Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
sein könnte. Der Haupttempel mit drei geschlossenen Mauern ohne Fenster und einer offenen Front zum Platz hat einen Altar imhinteren Teil und siebzehn Nischen im Mauerwerk darüber. Der »Kapitelsaal« gleich daneben mag Versammlungsort der Priester gewesen sein. Daneben gibt es zwei weitere Tempel, einer davon mit drei Fenstern. Die kargen archäologischen Befunde erlauben wenig mehr als gut begründete Vermutungen, was den Zweck der Gebäude betrifft.
Kultisches Zentrum mit exklusivem Zugang war die Sonnenwarte Intihuatana am höchsten Ort der Stadt, zu der man vom Heiligen Platz aus über eine Treppe gelangt. Hier wurde der Fels so behauen, dass man über zwei Plattformen ein Plateau erreicht, von wo es über eine Felstreppe noch ein Stückchen höher geht. Dort wurde die Felsspitze zum Intihuatana gemeißelt, ein Gnomon, dessen Schattenwurf die Tageslängen und den Fortgang des Sonnenjahres nachvollziehen lässt, darunter die Bestimmung der Sonnenwenden. Auch anderswo im Umkreis wurde Fels behauen und gestaltet, ohne dass zweifelsfrei nachvollziehbar wäre, dass dafür kultische Gründe vorlagen.
Die Dachkonstruktionen sämtlicher Gebäude sind nicht erhalten, da vergängliches Material verwendet wurde. In jüngerer Zeit wurden aber zu Demonstrationszwecken einige Gebäude mit Dächern im traditionellen Inka-Stil versehen, denen Ethnologen und Archäologen weitgehende Authentizität bescheinigen.
Inmitten der Stadt liegt eine gestufte große Anlage – in moderner Zeit »Platz der Sonne« getauft. Sie trennt die hanan genannte Oberstadt mit den Zeremonialstätten von der Unterstadt namens hurin , eine deutlich weniger feine Gegend mit sehr einfachen Wohnbauten, die abermals unterteilt ist. Offenbar war die Stadt auf Zuwachs gebaut, das zumindest lässt ein unfertiger Teil der Unterstadt in der Nordwestecke von Machu Picchu vermuten, der außerdem noch eine eigentlich provisorische Rampe aufweist, auf der das Baumaterial herangeschafft wurde.Ein Kanal versorgte in Zeiten von Trockenheit die Terrassenfelder um die Stadt, auf denen Kartoffeln und Mais, Baumwolle und Quinoa (auch Inkareis oder Andenhirse genannt) angebaut wurden, bevor er durch Ober- und Unterstadt floss und dort diverse Brunnen speiste. In aller Regel mussten die Bewohner der Stadt keinen Wassermangel leiden. Die Inka waren Experten im Terrassenfeldbau – auch die Felder in Machu Picchu sind so sachkundig angelegt, dass sie bis heute nicht weggespült wurden oder abrutschten. Allerdings ist die Anbaufläche im Vergleich zur Stadt mit der doppelten Fläche recht klein. An den Steilhängen gleich unterhalb der Außenmauern fanden die Archäologen außerdem zahlreiche Grabhöhlen.
Die Besiedlung des amerikanischen Kontinents geschah von Nord nach Süd, nachdem vor mindestens zwölftausend Jahren, vielleicht auch erheblich früher, die ersten Menschen über die damals noch vorhandene Landverbindung zwischen Amerika und Asien einwanderten. Es dauerte einige Jahrtausende, bis aus den Jägern und Sammlern sesshafte Bauern wurden, die Pflanzen kultivierten und Tiere hielten. Eine früh planmäßig angebaute Pflanze war die Bohne, die schon für das 8 . Jahrtausend im heutigen Peru nachweisbar ist, bald kamen Kürbis und Paprika hinzu und – zunächst in Mexiko – der Mais.
Die Landwirtschaft verbesserte die Ernährungslage, so dass die Bevölkerungszahl stieg, was komplexere gesellschaftliche Verbände mit sozialen Unterschieden und die Spezialisierung von Tätigkeiten ermöglichte und irgendwann zu Staatenbildung und überregionalem Handel führte, in dessen Folge zu Kontakten nach und Einflüssen von außen. Das geschah vor allem in Mittelamerika, den Anden und an der Küste des heutigen Peru. Dort entstanden seit ca. 1800 v. Chr. die ersten Städte, deren Häuser und Monumentalbauten aus Lehm errichtet wurden unddie Ausbildung gesellschaftlicher Schichten belegen: Neben einfachen gibt es größere und aufwendigere Bauten; Gemeinschaftsgebäude setzen voraus, dass für deren Errichtung Menschen dienstverpflichtet werden konnten. Für die Landwirtschaft entwickelte man aufwendige, anspruchsvolle Systeme künstlicher Bewässerung, denen selbst moderne Ingenieure den größten Respekt zollen. In Peru mussten die Menschen sich und ihre Landwirtschaft darüber hinaus weiteren Vorgaben ihres Siedlungsraums anpassen: den beachtlichen Höhenunterschieden.
Den größten – und bestorganisierten – Staat Altamerikas errichteten die Inka im 15 .
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