Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen
unterbrach Sophie nicht. Es war mir klar, dass diese Aufzählung nur ein Anfang war, dass dies nur Einzelheiten waren, die erledigt werden mussten, bevor man zur Sache kam. Was immer Fanshawe mit seinem Leben gemacht hatte, es hatte wenig mit diesen Gelegenheitsarbeiten zu tun. Ich wusste es, bevor noch etwas gesagt wurde. Wir sprachen schließlich nicht von irgendjemandem, wir sprachen von Fanshawe, und die Vergangenheit lag nicht so weit zurück, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte, wer er war.
Sophie lächelte, als sie merkte, dass ich ihr voraus war und dass ich wusste, was kommen würde. Ich glaube, sie hatte von mir erwartet, dass ich es wusste, und ihre Erwartung wurde nun bestätigt, und alle Zweifel, die sie gehabt haben mochte, als sie mich bat zu kommen, wurden ausgelöscht. Ich wusste es, ohne dass man es mir sagen musste, und das gab mir das Recht, da zu sein, zu hören, was sie mir mitzuteilen hatte.
«Er schrieb weiter», sagte ich. «Er wurde Schriftsteller, nicht wahr?»
Sophie nickte. Genau das war es. Oder jedenfalls zum Teil. Was mich erstaunte, war, dass ich nie von ihm gehört hatte. Wenn Fanshawe Schriftsteller war, hätte ich doch sicherlich irgendwo auf seinen Namen gestoßen sein müssen. Es war mein Geschäft, solche Dinge zu wissen, und ich fand es unwahrscheinlich, dass ausgerechnet Fanshawe meiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte. Ich fragte mich, ob es ihm nicht gelungen war, einen Verleger für seine Arbeiten zu finden. Es war die einzige folgerichtige Frage.
Sophie erklärte mir, dass es komplizierter gewesen sei. Er hatte nie versucht, etwas zu veröffentlichen. Als ganz junger Mann war er zu schüchtern gewesen, um etwas aus der Hand zu geben. Er hatte das Gefühl gehabt, dass seine Arbeit nicht gut genug gewesen war. Aber auch später, als sein Selbstvertrauen gewachsen war, zog er es vor, im Verborgenen zu bleiben. Es würde ihn ablenken, einen Verleger zu suchen, sagte er, und er würde seine Zeit viel lieber auf die Arbeit selbst verwenden. Sophie ärgerte sich über diese Gleichgültigkeit, aber immer wenn sie ihn drängte, antwortete er mit einem Achselzucken: keine Eile, früher oder später würde er schon so weit sein.
Ein- oder zweimal überlegte sie sich tatsächlich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und ein Manuskript zu einem Verleger hinauszuschmuggeln, aber sie führte ihren Plan nie aus. Es gab für sie Regeln in einer Ehe, die nicht gebrochen werden durften, und so verbohrt seine Einstellung auch war, sie hatte keine andere Wahl, als auf ihn einzugehen. Es war eine umfangreiche Arbeit, und die Vorstellung machte sie verrückt, dass sie einfach nur dort im Schrank lag, aber Fanshawe verdiente ihre Loyalität, und sie tat ihr Bestes, nichts zu sagen.
Eines Tages, etwa drei oder vier Monate bevor er verschwand, bot Fanshawe ihr einen Kompromiss an. Er gab ihr sein Wort, dass er innerhalb eines Jahres etwas unternehmen werde, und um zu beweisen, dass er es ernst meinte, sagte er ihr, falls er aus irgendeinem Grunde seinen Teil der Abmachung nicht einhalte, solle sie alle seine Manuskripte mir bringen und in meine Hände legen. Ich sei der Hüter seines Werkes, sagte er, und es liege bei mir zu entscheiden, was damit geschehen solle. Wenn ich dächte, seine Arbeit sei es wert, veröffentlicht zu werden, beuge er sich meinem Urteil. Außerdem, sagte er, wenn ihm in der Zwischenzeit etwas zustieße, solle sie mir die Manuskripte sofort geben und mir erlauben, das Nötige zu veranlassen, unter der Bedingung, dass ich fünfundzwanzig Prozent von dem Geld erhalte, das seine Arbeit eventuell einbringen werde. Wenn ich dächte, dass es seine Schriften nicht wert seien, veröffentlicht zu werden, solle ich die Manuskripte Sophie zurückgeben, und sie solle sie bis zur letzten Seite vernichten.
Diese Erklärungen überraschten Sophie, und sie lachte beinahe über Fanshawe, weil er so feierlich-ernst war. Die ganze Szene passte so gar nicht zu ihm, und sie fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, dass sie gerade schwanger geworden war. Vielleicht hatte ihn der Gedanke an die Vaterschaft ernüchtert und mit einem neuen Verantwortungsbewusstsein erfüllt; vielleicht war er so fest entschlossen, seine guten Absichten zu beweisen, dass er übertrieb. Was immer der Grund war, sie war froh, dass er seine Meinung geändert hatte. Bald begann sie sogar, im Geheimen von Fanshawes Erfolg zu träumen, und sie hoffte, ihre Stellung aufgeben und das Kind ohne
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