Terraner wollte immer ganz genau da sein, wo sein Zellengenosse war. Diese Anhänglichkeit zeigte sich schon länger und störte den einst so distanzierten Belian nicht mehr. Er kroch über den Boden zu den dort abgestellten beiden Metallschüsseln. Bevor er selbst aß, fütterte er zunächst den bedürftigen Leutnant, der gar nichts mehr allein konnte oder wollte. Die Verantwortung für diesen teilnahmslosen gebrochenen Mann, der ohne ihn sterben würde, richtete Belian wenigstens ein bisschen wieder auf. So wie immer.
    Jene letzte trotzige Aufmüpfigkeit, trotz allem noch überleben und seinen auf ihn angewiesenen Gefährten dabei mit durchbringen zu wollen, leistete der Gefangene von Nouvelle Espérance sich. Dieser Funke verlosch niemals. Nivens Schwäche gab ihm in dieser Hölle Kraft, obwohl sie ihn täglich auch entmutigte. Irgendwann würde Belian ebenfalls zusammenbrechen, aber vorher noch so viel passiven Widerstand leisten wie möglich.
    „Mach noch einmal den Mund auf, Julien. Dann ist es gut.“ Die eigene Portion des unregelmäßig gelieferten braunen Breis stand Belian noch bevor. Anfangs hatte er das eklige Zeug nicht hinunterschlucken können, weil es aussah, als hätte es schon einmal jemand gegessen. Niemals zuvor hatte man ihm je so etwas serviert. Nach zwei Tagen hatte das Bedürfnis gesiegt. Mittlerweile aß der ehemalige Erbe der Auvergne die undefinierbare, teigige Masse einfach, um damit wenigstens das bohrende Hungergefühl zu bekämpfen.
    Danach flößte er Niven Wasser ein und trank selbst. Dermaßen gestärkt konnte er die Herkulesaufgabe in Angriff nehmen, trotz seines geschundenen, protestierenden Körpers auf die einzelne Pritsche zu klettern.
    Sein beweglicherer Freund kam nach ihm, aber diesmal war es Belian, der umarmte und Trost sowie Wärme spendete. Sie teilten alles miteinander. Das Bett, die Decke und die Kopfläuse. Natürlich hatte sich hier niemand mehr die Mühe gemacht, die Behandlung des Leutnants fortzusetzen. Die drei Tage auf dem Gut waren einfach zu wenig gewesen.
    Wenn Belian einen Nissenkamm besessen hätte, wäre er wenigstens in der Lage gewesen, einen sinnlosen Kampf zu führen, aber sie beide besaßen nichts. Nur die Decke, ihre speckige, verschwitzte Kleidung, die in Nivens Fall noch immer orangefarben und in Belians violett war, und die Metallteller nebst den Mineralwasserflaschen. Es war noch nicht einmal genug, um sich irgendwie umzubringen, obwohl Belian nur ein einziges Mal daran gedacht hatte. Am allerersten Tag, bevor man ihn später zu Julien Niven verlegt hatte.
    Was im Kopf des psychisch ganz klar gestörten Leutnants vorging, war mittlerweile nicht mehr nachvollziehbar. Anfangs hatte sein Leidensgenosse Belian all das

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