Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
die Arme gelangweilt verschränkt hatte und ein abfälliges Gesicht machte. Der kleinwüchsige höhere Offizier war zwar nicht so abweisend, aber er wirkte doch unbeteiligt. Die beiden standen am Rand. Fast als wären sie nur Zuschauer.
Sehr bald erwies sich, dass dies auch haargenau zutraf. Eigentlich waren alle Zuschauer, als der Übersetzer auf Französisch die Aufforderung verkündete, eine Reihe zu bilden.
Dabei gelang Belian, zwischen de Montierre und Jean Prévôts Bruder stehen zu bleiben. Erst viel zu spät ging ihm auf, am falschen Ende zu stehen. Der nervöse Jüngere zu seiner Linken hatte sich nämlich verschätzt, während es dem Ältesten von ihnen natürlich weniger ausmachte. Man konnte Unheil aufschieben, aber entrinnen konnte man ihm dennoch nicht. Daran dachte auch Belian, als der herausgeputzte Offizier sich aus der Traube seiner Leute löste und allein vor die nicht ganz ordentliche kleine Reihe trat. Die Augen schielten über die Brillengläser.
„Mein Name ist Don Miguel Sergio Torres.“ Glasklares und kaum akzentuiertes Französisch, das weit hallte. „Ich bin Captain Seiner Majestät Xerxes dem Ersten von Alpha Centauri. Die vereinigte Navy des Sternenreiches von Alpha Centrauri und Sirius hat dieses System gestern erobert und dem Gebiet der Allianz einverleibt.“
Die Übersetzungspause existierte trotzdem, aber sie war für das englischsprachige Publikum gedacht. Für die gelähmten Einheimischen waren die mächtigen Worte wie Schläge gekommen. Der Offizier im Rang des Captains fing nämlich gerade erst an.
„Damit sind Sie alle automatisch zu Staatsbürgern des Sternenreiches geworden. Da es jedoch keinen König außer Seiner Majestät Xerxes dem Ersten geben kann, hat der vormalige Monarch dieses provinziellen Planeten heute Mittag um zwölf Uhr abgedankt. Er nimmt mit seiner Familie die Gastfreundschaft unseres generösen Herrschers an und wird uns zurück nach Alpha Centauri begleiten. Ein vorläufig von uns eingesetzter Gouverneur wird dem zurückgebliebenen Nouvelle Espérance helfen, den Stand eines modernen, industriell geprägten Mitgliedes des Sternenreiches zu erreichen. Die Lebensbedingungen aller Menschen auf Ihrer Heimatwelt werden sich binnen weniger Jahre drastisch verbessern.“
Allein die Stimme des Übersetzers durchbrach die Stille.
‚Das kann doch nicht wahr sein! Das kann und darf doch alles nicht wahr sein!’ Immer wieder dachte Belian genau das, aber leider wachte er nicht auf.
„Sie alle verstehen sicherlich, dass die Allianz sich der Mitarbeit Ihrer Familien versichern muss. Normalerweise…“ Torres schritt die Reihe immer wieder von vorn bis hinten ab.
„… würden auch Sie lediglich das Privileg genießen, mit Alpha Centauri einen der Ursprungsorte der menschlichen Kultur, natürlich neben Sirius und Mutter Terra, zu sehen und dort eine fundierte Ausbildung und Einblicke in eine viel fortgeschrittenere Lebensweise zu erhalten.“
Belian fiel beinahe um! Gegen Torres war der Duc d’Auvergne ja ein Heiliger! Nouvelle Espérance, ein Planet der Hinterwäldler?! Es gab doch alles! Moderne Medizin, Naturwissenschaften, Raumfahrt… Bloß weil die Bevölkerung sich von Anfang an bewusst gegen eine industrielle Ausbeutung ihres Planeten entschieden hatte, sollten sie alle minderwertig und dumm sein? Für wie blöd wollte dieser Kerl die Geiseln eigentlich verkaufen?
„Bleib ruhig!“, zischte Prévôt ihm ganz leise zu, ohne dass es sonst jemand hörte.
„Leider hat Fortschritt jedoch seinen Preis. Wie Sie vermutlich bereits gemerkt haben, rede ich nur von der Allianz beziehungsweise dem Sternenreich. Vor drei Jahren provozierte Terra mit seiner unermesslichen Arroganz und Rückständigkeit unseren König dazu, aus der Terranischen Föderation auszutreten. Die herrschenden Weisen von Sirius…“ Torres erwies den beiden grün gekleideten Offizieren seine Reverenz. „… hielten uns als jahrhundertelangem Haupthandelspartner die Treue und folgten uns. Daraufhin erklärte Terra uns feige und hinterhältig den Krieg. Diese Aspekte der internationalen Politik sind nichts, das der durchschnittliche Mensch durchschauen könnte. Ich gestehe ehrlich, ich selbst kann auch nur einen Bruchteil davon verstehen…“
Während alle Leute aus Alpha Centauri nach der Übersetzung lachten, fand Belian endlich zu seiner stoischen Maske zurück und versteckte seine Gefühle dahinter. Auch er war auf der Ausbildungsanstalt in Rhetorik geschult worden. Das
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