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Die neue Rasse

Die neue Rasse

Titel: Die neue Rasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Stellung auf, schloß für Sekunden die Augen und atmete tief durch. Dennoch gelang es ihr kaum, sich in dieser kurzen Zeit von all diesen quälenden Empfindungen zu erholen. Dazu hätte sie sie vergessen müssen. Und das war ihr nicht möglich. Nicht so schnell.
    Dann sah sie wieder hinab auf dieses graue Auge, und erneut spürte sie den Sog, der von ihm ausging. Doreen wollte sie wieder zu sich ziehen, um Pein und Einsamkeit zu teilen. Doch Lilith widerstand der suggestiven Kraft, indem sie ihre Gedanken wieder mit dem eigentlichen Grund ihres Hierseins befaßte.
    Sie war gekommen, um das Entstehen der neuen Rasse zu verhindern. Doch sie schien ihrem Ziel mit einemmal ebenso weit entfernt, wie sie es zu Hause in Sydney gewesen war.
    Zu Hause...
    Hatte sie das denn noch - ein Zuhause? Einen Ort, an dem sie sich daheim und geborgen fühlen durfte? Nein, sie war heimatlos, hatte nicht einmal mehr Freunde. Weil sie selbst ihnen allesamt den Tod gebracht hatte. Sie war auf ganz ähnliche Weise einsam wie Doreen. Wäre es nicht schön, dieses Leid zu teilen? Mit Doreen? Sie mußte sich nur treiben lassen .
    »Nein!«
    Lilith riß sich selbst aus dem Gewirr von Gedanken, die nicht ihre eigenen waren, sondern die Doreen ihr einflüsterte, um sie zu locken.
    »Ich kann nicht zu dir kommen«, sagte Lilith, ohne zu wissen, ob Doreen gesprochene Worte verstand. Aber sie las sie wohl zumindest aus Liliths Gedanken. Denn das Zucken ihres Auges ließ eine Erwiderung direkt im Kopf der Halbvampirin entstehen.
    Warum nicht?
    »Weil mir die Chance gegeben wurde, meine Einsamkeit auf andere Weise zu verlieren«, sagte Lilith.
    Einmal mehr wanderten ihre Gedanken zurück in die Vergangenheit, die erst so kurz zurücklag und doch so uralt war. Sie erinnerte sich an jene Himmelssäule im Garten der Schöpfung und daran, wie sie in ihr aufgegangen war. In diesem gleißenden Licht waren all ihre Sehnsüchte offene Geheimnisse gewesen. Und sie hatte so vieles erfahren, das ihr Leid und Hoffnung in einem war.
    Hoffnungen, die sich erfüllen konnten, wenn sie nur nach SEINER Weisung handelte.
    »Ich muß gehen.«
    Lilith stieß die Worte hervor. Eile trieb sie an. Das Wissen, daß sie keine Zeit verlieren durfte. Mit jeder Sekunde, die sie hier vertat, wuchs der Vorsprung des erwachten Homunkulus. Sie mußte ihn finden. Sie mußte seine Fährte aufnehmen; eine Spur, die gekennzeichnet sein würde von Blut und Tod.
    Lautloses Flehen hielt Lilith zurück, als sie sich schon fast umgewandt hatte.
    Erlöse mich!
    Lilith sah erneut auf Doreens Auge hinab.
    »Warum? Wovon?« fragte sie.
    Verstehst du denn nicht? erwiderte Doreens Stimme in Lilith. Man wird Selinas Leiche finden und sie begraben. Mit mir! Ich werde ewig gefangen sein in einem dunklen Grab - lebend!
    »Was kann ich tun?« wollte Lilith wissen. Obgleich sie natürlich wußte, was Doreen von ihr verlangte. Doch die bloße Vorstellung war ihr so zuwider, daß sie nicht einmal wirklich daran denken mochte.
    Töte mich - oder du tust mir Schlimmeres an!
    »Ich kann dich nicht töten«, erwiderte Lilith.
    Du mußt es. Oder du verdammst mich zu endlosem Sterben in ewiger Einsamkeit!
    Lilith schloß die Augen. Allein der Gedanke an ein solches Schicksal weckte ein Gefühl in ihr, das jenseits allen Beschreibbaren lag. Es ließ sie bis in die letzte Faser ihres Seins und Empfindens erschauern.
    Sie hatte keine Wahl.
    Und sie wußte, wie es zu tun war.
    Lilith tastete nach einer herumliegenden Scherbe, die von der Form eines Dolches war. Ihre Finger schlossen sich darum, und die scharfen Kanten ritzten ihre Haut. Dunkelrotes Blut trat hervor und lief an dem Glas entlang, sammelte sich an der Spitze und tropfte hinab in Doreens Auge, machte es blind für das, was geschehen würde.
    Lilith wandte selbst den Blick ab.
    Und doch sah sie vor ihrem geistigen Auge, was sie tat.
    Ein Bild von widerlicher Deutlichkeit, das auch nicht verblaßte, als Lilith in den Sturm zurückkehrte und sich erneut auf die Suche machte.
    *
    Der Homunkulus brach weiteres Wissen aus einer Frucht des schwarzen Blutes.
    Feuer. Es konnte ihm gefährlich werden. Es zu erproben, war hier weder die rechte Zeit noch der rechte Ort.
    Und so ging das Wesen zurück, hinaus ins Leben.
    Zuvor jedoch nutzte der Homunkulus mehr von dem wachsenden Wissen. Es riet ihm zur Tarnung. Nackt würde er auffallen, wo Aufsehen nicht angebracht war.
    Sein Blick streifte den Toten.
    Der Homunkulus entkleidete ihn und schlüpfte selbst in das

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