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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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wenn sie gewartet haben, bis danach die Türen geöffnet wurden und dann inmitten des Durcheinanders irgendwie geflohen sind?«
    »Daran habe ich auch gedacht«, erwiderte Vogelhut. »Ich ließ die Wachen jedes nur denkbare Versteck absuchen, jeden Winkel und jede Nische im MAX-SEC. Und für den Fall, daß die Männer irgend etwas finden würden, habe ich die Türen wieder schließen lassen, bevor sie mit der Durchsuchung begannen.«
    »Angenommen, die Gefangenen wären irgendwie an ihnen vorbeigekommen. Was dann?«
    »Dann hätten sie noch immer die Insel verlassen müssen, und wir haben sie von Wachtposten und drei Hubschraubern sichern lassen. Hier geht es ja nicht darum, daß ein einziger Gefangener entkommen ist, wie damals bei Peet. Vierundachtzig Gefangene hätten niemals von der Insel kommen können, ohne bemerkt zu werden.«
    »Aber Sie haben trotzdem für den Fall aller Fälle das gesamte Cape Stone absuchen lassen?«
    »Und auch den größten Teil des Lake Ontario, wenn auch weniger gründlich. Die Suche hat nichts ergeben.«
    »Und Sie haben sowohl die Anstalt wie auch Bowman Island gründlich absuchen lassen?«
    »Meine Leute setzen die Suche zur Zeit noch fort.«
    Kimberlain griff jetzt nach Strohhalmen. Er schritt den Gang ab und lauschte auf den Hall seiner Schuhe. Schließlich blieb er vor einer der High-Tech-Zellen stehen und konzentrierte sich auf die Tür.
    »Dieser Schlitz hier«, sagte er und betastete eine mit zwei Schlössern gesicherte viereckige Öffnung, die sich auf Hüfthöhe befand und achtzehn mal sechsunddreißig Zentimeter groß war. »Ich vermute, Sie reichen den Gefangenen ihr Essen da hindurch.«
    »Sie sind natürlich auf die genauen Ausmaße der Tabletts angelegt. Die Tabletts selbst bestehen aus Papier, das aufgrund einer Spezialbehandlung sehr biegsam ist und nicht zu scharfen Gegenständen geformt werden kann.«
    »Wann bekamen die Gefangenen am Abend der Flucht ihr Essen?«
    »Zwischen sechs und halb sieben, wie immer.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich habe es überprüft.«
    »Und zu dem Stromausfall kam es kurz vor halb zwölf?«
    »Ja, richtig.« Vogelhut versuchte, Kimberlains Gedankengang nachzuvollziehen, doch es gelang ihm nicht. »Aber die Gefangenen waren in ihren Zellen, als ich meine Runde machte. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß ich sie gesehen habe. Was hier passiert ist, ist einfach unmöglich. In den letzten beiden Tagen haben sich über zweihundert Ermittler im MAX-SEC umgesehen, und keinem einzigen von ihnen ist es gelungen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.«
    »Haben Sie es mit Hunden versucht?«
    »MAX-SEC jagt den Tieren zuviel Angst ein, als daß sie sich auf das Aufspüren einer Fährte konzentrieren können. Einige waren drauf und dran, ihre Führer anzugreifen, als sie die Hunde mit ins Gewölbe nehmen wollten. Verdammt dumme Viecher.«
    »Vielleicht sind sie klüger als wir.« Kimberlain ließ die Hand kurz über die Wand gleiten. »Ich würde gern meinen eigenen Bluthund hinzuziehen, jemand, der sich auf das Unmögliche spezialisiert hat.«
    »Ist er sauber?«
    »Er existiert gar nicht mehr, wenn Sie verstehen, worauf ich hinauswill.«
    Vogelhut tippte nervös mit der Fußspitze auf, während er darüber nachdachte. »Ich kann ihm vierundzwanzig Stunden verschaffen. Mehr auf gar keinen Fall.«
    »Er hat sich auf das Unmögliche spezialisiert, nicht auf Wunder.«
    »Mehr kann ich einfach nicht tun.«
    »Hoffen wir, daß er mehr tun kann.«
    Kimberlain hatte sich schon umgedreht, um den Hochsicherheitstrakt wieder zu verlassen, als Vogelhuts Stimme ihn verharren ließ. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Schießen Sie los.«
    »Würden Sie das auch tun, wenn Andrew Harrison Leeds nicht unter den Entflohenen wäre?«
    »Das werden wir wohl niemals erfahren, Herr Doktor, nicht wahr?«
    Andrew Harrison Leeds war das bisher letzte Ungetüm, das der Fährmann zur Strecke gebracht hatte. Vor einer Weile hätte er auf die Einschränkung ›bisher‹ verzichtet und erklärt, das allerletzte überhaupt – so, wie er es über Winston Peet gesagt hatte –, doch nun wußte er, daß solche Erklärungen völlig bedeutungslos geworden waren.
    Manipulationen von Nahrungsmitteln hatten die Grundlage für Leeds' Schreckensherrschaft dargestellt. Vergiftete Babynahrung, Limonade, Tiefkühlkost, nicht verschreibungspflichtige Medikamente und Süßigkeiten hatten zum Tod von einundvierzig Menschen in den gesamten USA geführt. Die Vorliebe des Killers für

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