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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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früh die Spurensicherung aufmarschieren, um es herauszufinden.« Sie hielt inne. »Wie konnten wir das nur übersehen?«
    »Passen Sie auf«, sagte Kimberlain. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, konnte das Fensterglas jedoch kaum berühren. »Ich bin einsfünfundachtzig groß. Wer auch immer diesen Saugnapf benutzt hat, er muß mindestens zehn, vielleicht sogar zwanzig Zentimeter größer sein als ich.«
    Talley stellte sich das Bild des Mannes vor und erschauderte. »Wir haben gewußt, daß er groß ist, aber …«
    »Können Sie anhand der Speichelreste auf dem Glas seine Blutgruppe bestimmen?«
    »Das allemal, wenn noch Reste vorhanden sind.«
    »Die Blutgruppe, die Größe, irgendeine militärische Ausbildung, Kenntnisse über moderne Elektronik.«
    »Man braucht keine besonderen Kenntnisse, um einen Saugnapf anzuwenden.«
    »Aber um einen zu basteln.«
    »Sie glauben, er hat ihn selbst gebaut?«
    »Sonst hätte Tiny Tim ihn nicht benutzt. Es wäre zu einfach, der Spur zu folgen und herauszufinden, wo er ihn gekauft hat. Aber ich kann mir vorstellen, daß er seine reine Freude daran hätte, wenn Sie dieser Spur trotzdem folgten und damit kostbare Zeit verschwendeten.«
    »Sie haben noch nichts über seinen mißgebildeten Fuß gesagt.«
    »Weil Sie ihn auf diese Art nicht finden werden. Vergessen Sie die Hoffnung, es könnte sich um einen angeborenen Fehler handeln.«
    »Warum?«
    »Keine militärische Einheit würde jemanden mit solch einem Geburtsfehler aufnehmen, und ganz besonders nicht die Leute, die diesen Burschen ausgebildet haben. Es ist nach seiner Dienstzeit passiert.«
    »Oder bei einem Einsatz?«
    »Könnte sein. Aber Sie haben alle Akten überprüft und nichts gefunden, was Ihnen weiterhelfen würde, oder?«
    »Die Suche läuft noch.«
    Kimberlain blickte jetzt zu Boden und versuchte sich vorzustellen, wie Tiny Tim drei Abende zuvor dasselbe getan hatte. »Er benutzt keinen Stock, nicht wahr?«
    Die Talley sah ihn erstaunt an. »Die Spurensicherung hat keine Indizien dafür gefunden, ist aber der Ansicht, daß er bei seiner Behinderung eigentlich einen benutzen müßte.«
    Der Fährmann schüttelte den Kopf. »Tut er aber nicht. Vielleicht hat er einmal einen benutzt, jetzt aber nicht mehr. Ein Stock zeugt von Schwäche, und dieser Bursche würde niemals irgendeine Schwäche eingestehen. Für ihn ist Stärke überaus wichtig, weil sie Macht bedeutet, und Macht … nun ja, Macht ist alles für ihn.«
    Kimberlain blickte auf. Das Fenster reflektierte nicht den kleinsten Lichtschimmer.
    »Er hat die erschossen, die ihm gefährlich werden konnten, die noch wach waren«, fuhr er fort. »Bei den meisten Schlafenden hat er Gas benutzt.«
    »Aber er ist immer in das jeweilige Haus eingedrungen.«
    »Männer wie er müssen zuschauen, wie ihre Opfer auf die eine oder andere Weise sterben.«
    »Und er hat ein Messer benutzt«, erinnerte Talley ihn. »Zumindest ein paarmal. Besonders bei einer Familie.« Sie blätterte hektisch die Seiten durch und dann wieder zurück, als sie begriff, das sie den betreffenden Eintrag übersehen hatte. »Sie hat auf der anderen Seite der Stadt gewohnt. Er hat sie verstümmelt.«
    »Direkt am Anfang?«
    »Nein. Er hat sie so ziemlich am Ende getötet.«
    »Das paßt nicht ins Schema«, erwiderte Kimberlain. »So etwas würde er mit einer Familie anstellen, die noch wach war, als er zuschlug. Sonst hat es keinerlei Verstümmelungen gegeben?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Dixon Springs?«
    »Keine, aber …«
    »Aber was?«
    »Er hat einige Häuser niedergebrannt. Wir dachten, er wolle damit die Aufmerksamkeit auf sein … Werk lenken. Vielleicht war es aber auch ganz anders.«
    »Ihre Laborleute sollen noch einmal mit den besten Geräten aufmarschieren, die sie haben. Sagen Sie ihnen, sie sollen sich auf die Überreste der Leichen in den niedergebrannten Häusern konzentrieren. Sagen Sie ihnen, sie sollen nach Spuren irgendwelcher Verstümmelungen suchen.«
    »Glauben Sie, daß da ein Muster vorliegt?«
    »Es ist vielleicht zu spät, um es in Dixon Springs noch herauszufinden, und selbst, falls es noch nicht zu spät sein sollte, wüßte ich nicht, was es zu bedeuten hat. Ich weiß nur, daß vielleicht etwas dahinterstecken könnte.«
    »Und das ist schon mehr, als wir hatten, als wir hier eintrafen.«
    »Vielleicht finden wir noch mehr heraus. Gehen wir weiter.«
    Zwei Stunden weiterer Rekonstruktionen des letzten Abends im Leben der Stadt Daisy, Georgia, brachten keine

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