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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Gastronom, der über die Jahre mit allerlei schmackhaften Theorien bezüglich zahlreicher vermeintlicher Welträtsel aufgewartet hat, vermutete hinter den Schöpfern der Statuen – wie in anderen Fällen – außerirdische Prä-Astronauten. Die habe es in grauer Vorzeit auf das Eiland verschlagen, wo sie sich mit diesen »roboterhaften« Kolossen verewigt hätten, bevor sie wieder abgeholt worden seien. Das erkläre auch die nicht fertiggestelltenStatuen, die die Einheimischen nach dem überstürzten Aufbruch der Extraterrestrischen natürlich nicht hatten vollenden können. Aber auch ohne das Weltall zu bemühen, mochten die europäischen Entdecker des 18 . Jahrhunderts den »primitiven« Einwohnern der Osterinsel ebenso wenig weder die Fähigkeiten noch das Organisationstalent zutrauen, die vonnöten schienen, um eine derart komplexe Arbeit zu bewältigen.

    Bei aller Rätselhaftigkeit standen den Archäologen auf der Insel aber Orte wie die Steinbrüche zur Verfügung, die sie auf die Spur der Schöpfer der Steinkolosse brachten: eben die Bewohner der Osterinsel selbst.
    Der Zustand des offenbar von heute auf morgen aufgegebenen Arbeitsplatzes der Steinmetze in Rano Raraku, die außer Statuen in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung auch ihre Werkzeuge zurückließen, sowie aufwändige Praxistests haben die Rekonstruktion der Arbeit an den Kolossen ermöglicht. Mündlicher Überlieferung zufolge gehörten die Steinmetze zu den angesehensten Leuten der Insel. Um ihre Ernährung mussten sie sich nicht selbst kümmern, sondern wurden von ihren Verbandsgenossen mit den besten verfügbaren Lebensmitteln versorgt.
    Diese privilegierten Steinmetze konnten ihren Beruf also in Ruhe ausüben, konnten Spezialfertigkeiten und Werkzeug entwickeln und eine Technik ausarbeiten, um aus dem besonders gut zu bearbeitenden Tuffstein der Insel die riesigen Figuren zu meißeln. Zunächst wurde ein länglicher Steinblock aus dem Fels geschlagen, aus dessen Oberseite man Gesicht und Vorderfront grob herausarbeitete. Dann wurden Details wie Ohren, Arme und Hände skulptiert und der Rücken vom Untergrund gelöst.
    Für den Transport baute man Straßen, die von den Steinbrüchen stetig abfallend zum Standort führten. Die kilometerlangeReise der Giganten bewerkstelligte man, ähnlich wie vermutlich auch in Stonehenge oder bei den ägyptischen Pyramiden, mithilfe von hölzernen Schlitten auf Holzschienen. Natürlich brauchte es auch für diesen Transport auf dem Schienenweg viel Muskelkraft, aber Berechnungen und Versuche haben ergeben, dass die Stammesverbände der Osterinsel vom personellen Umfang her dazu in der Lage gewesen sein dürften.
    Auch die heikle Aufrichtung der Kolosse konnte von Feldforschern erfolgreich nachgestellt werden: Zunächst schüttete man eine Rampe auf, die in sanfter Steigung auf die Plattform führte, für die die Statue bestimmt war. Mit der Unterseite voran zog man sie dann liegend hinauf. Zuletzt wurde der steinerne Ahnherr mittels Hebel und Abstützung Stück für Stück emporgewuchtet. Damit auf dem letzten Stück in die stabile Vertikale die Statue nicht noch nach der anderen Seite kippte und alle Müh umsonst gewesen war, hatten die Bildhauer die Basis der Statue nicht ganz rechtwinklig gearbeitet, sondern ein klein wenig angeschrägt, um so ein Umfallen zu vermeiden. Das ging allerdings, wie sich nachweisen lässt, nicht in jedem Fall gut; auch auf dem Transport kam es immer wieder zu Havarien.

    Das Gestein für die Kolossalstatuen kommt auf der Osterinsel noch immer vor, aber andere Zutaten waren dort schon nicht mehr zu haben, als die ersten Europäer die abgelegene Insel erreichten. Die Insel war nämlich nicht immer das karge Fleckchen gewesen, als das es sich heute darstellt. Vor allem hatte es einmal einen subtropischen Wald mit dichtem Unterholz gegeben. Bereits im 18 . Jahrhundert aber wuchsen keine größeren Bäume mehr, weswegen den Europäern bei ihren ersten Besuchen die jämmerlichen, seeuntüchtigen Boote auffallen sollten. Wie andere Gesellschaften zu anderen Zeiten hatten auch die Bewohner der Osterinsel Raubbau an ihren natürlichen Ressourcen betrieben, der das sensible Ökosystem irgendwann massiv in Mitleidenschaft zog und einen erheblichen Teil ihrer Lebensgrundlagen zerstörte. Verschiedene moderne Forschungsmethoden wie Pollenanalyse oder Radiokarbonmethode halfen bei der Rekonstruktion des Niedergangs.

    In den ersten Jahrhunderten der Besiedlung der Osterinsel bauten

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