Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neue Rasse

Die neue Rasse

Titel: Die neue Rasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
wachsen zu lassen.
    »Das Glück ist mit dem Tüchtigen«, meinte Delacroix und zog sein Grinsen noch eine Spur in die Breite. Auch auf die Gefahr hin, daß ihm das geringste bißchen Zugluft seine schiefstehenden Zahnruinen in den Rachen fegen konnte. Wenn das nicht vorher seine Pokerkumpel erledigten, denen er in den vergangenen drei Stunden mindestens zwei Tagesheuern abgeknöpft hatte. Pro Kopf und auf ganz saubere Art.
    »Ich steige aus«, brummte Joseph Brundle, ein schwarzer Riese mit ewig tränenden Augen. »Del bringt es fertig und nimmt uns noch die volle Heuer ab.« Er schnippte dem kleinen >Glückspilz< sein Blatt mitten in sein Grinsen hinein.
    »Ich räume dir gerne Kredit ein«, sagte Delacroix, noch immer ungerührt grinsend. Seine Hände wieselten über den Tisch, sammelten die Karten ein und begannen sie so schnell zu mischen, daß es sich mit bloßem Auge kaum verfolgen ließ.
    »Nein, danke«, erwiderte Brundle. »Ein paar Bucks sollten noch übrigbleiben. Zuhause müssen fünf hungrige Mäuler gestopft werden.«
    »Wenn du reich werden willst, solltest du dir deine Kollegen besser aussuchen«, riet Parker Flagg mit giftigem Blick auf Delacroix.
    Der Schwarze winkte ab. »Laß mal. Diese Tour noch, und dann werde ich mich wohl nach einem Job auf dem Trockenen umsehen. Einen, der morgens anfängt und abends aufhört. Und der mich nicht auf einem Kahn wie diesem tagelang über den Atlantik schippern läßt, um mich dann in der Einöde Alaskas auszuspucken.«
    Für einen Augenblick schien sich der Boden unter den Füßen der Männer aufzubäumen, und fast glaubten sie, über dem allgegenwärtigen dumpfen Dröhnen der Maschinen das gischtende Rauschen zu hören, mit dem die NOSTROMO einen besonders hohen Wellenberg hinabrutschte.
    »Die alte Lady mag es nicht, wenn man schlecht über sie redet«, grinste Delacroix.
    »Vielleicht versucht sie auch nur, auf diese Weise zweibeinige Ratten abzuschütteln«, meinte Flagg.
    »Du bist der schlechteste Verlierer, der mir je auf den sieben Weltmeeren begegnet ist«, sagte der Stämmigkleine mit dem französischen Namen.
    »Und du der mieseste Falschspieler.«
    Delacroix hob gewichtig den Zeigefinger. Sein Grinsen schien mittlerweile zu einer Gesichtslähmung ausgeartet zu sein, denn es verschwand auch nach Flaggs neuestem Verbalangriff nicht aus seinen stoppelübersäten Zügen.
    »Oho, sag das nicht, Flagg. Ich kann dir von Typen erzählen, von denen wagst du nicht mal zu träumen. Ich hab da mal einen getroffen, es muß vor Shanghai gewesen sein .«
    Ein Schwall eisiger und regendurchsetzter Luft, der den im Raum hängenden Tabakqualm durcheinanderwirbelte, und das Geräusch schwerer, eiliger Schritte hinderten Delacroix daran, sein Seemanns-garn weiter abzuspulen. Parker Flagg ertappte sich dabei, wie er ein stummes Dankesgebet gegen die Stahldecke über ihnen sandte.
    »Shit, da draußen pissen sich die Engel die Seele aus dem Leib, kann ich euch sagen!«
    Eine öligschwarze Gestalt stampfte die Stufen zum Deck herunter und wurde erst zum Menschen, als sie sich aus dem triefenden Gummizeug schälte. Roscoe Fairchild hängte den Regenmantel zielsicher neben einen Wandhaken und ließ sich schweratmend am Tisch nieder.
    »Ich hab' ja gesagt, daß es Wahnsinn ist, bei dem Wetter die Anker zu lichten, aber der Alte wollte ja nich' hören«, grummelte Brundle. Er starrte auf die schwarze Stahlwand, als könnte er hindurchsehen und den Sturm beobachten, in den sich das Gewitter über New York hier draußen auf der offenen See verwandelt hatte, nachdem die schwarzen Wolkengebirge der NOSTROMO wie an einer unsichtbaren Leine durch die Lower Bay hinaus auf den Atlantischen Ozean gefolgt waren.
    »Schon weil du es gesagt hast, hat Captain Nomad genau das Gegenteil davon getan. So ist er eben. Du kennst ihn nur noch nicht gut genug«, schnaufte Fairchild, während er sich noch immer den Regen aus dem Gesicht wischte.
    Delacroix nickte, und in sein Grinsen stahl sich etwas, das bei genauerem Hinsehen als Bewunderung gelten konnte. »Nomad ist irre.«
    »Das scheint dir zu gefallen, hm?« fragte Brundle, die hohe Stirn in eine Dreifachfalte legend.
    »Sicher. Eine ungeheuere Bereicherung meines Erfahrungsschatzes«, erwiderte Delacroix mit einem Glanz in den kleinen Knopfaugen, der in Brundle die Frage aufwarf, ob an den abstrusen Geschichten, die Del ihnen gern auftischte, nicht doch sehr viel mehr dran war, als sie alle ahnten. Und ob er nicht tatsächlich sehr viel

Weitere Kostenlose Bücher