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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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erreichbar war, können auch wir auf keinen Ersatzplaneten ausweichen. Geschichte als Blick in die Vergangenheit kann mitunter ein Lehrstück für die Zukunft sein.

*MACHU PICCHU, PERU

    Eine Schlüsselszene in dem US -amerikanischen Roadmovie Die Reise des jungen Che , in dem der spätere Revolutionär Ernesto Che Guevara mit einem Freund eine Art Bildungsreise durch Lateinamerika unternimmt, spielt in der alten Inkastadt Machu Picchu. Die Reise hat der argentinische Medizinstudent eher als Luftikus begonnen, aber angesichts bitterer Armut, Ausbeutung und Krankheit allerorten erlebt der 23 -Jährige einen Bewusstseinswandel. Spätestens der Besuch der Ruinenstadt einer untergegangenen Kultur weckt in dem Medizinstudenten auch ein neues historisches Verständnis für seinen Heimatkontinent und was ihm seit den spanischen Eroberungen des 16 . Jahrhunderts angetan wurde. Nicht zuletzt beim Anblick der verwunschenenRuinenstadt der alten Inka wird Guevara klar, dass sich etwas ändern muss in Lateinamerika.

    Ernesto Guevaras historischer Motorradtrip durch Lateinamerika mit Stippvisite in Machu Picchu fand 1952 statt. Einigermaßen genau vierzig Jahre zuvor war der Historiker und spätere US -Senator Hiram Bingham, der als Vorbild des Filmhelden Indiana Jones gehandelt wird, in den peruanischen Anden auf die legendäre Inka-Stadt gestoßen. Mit der »Entdeckung« von Machu Picchu verhielt es sich ähnlich wie mit der Ankunft des Kolumbus in Amerika: Entdeckt wurde für die westliche Welt, den Einheimischen war die Stadt aber nie verloren gegangen. Hiram Bingham nutzte denn auch einen konkreten Hinweis aus Cuzco, um mithilfe eines ortsansässigen Bauern nach Machu Picchu zu gelangen.
    Machu Picchu liegt knapp zweitausendfünfhundert Meter hoch auf einer abgeflachten Berghöhe, einem Gebirgssattel zwischen zwei steil aufragenden Gipfeln, hoch über dem Fluss Urubamba vor einschüchternder Kulisse der bewaldeten An-dengipfel ringsum. Für Bingham war nicht ersichtlich, wieso die Stadt einst aufgegeben worden war – die Spanier hatten sie zwar gesucht, allerdings vergeblich, und die steinernen Überreste wiesen keinerlei Spuren von kämpferischer Einnahme oder überhasteter Flucht der Bewohner auf. Durch die strategisch günstige Lage war die Stadt auch gut geschützt. Stattdessen fand er in den verwinkelten Gässchen und neben steilen Treppen der Terrassenstadt erstaunlich gut erhaltene Gebäude vor, Ställe und Scheunen, Tempel und Gebäude mit trapezförmigen Fensteraussparungen sowie eindrucksvolle Trockenmauern aus großen, exakt bearbeiteten Steinquadern, die fugenlos aufeinanderpassen und auch ohne Mörtel die Jahrhunderte einigermaßen unbeschadet überstanden haben. Die Stadt umfasst hundert HektarFläche und könnte mit ihren zweihundert Gebäuden etwa zweitausend Einwohner gehabt haben. Sie wurde der Radiokarbon-Datierung zufolge im Jahr 1450 erbaut, zur Zeit des wichtigsten Inka-Königs Pachacútec. Sie gleicht von der Anlage her wie andere Städte der Region der Hauptstadt Cuzco, wenn auch in erheblich bescheidenerem Maßstab.

    Den Eingang zur Stadt bildete das schmale Sonnentor im Südosten, das seinen Namen aber erst nach der Zeit der Inka erhielt. Man betritt den höher gelegenen Teil der Stadt und kommt zunächst durch eine wohl schon damals vernachlässigte Gegend mit Steinbruch. Dann folgt ein kleiner Bezirk mit an drei Mauern eng gebauten Häusern. Vermutlich handelt es sich um einen einfachen Wohnbezirk. Der angrenzende Turmbezirk ist von exklusiv abschirmenden Mauern umgeben und nur von der Haupttreppe aus zugänglich. Hier könnte die Elite der Stadt gewohnt haben, gemäß der strengen sozialen Gliederung der Inka-Gesellschaft vom Rest der Stadt klar abgegrenzt. Diese scharfe Trennung ist auch in anderen Inka-Städten nachvollziehbar. Der Turm ist eher ein mehrere Meter hohes, massives Gebäude auf einem Fels, das möglicherweise als Observatorium diente. Es wird von der Nischenhalle umgeben und weist im Felsen eine recht geräumige Höhle auf. Beides dürfte kultischen Zwecken, beispielsweise für Begräbnisse, gedient haben.
    Gegenüber liegt das sogenannte »Haus des Inka«, das aber viel zu gut zugänglich war, als dass es den Stadtherrn beherbergt haben könnte. Wozu es aber tatsächlich diente, ist unklar. Die am sorgfältigsten und mit den massivsten Mauern versehenen Gebäude, in denen vielleicht die Priester wohnten, stehen am »Heiligen Platz«, der für religiöse Feiern benutzt worden

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