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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Stunden. Nicht, weil ich einen Atemzug lang glaube, dass Euer Gatte unschuldig ist.«
    Er hielt ihr das Papier entgegen und Marie griff beklommen danach. Als sie es fertig gelesen hatte, war alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Lebenslange Verbannung?«, fragte sie tonlos.
    »Ich bin nicht bereit, Unruhestifter in den Provinzen zu dulden. In meiner Großherzigkeit schenke ich Ihr das Leben des Chevaliers. Das ist es doch, was Sie gewollt hat.«
    Ja, das hatte sie gewollt, aber der Preis dafür war Tris' Verzicht auf La Mimosa. Und sie war sich nicht sicher, ob er in diesem Fall nicht den Tod vorziehen würde.
    »Hat Sie etwa erwartet, dass alles fröhlich seinen Gang gehen würde wie bisher?« Die Stimme des Königs riss sie aus ihren Gedanken und sie starrte ihn blind an. »Nun, Sie hat Zeit zu überlegen. Mein Angebot gilt bis zum 15. des nächsten Monats. Wenn er sich zu diesem Zeitpunkt noch im Land befindet, wird ihm der Prozess gemacht. Mit d'Istrou und de Morens als Kronzeugen.«

25
    Das Gefängnis von Narbonne war ein trister viereckiger Turm unweit des Rathauses. Schon von außen verursachte sein Anblick Marie Kopfschmerzen. Troy und der Herzog von Mariasse hatten sie begleitet und halfen ihr aus der Kutsche. Sie hielt den kleinen Lederköcher, in dem sich das Schreiben des Königs befand, fest umklammert.
    »Wir werden es schaffen. Wir werden ihm klarmachen, dass er diese Chance ergreifen muss, wenn er seinen nächsten Geburtstag erleben will«, sagte der Herzog aufmunternd. »Alles wird gut, Ihr werdet sehen, Madame de Rossac. Er verfügt gelegentlich über eine bedauernswerte Sturheit, aber er ist nicht dumm.«
    Marie nickte und hoffte, dass der Herzog Recht hatte. Das Schreiben des Königs riss die Wächter aus ihrer Lethargie. Sie beeilten sich, die Ankömmlinge zu ihrem Häftling zu bringen.
    Marie klammerte sich an Troys Arm fest, während der Herzog voranschritt, als sie die engen, nur unzulänglich von Fackeln erhellten Gänge durchquerten. Aus den Augenwinkeln sah sie winzige vergitterte Zellen, die mit Stroh ausgelegt waren und in denen sich nichts als eine Pritsche und ein Holzeimer befand. Schmutzige Hände streckten sich durch das Gitter, und zahnlose Münder in bleichen Gesichtern grinsten sie an. Gestank nach Urin und feuchtem Moder hing in der Luft. Marie schauderte. In Gedanken hatte sie sich fürchterliche Bilder ausgemalt, doch dieses Ausmaß an Elend übertraf alle ihre Vorstellungen.
    Der Wärter schloss eine Türe am Ende des Ganges auf und schob den Riegel zurück. »Meine Leute bleiben hier postiert. Jeder Fluchtversuch wird mit einer Kugel belohnt.« Er spuckte auf den Boden und rief in das Innere des Gewölbes. »Besuch, Euer Hochwohlgeboren.«
    Marie spähte am breiten Rücken des Herzogs vorbei. Zu ihrer Erleichterung war der Raum relativ groß und trocken. Durch eine kleine, vergitterte Luke fiel ein dünner Streifen Licht herein. Sie entdeckte ein Bett mit einem Kissen und einer Wolldecke. Daneben stand ein Tisch mit einem Stuhl, dessen Lehne zur Hälfte abgebrochen war. Keinerlei Komfort, allerdings auch nicht das Loch, in dem die anderen Häftlinge vegetierten. Das Geld des Herzogs war gut angelegt.
    Sie spürte Tris' Anwesenheit, aber sie sah ihn nicht. Ihre Augen suchten die Dunkelheit ab, unsicher und verzweifelt.
    »Tris?«, rief sie fragend. Ihre Stimme hallte von den Wänden. Mit ausgestreckten Armen ging sie weiter.
    Endlich trat er einen Schritt aus dem Schatten heraus. Sein Haar fiel verfilzt auf seine Schultern, ein dichter Bart bedeckte sein Gesicht. Dunkle Flecken und Schmutz übersäten das ehemals weiße Hemd und die Hose. Blind für das alles stürzte sich Marie in seine Arme.
    »Endlich, endlich hab ich dich wieder.« Die Erleichterung trieb Tränen in ihre Augen. »Ich bin so froh, dass du lebst. Dass es dir gut geht.«
    Sie spürte, wie sich sein Körper anspannte. »Natürlich nicht gut, aber ... doch ...«, sie brach ab, als sie seinen brennenden Blick bemerkte. Ihre Hand glitt zu seinem Gesicht. Mit den Fingerspitzen berührte sie seine Wange und strich über seine Schläfe. »Ich habe dich so vermisst.« Sie hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Da er weder reagierte noch etwas erwiderte, redete sie schnell weiter. »Ich habe eine Begnadigung erwirkt, Tris. Wenn du willst, kannst du in dieser Minute das Gefängnis verlassen.«
    Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Wenn ich will?« Seine Stimme klang rau, als hätte er sie lange

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