Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise
nicht mehr gebraucht.
Troy tat näher. »Ja, Marie war beim König, sie hat ihn dazu gebracht, dich zu begnadigen.«
Tris' violett umschattete Augen richteten sich auf Marie. Sie hielt seinem Blick stand.
»Es wird keine Verhandlung geben, mon eher«, meldete sich der Herzog zu Wort und legte Tris die Hand auf die Schulter. »Sieht ganz so aus, als würdest du noch deine Enkelchen auf den Knien schaukeln.«
Tris blickte Marie unverwandt an. Sie versuchte ein zittriges Lächeln und befeuchtete ihre Lippen. »Ich war in Versailles und hatte eine ganz gewöhnliche Audienz, bei der ich mein Anliegen vorbringen durfte.« Sie hoffte, dass er verstand, was sie damit sagen wollte. »Ich habe ein Schreiben erhalten, das dich auf freien Fuß setzt.«
»Warum ist dann keiner von euch wirklich fröhlich, sondern gibt krampfhaft vor, es zu sein?« Seine Stimme klang fester.
Troy senkte den Blick und auch Marie brachte keinen Satz heraus. Schließlich sagte der Herzog: »Natürlich gibt es einen Pferdefuß, mon eher. Du weißt doch, der König macht keine Geschenke. Sein Angebot ist einfach: du bist frei, noch heute, allerdings musst du innerhalb von zehn Tagen das Land verlassen.«
»Verbannung?« Das Wort hing in der Luft.
Marie riss sich zusammen. »Ja. Verbannung. Im Gegenzug gibt es keine Verhandlung. Keinen Schuldspruch. Keinen Galgen.«
Tris ließ Marie los und verschränkte die Arme vor der Brust. »Keine Verhandlung also.«
Marie nickte eifrig und fühlte Erleichterung in sich aufsteigen, dass er das Wesentliche begriff. Aber seine nächsten Worte vernichteten diese Erleichterung im Handumdrehen.
»Ist irgendjemand von euch auf die Idee gekommen, dass in dieser Verhandlung meine Unschuld bewiesen werden könnte? Dass ich freigesprochen werde?« Seine Stimme schnitt die Stille entzwei. »Hat sich irgendjemand die Mühe gemacht, den wahren Mörder zu suchen?« Sein brennender Blick glitt über Marie, ehe er mit scharfer Stimme fortfuhr: »Oder glaubt ihr, dass ich es getan habe?«
»Nein, natürlich nicht«, riefen Troy, Marie und der Herzog gleichzeitig.
»Dann nennt mir einen Grund, warum ich diesen anmaßenden Fetzen Papier nicht einfach in tausend Stücke reißen soll.«
»Weil man dich in einer Verhandlung niemals freisprechen wird«, schrie Marie wütend. »Der Anschlag auf den königlichen Neffen gilt als Anschlag auf den König selbst. Auf seine Macht. Die beiden Begleiter von Saint-Croix haben dich als Aufrührer und Verschwörer dargestellt, der nur darauf wartet, seine Leute um sich zu scharen und nach Paris zu marschieren. Wenn es zu einem Prozess kommt, steht das Urteil von vornherein fest: dein Tod.«
»Aber ich habe es nicht getan, verdammt«, schrie er zurück, seiner stoischen Haltung beraubt. »Es muss doch Gerechtigkeit geben.«
Henri de Mariasse hob seine mit Ringen geschmückte Hand. »Die gibt es, wenn du das Schreiben des Königs akzeptierst. Eine andere Gerechtigkeit wirst du auf Erden nicht finden. Saint-Croix' Mörder wird an einem anderen Ort gerichtet werden und ich will nicht, dass du eher vor diesem Richter stehst als er.« Der Herzog hatte Tris an der Schulter gepackt. »Du hast die Chance, ein ganz neues Leben zu beginnen, Herrgott, nimm sie.«
Tris schüttelte ihn ungeduldig ab. »Ich will kein neues Leben. Ich bin mit meinem alten recht zufrieden.«
Der Herzog ballte seine Hände zu Fäusten. »Du hast kein altes Leben mehr. Du hast die Wahl zwischen einem Schiff, das dich hinbringt, wo immer du hinwillst, oder einem Fuhrwerk, das dich zum Galgen karrt. Diese Wahl kann doch nicht so schwer sein.«
»Und was wird aus La Mimosa ? Alles, was ich getan habe, habe ich für La Mimosa getan. Soll ich es aufgeben, vergessen?«, fragte Tris gereizt. »Könntest du so einfach Belletoile verlassen?«
»Wenn mein Leben der Einsatz ist - ohne nur einen Moment zu zögern. Ich lebe zu gerne, es gibt noch so viel, das ich sehen und tun will.« Der Herzog sprach ruhiger weiter. »Ich würde Belletoile verlassen. Auch wenn ich niemanden hätte, der mich begleitet. Auch ohne zu wissen, dass jemand Belletoile weiterführen wird.«
Troy, der sich im Hintergrund gehalten hatte, sagte leise: »Auch wenn ich dich bisher enttäuscht habe, Tris, ich werde mich um La Mimosa kümmern bis zu meinem letzten Atemzug, das schwöre ich. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bewahre es, für den Fall, dass du irgendwann zurückkommst, und für die nächste Generation.«
Marie hatte sich an die Wand
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