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Die neue Rasse

Die neue Rasse

Titel: Die neue Rasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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feuchte Gewand, dessen geweihter Zierat ihn ebensowenig scherte, wie es der Boden hier getan hatte.
    Der Regen draußen wusch ihm das Blut vom Gesicht.
    Es galt noch so vieles zu erproben.
    Das >richtige< Töten zum Beispiel, das behutsame. Denn in keinem der Menschen, aus denen er bisher getrunken hatte, würde sein Keim wirksam werden. Er hatte ihre Körper zerstört, und so würden sie sich nie zu seinen Dienern erheben.
    Er mußte es - üben.
    Doch nicht hier. Es war an der Zeit, diese Stadt zu verlassen. Um einen Ort zu suchen, der geeigneter war für seine Aufgabe, für die Gründung einer neuen Rasse.
    Mit ausdruckslosem Gesicht sah der Homunkulus sich um. Er witterte etwas.
    Einen Strom von Wasser, der wegführte von hier. Einen Weg, den er nutzen konnte, um anderswohin, an viele mögliche Orte zu gelangen. Der Vampir ging. In Richtung East River.
    *
    Angst und Panik hatten Reuven Lamarr nicht annähernd so weit fortgetrieben, wie er es selbst gehofft hatte. Als er stehenblieb und sich umdrehte, befand er sich noch immer in Sichtweite der Church of St. Margret und sogar noch nahe genug, um den schwachen Brandgeruch wahrnehmen zu können, der aus dem kleinen Gotteshaus kam.
    Der junge Schwarze sah sich um.
    Noch schien niemand auf das Feuer aufmerksam geworden zu sein. Vielleicht würde die Kirche so unbemerkt niederbrennen, wie sie in all der Zeit fast unbemerkt ihr Dasein gefristet hatte. Vielleicht würden Sturm und Regen die Flammen löschen, ehe sie das Gebäude verzehren konnten.
    Reuven schlüpfte in die schmale Gasse zwischen zwei Häusern und behielt die Kirche weiter im Auge.
    Einen Moment lang spielte er mit der Idee, selbst die Feuerwehr zu alarmieren. Doch was war, wenn sie den Brand löschten, ehe der Vampir darin umgekommen war? Verurteilte er, Reuven, die Retter dann nicht zum Tode, wenn er sie benachrichtigte?
    Andererseits - wer sagte ihm, daß der Vampir in den Flammen sterben würde? Vielleicht war die Bestie dem Feuer ja schon entronnen? Möglicherweise hatte sie Reuvens Fährte schon gewittert, sich bereits an seine Fersen geheftet ...?
    Eine vage Bewegung in der Schwärze schräg über und hinter ihm trieb Reuven einen Eissplitter ins Herz und ließ ihn zugleich herum-fahren.
    Und das erste, was er in der Finsternis fast aufleuchten sah, waren - zwei nadelspitze Zähne!
    Doch der Anblick verblaßte rasch genug, daß Reuven Lamarr ihn für einen Streich seiner überreizten Sinne halten konnte. Wenn er auch nicht vollends davon überzeugt war, daß er sich getäuscht hatte.
    Aber das, was er da nun tatsächlich vor sich im Dunkel der Gasse sah, half ihm, diese letzten Zweifel kurzerhand zu vergessen.
    Sie war von atemberaubender Schönheit.
    Reuven schätzte sie auf Mitte zwanzig. Ihre Figur schien ihm der Inbegriff der Klassefrau: schmale Taille, herrliche Rundungen, und die Form ihrer Brüste ließ sich unter ihrem hautengen Catsuit mehr als nur erahnen. Ihr Gesicht mit den leicht schrägstehenden, nachtdunklen Augen hatte etwas Exotisches ...
    Zu weiteren Höhenflügen seiner Phantasie kam es nicht. Etwas hielt seine Gedanken an. Unsichtbare Finger schienen in seinem Kopf umherzutasten, und Reuven bemerkte gerade noch, wie der Nachhall der Angst, den er eben noch verspürt hatte, vollends verwehte, ehe er es schlicht vergaß.
    »Du hast ihn gesehen?« fragte die schwarzhaarige Fremde.
    »Wen?« hörte Reuven sich zurückfragen.
    »Den Vampir.«
    »Ja«, antwortete Reuven und wunderte sich, daß er völlig ohne Furcht an das Monster und alles, was es angerichtet hatte, denken konnte.
    »Wo ist er jetzt?« wollte sie wissen.
    »Im Feuer verbrannt . hoffe ich«, sagte Reuven und zeigte mit dem Daumen hinüber zur Kirche.
    »Du weißt es nicht sicher?«
    »Nein.« »Dann laß uns hingehen und nachsehen«, verlangte sie.
    Nein! wollte Reuven schreien. Doch laut erwiderte er zu seinem größten Entsetzen: »Natürlich, gern.«
    Bereitwillig folgte er Lilith hinaus aus der Gasse und hinüber zur Kirche.
    *
    »Verdammt, man sollte dich über Bord schmeißen, du Ratte!«
    Parker Flagg warf die Pokerkarten wütend auf den festgeschraubten Tisch, wo sie unter dem Häufchen zerknüllter Dollarnoten verschwanden. Mit mindestens der gleichen Wut hätte er liebend gern das breite Grinsen aus dem Mausgesicht von Lloyd Delacroix gewischt, der sich über die Platte lehnte, die Geldscheine wie eine Geliebte in die Arme schloß und an sich zog, um den Berg, der sich bereits vor ihm türmte, noch ein wenig

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