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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Leitungen, ob Sie es nun glauben oder nicht.«
    »Das hat er gewußt.«
    »Es ist nicht gerade schwierig, das herauszufinden.«
    Kimberlain trat einen Schritt auf sie zu und blickte von der Veranda hinunter. »Wie hat er in Dixon Springs die Telefone lahmgelegt?«
    »Er hat die Überlandleitungen durchgeschnitten. Drei Stück. Nein«, korrigierte sie sich, nachdem sie die richtige Seite gefunden hatte. »Vier.«
    »Hat er hier Leitungen durchgetrennt?«
    »Nein.«
    »Nicht einmal die, bei denen es ihm möglich gewesen wäre?«
    »Ich verstehe nicht, was das bedeu …«
    »Seine Kenntnisse über diese Städte waren wesentlich besser, als Sie es vermutet haben. In Daisy hat er sich mit den Leitungen gar nicht erst die Mühe gemacht, weil er wußte, daß ein Großteil von ihnen unterirdisch verlegt war. Er verschwendete nicht gern Energie und Zeit.«
    »Also hat er zuerst in der Bar zugeschlagen.«
    Kimberlain kam hinab und ging an ihr vorbei. »Und in allen anderen Häusern oder Räumen, in denen noch mehrere Menschen wach und zusammen waren.«
    »Davon gab es nicht viele. Es war schon spät, als er zuschlug. Nein«, fügte sie hinzu, nachdem sie schnell ein paar Seiten überflogen hatte, »das war nur hier in der Bar der Fall.«
    »Nein.«
    »Bitte?«
    »In einigen Häusern waren die Menschen noch wach, haben ferngesehen, gelesen oder telefoniert. Vielleicht hören oder sehen sie etwas und tätigen dann einen Anruf, der Tiny Tims schöne Pläne völlig durchkreuzen könnte.«
    Lauren Talley ließ den Notizblock sinken. »Diese Zufälligkeit … wir konnten sie uns nicht erklären. Er kommt in die Stadt, schlägt in irgendeinem Haus zu, wendet sich aber erst mehr als eine Stunde später dem Nachbarhaus zu.«
    »Er hat sich zuerst um die Häuser gekümmert, deren Bewohner noch wach waren?«
    »Gehen wir ein paar Schritte, Lauren, und ich zeige es Ihnen.«
    Es war, als schritten sie durch eine alptraumhafte Version des Landes Oz. Anstatt der gelben Ziegelstraße folgten sie den gelben Bändern mit der Aufschrift NICHT ÜBERSCHREITEN. Einige hatten bereits den Elementen nachgegeben und flatterten wie Luftschlangen einer Gartenparty im Wind. Lauren stellte fest, daß sie fror, obwohl Kimberlain ihr seine Jacke gegeben hatte. Dennoch schien der Fährmann zu schwitzen. Schweiß hatte sein Hemd befleckt und bildete auf Brust und Rücken große, dunkle Stellen. Sie kamen zu einem Haus, das sich unter den ersten befand, die Tiny Tim betreten hatte. Es war zweistöckig, wirkte sehr solide, war dunkelgrün gestrichen – wenngleich es dringend einen neuen Anstrich nötig hatte – und verfügte über eine geflieste Terrasse.
    »Eltern und zwei Kinder, Teenager. Die Mutter war Lehrerin an der Schule in Harnell; dorthin bringt der Schulbus auch die Kinder aus Daisy. Dem Vater gehörte eine Tankstelle am Highway«, las Talley aus ihrem Notizblock vor. »Als er in das Haus eindrang, waren alle vier noch wach. Jeweils drei Kugeln pro Person, abgegeben aus einer Waffe mit Schalldämpfer. Keiner hat sich gewehrt. Die Jalousien waren hinabgelassen. Wir glauben nicht, daß er von außen hineinsehen konnte. Zumindest dürfte er nicht viel mitbekommen haben.«
    »Das hatte nichts damit zu tun.«
    »Sie haben gesagt, er habe gewußt, daß sie noch wach sind, als er am Haus vorbeigegangen ist.«
    »Nicht aufgrund dessen, was er sah, sondern wegen dem, was er hörte.«
    Lauren Talley musterte ihn nun sehr genau. Sie folgte ihm um das Haus herum und zu einem Fenster, das ein gutes Stück über dem Boden lag.
    »Haben Sie hier seine Stiefelabdrücke gefunden?« fragte Kimberlain.
    Sie mußte auf dem Notizblock nachsehen und blickte überrascht auf, als sie es gefunden hatte. »Ja. Genau dort, wo Sie jetzt stehen. Aber er kann nicht genug gehört haben, um …«
    »Nicht mit bloßem Ohr. Er hatte ein Hilfsmittel.«
    Kimberlain deutete mit der Hand auf das Fenster. »Er hatte ein Hörgerät dabei. Er brachte es mit einem Saugnapf am Fenster an und konnte alles verstehen, was in dem Zimmer dahinter gesprochen wurde, als wäre er selbst darin.«
    »Ein Saugnapf«, wiederholte Talley, als ihr ein Licht aufging. »Er hat vielleicht daran geleckt.«
    »Mit größter Wahrscheinlichkeit. Wie lange ist es jetzt her?«
    »Drei Tage.«
    »Spuren?«
    »Vielleicht sind sie noch vorhanden. Er kann nicht das gesamte Sekret von allen Fenstern gewischt haben. Es hängt wohl davon ab, wie hoch seitdem der Feuchtigkeitsgehalt der Luft war. Ich lasse morgen

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